Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
die seit den Anfängen dabei gewesen waren. Selbstverständlich gehörte auch Wozniak zu dieser bevorzugten Kategorie, obwohl sie sich auseinanderentwickelt hatten; dasselbe traf auf Andy Hertzfeld und einige andere aus dem Mac-Team zu. Und im Endeffekt gehörte auch Mike Markkula dazu. »Ich fühlte mich von ihm schwer hintergangen, aber andererseits war er wie ein Vater für mich und ich mochte ihn immer gern«, erinnerte sich Jobs später. Als Markkula um seinen Rücktritt vom Apple-Board gebeten werden sollte, fuhr Jobs persönlich zu dessen schlossähnlicher Villa in den Bergen von Woodside. Wie gewohnt bat er ihn, mit ihm spazieren zu gehen, und sie schlenderten über das Grundstück zu einer Redwood-Baumgruppe mit einem Picknicktisch. »Er erzählte mir, dass er ein neues Board wolle, um ganz von vorn beginnen zu können«, so Markkula. »Er machte sich Sorgen, dass ich die Mitteilung schlecht aufnehmen würde, und war erleichtert, dass ich es nicht tat.«
Sie verbrachten den Rest des Tages mit Diskussionen darüber, worauf Apple sich schwerpunktmäßig in Zukunft konzentrieren sollte. Jobs’ ehrgeiziger Plan war der Aufbau eines Unternehmens, das Bestand haben würde, und er wollte von Markkula wissen, ob es dafür ein Rezept gäbe. Markkula erwiderte, dass langlebige Unternehmen sich immer wieder neu erfinden müssten. Hewlett-Packard habe dies wiederholt getan; das Unternehmen habe als Hersteller verschiedener Geräte begonnen, dann Taschenrechner und schließlich Computer produziert. »Apple ist von Microsoft im PC-Geschäft kaltgestellt worden«, sagte Markkula. »Du musst die Firma neu erfinden, etwas ganz anderes machen, wie zum Beispiel Produkte oder Geräte für Endkunden. Du musst dich wie ein Schmetterling einer Metamorphose unterziehen.« Jobs sagte nicht viel, stimmte aber zu.
Das alte Board traf sich Ende Juni, um den Wechsel zu bestätigen. Woolard, ebenso vornehm wie Jobs kratzbürstig, war sprachlos, als Jobs in Jeans und Turnschuhen im Konferenzraum auftauchte, und er war besorgt, Jobs könne die scheidenden Board-Mitglieder als Versager beschimpfen. Aber Jobs warf nur ein freundliches »Hallo zusammen« in die Runde. Dann ging man zur Tagesordnung über: Man stimmte über die Annahme der Rücktrittsgesuche ab, wählte Jobs in das Board und ermächtige Woolard und Jobs, neue Board-Mitglieder zu suchen.
Jobs’ erster Kandidat Larry Ellison war keine Überraschung. Ellison sagte, er wäre gern dabei, aber er hasse es, an Sitzungen teilnehmen zu müssen. Jobs erwiderte, es sei in Ordnung, wenn er nur bei der Hälfte davon anwesend sei. (Nach einiger Zeit erschien Ellison nur noch zu einem Drittel der Konferenzen. Jobs schnappte sich ein Bild von Ellison, das irgendwann auf dem Cover der Business Week erschienen war, ließ eine lebensgroße und auf Karton aufgezogene Kopie davon anfertigen und platzierte sie dann auf Ellisons Stuhl.)
Jobs holte auch Bill Campbell an Bord, der in den frühen achtziger Jahren die Marketingabteilung von Apple geleitet hatte und mitten in die Auseinandersetzung zwischen Sculley und Jobs geraten war. Campbell hatte sich damals zwar für Sculley entschieden, in der Folgezeit aber eine dermaßen große Abneigung gegen ihn entwickelt, dass Jobs ihm verzieh. Er war jetzt CEO des Software-Unternehmens Intuit und ein Kumpel, mit dem sich Jobs zu Spaziergängen traf. »Wir saßen hinter seinem Haus«, erinnerte sich Campbell, der nur ein paar Blocks von Jobs entfernt wohnte. »Er sagte, er würde zu Apple zurückkehren und wolle mich im Board haben. Ich sagte: ›Heilige Scheiße, klar will ich das.‹« Campbell war Football-Coach an der Columbia gewesen, und laut Jobs bestand sein großes Talent darin, dass er »erstklassige Leistungen aus zweitklassigen Spielern herausholen konnte«. Bei Apple, so Jobs, hätte er nur erstklassiges Spielermaterial.
Woolard schaffte es, Jerry York zu gewinnen, CFO von Chrysler und dann von IBM. Andere wurden in Betracht gezogen und dann von Jobs abgelehnt, darunter auch Meg Whitman, die damals die Playskool-Abteilung von Hasbro leitete und bei Disney in der Strategieplanung tätig gewesen war. (1998 wurde sie CEO von Ebay, 2011 von Hewlett Packard, 2009 kandidierte sie für das Gouverneursamt von Kalifornien.) Sie verabredeten sich zum Mittagessen, und Jobs verfiel sofort wieder in seine binäre Denkweise, Leute entweder in die Schublade Genie oder Trottel einzusortieren. Seiner Ansicht nach gehörte Whitman nicht zur ersten
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