Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
dem Papier entworfen hatte, zusammenbauen könne. Wozniak beschloss, so wenige Chips wie möglich zu verwenden. Erstens sah er darin eine persönliche Herausforderung, zweitens wollte er nicht die Großzügigkeit seines Kollegen ausnutzen.
Einen Großteil der Arbeit erledigte er in der Garage seines Freundes Bill Fernandez, der um die Ecke wohnte und immer noch die Homestead High besuchte. Um ihre Bemühungen zu versüßen, tranken sie jede Menge Cream Soda; sie fuhren mit dem Rad zum Sunnyvale-Safeway-Supermarkt, um die Flaschen zurückzugeben, das Pfand zu kassieren und weitere Flaschen zu besorgen. »Aus diesem Grund bezeichneten wir ihn als den Cream Soda Computer«, erklärte Wozniak. Im Grunde handelte es sich dabei um einen Rechner, der Zahlen multiplizieren konnte, die durch verschiedene Schalter eingegeben wurden, und die Ergebnisse dann mit kleinen Lichtern im Binärcode wiedergab.
Als der Computer fertig war, informierte Fernandez Wozniak, dass es jemanden an der Homestead High gebe, den er unbedingt kennenlernen müsse. »Er heißt Steve. Genau wie du spielt er gern Streiche und ist besessen von der Elektronik.« Vielleicht war es das bedeutungsvollste Treffen in einer Garage im Silicon Valley, seit Hewlett 32 Jahre zuvor mit Packard fusionierte. »Steve und ich saßen auf dem Bürgersteig vor Bills Haus und erzählten uns Geschichten – meistens über unsere Streiche und über die elektronischen Designs, die wir gefertigt hatten«, so Wozniak. »Wir hatten so viel gemeinsam. Im Allgemeinen fiel es mir schwer, den Leuten zu erklären, an was für einer Art Design ich gerade arbeitete, doch Steve kapierte es sofort. Und ich mochte ihn. Er war recht mager, drahtig und voller Energie.« Auch Jobs war beeindruckt. »Woz war der erste Mensch, der besser über Elektronik Bescheid wusste als ich«, erklärte er und redete seine eigene Erfahrung klein. »Ich mochte ihn sofort. Ich war ein bisschen frühreif und er für sein Alter noch etwas unreif, sodass sich das ausglich. Woz war sehr intelligent, emotional entsprach er allerdings meiner Altersstufe.«
Neben ihrem Interesse für Computer teilten sie die Leidenschaft für Musik. »Es war eine fantastische Zeit für die Musik«, sagte Jobs. »Es war, als lebe man zu Zeiten Beethovens und Mozarts. Ehrlich, die Leute werden so auf diese Zeit zurückblicken. Und Woz und ich steckten mittendrin.« Wozniak lenkte Jobs’ Aufmerksamkeit vor allem auf Bob Dylan. »Wir machten einen gewissen Stephen Pickering in Santa Cruz ausfindig, der einen Newsletter über Dylan verfasste«, erklärte Jobs. »Dylan nahm all seine Konzerte auf, und einige der Leute, die ihn umgaben, besaßen keine Skrupel, sodass bald überall Raubkopien zu haben waren. Und dieser Kerl besaß sie alle.«
Dylan-Aufnahmen aufzutreiben wurde bald zu einem Joint Venture. »Wir beide zogen durch San José und Berkeley, hörten uns nach Raubkopien von Dylan um und sammelten sie«, berichtete Wozniak. »Wir kauften Broschüren mit Dylans Songtexten und sangen sie bis spät in die Nacht. Dylans Worte motivierten das kreative Denken.« Jobs fügte hinzu: »Ich hatte über 100 Stunden, einschließlich jedes Konzerts der Tour von 1965 und 1966, auch das auf dem Newport Folk Festival 1965, als er auf elektrische Gitarre umstellte.« Beide kauften sich hochwertige TEAC-Spulentonbandgeräte. »Ich benutzte meines bei geringer Geschwindigkeit, um viele Konzerte auf einem Band zu speichern«, sagte Wozniak. Jobs teilte seine Besessenheit. »Statt großer Lautsprecherboxen kaufte ich ein Paar tolle Kopfhörer, lag in meinem Bett und hörte mir das Zeug stundenlang an.«
Jobs hatte an der Homestead High einen Club gegründet, um Music-Lightshows zu veranstalten – und auch um Streiche zu spielen (einmal klebten sie einen goldbemalten Toilettensitz auf einen Übertopf). Es war der Buck Fry Club, eine Anspielung auf den Namen des Direktors. Auch wenn sie bereits ihren Schulabschluss in der Tasche hatten, unterstützten Wozniak und sein Freund Allen Baum Jobs am Ende des 11. Schuljahres darin, den Schulabgängern einen Abschiedsstreich zu spielen. Als Jobs 40 Jahre später über den Homestead-Campus schlenderte, blieb er stehen und deutete auf einen Balkon: »Siehst du den Balkon? Dort spielten wir den Banner-Streich, der unsere Freundschaft besiegelte.« In Baums Hinterhof nahmen sie ein großes Bettlaken, das er in den Farben der Schule, grün-weiß, eingefärbt hatte, und malten eine riesige Hand darauf, die den
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