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Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Titel: Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Isaacson
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wahr zu sein. Es gab allerdings einen weitaus entscheidenderen Faktor, der das Board gegen Amelio aufbrachte. Fred Anderson, der CFO, erachtete es als seine treuhänderische Pflicht, Ed Woolard und die gesamte Führungsriege über die fatale finanzielle Lage von Apple auf dem Laufenden zu halten. »Fred war der Mann, der mich informierte, dass unsere Liquidität den Bach runterging, Mitarbeiter das Unternehmen verließen und noch mehr Leute in Schlüsselpositionen diese Möglichkeit in Betracht zogen«, so Woolard. »Er sagte klipp und klar, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis das Schiff auf Grund liefe, und dass auch er daran dächte, zu kündigen.« Die Sorgen, die Woolard plagten, seit er Amelios Herumwursteln auf der Aktionärsversammlung miterlebt hatte, wurden dadurch nicht geringer.
    Woolard hatte Goldman Sachs gebeten, die Möglichkeit auszuloten, dass Apple sich selbst zum Kauf anböte, doch nach Meinung der Investmentbank war es unwahrscheinlich, einen geeigneten strategischen Käufer zu finden, weil ihr Marktanteil so tief gefallen war. Als Amelio bei einer Managementsitzung des Board nicht mit im Raum war, beschrieb Woolard den amtierenden Mitgliedern, wie er sich ihre Chancen ausrechnete. »Wenn wir Gil als CEO behalten, haben wir meiner Meinung nach nur eine Chance von zehn Prozent, einem Bankrott zu entgehen«, sagte er. »Wenn wir ihn feuern und Steve überreden zu übernehmen, haben wir eine Überlebenschance von 60 Prozent. Wenn wir Gil feuern, Steve nicht zurückholen und einen neuen CEO suchen müssen, beträgt unsere Chance zu überleben 40 Prozent.« Das Board ermächtigte ihn, Jobs zu fragen, ob er zurückkommen würde, und ganz unabhängig davon über die 4.-Juli-Feiertage Krisensitzungen des Board per Telefonkonferenz einzuberufen.
    Woolard und seine Frau flogen nach London, um sich das Tennisturnier in Wimbledon anzusehen. Ein bisschen Tennis sah er tagsüber, aber die Nächte verbrachte er in seiner Suite im Hotel Inn on the Park und telefonierte mit Leuten in Amerika. Am Ende seines Aufenthalts belief sich seine Telefonrechnung auf 2000 Dollar.
    Zuerst rief er Jobs an. Das Board sei dabei, Amelio zu feuern, und wolle, dass Jobs die Position des CEO übernehme. Jobs hatte wirklich kein Blatt vor den Mund genommen, um Amelio zu verspotten und seine eigenen Ideen durchzusetzen, in welche Richtung Apple sich entwickeln solle. Aber nun, da man ihm den Posten auf dem Silbertablett antrug, zierte er sich auf einmal. »Ich werde helfen«, erwiderte er.
    »Als CEO?«, fragte Woolard.
    Jobs verneinte. Woolard drängte ihn, doch wenigstens den Posten eines kommissarischen CEO zu übernehmen. Jobs zögerte noch immer. »Ich werde mich als Berater betätigen«, sagte er. »Ohne Bezahlung.« Er willigte auch ein, Board-Mitglied zu werden – was er ja immer herbeigesehnt hatte –, wollte aber auf gar keinen Fall die Position des Chairman des Board übernehmen. »Das ist alles, was ich jetzt anbieten kann«, sagte er. Er schickte ein Memo per E-Mail an die Mitarbeiter bei Pixar und versicherte ihnen, dass er sie nicht im Stich lassen würde. »Das Apple-Board hat mich vor drei Wochen angerufen und gebeten, als CEO zu Apple zurückzukommen«, schrieb er. »Ich habe abgelehnt. Dann baten sie mich, den Posten des Chairman zu übernehmen, was ich aber ebenfalls abgelehnt habe. Keine Sorge – es ist nichts dran an den wilden Gerüchten. Ich beabsichtige nicht, Pixar zu verlassen. Ihr habt mich am Hals.«
    Warum ergriff Jobs die Zügel nicht? Weshalb zögerte er, sich den Posten zu schnappen, den er sich doch anscheinend zwei Jahrzehnte lang gewünscht hatte? Als ich ihn fragte, sagte er:
    Wir waren gerade mit Pixar an die Börse gegangen, und ich war glücklich und zufrieden damit, dort CEO zu sein. Ich habe noch nie gehört, dass irgendjemand als CEO von zwei an der Börse geführten Unternehmen tätig gewesen sei, noch nicht mal zeitweise, und ich war mir auch nicht sicher, ob das überhaupt legal ist. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte oder wollte. Es machte mir Spaß, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Ich war hin und her gerissen. Ich wusste, Apple war das reinste Chaos, und ich fragte mich: Möchte ich das angenehme Leben, das ich führe, aufgeben? Was werden die ganzen Pixar-Aktionäre davon halten? Ich sprach mit Leuten, die ich respektierte. Irgendwann an einem Samstagmorgen rief ich gegen acht Uhr bei Andy Grove an – zu früh. Ich schilderte ihm das Pro und Contra, und

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