Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
wandte er sich einem Kritikpunkt zu, der ihn wirklich gefuchst hatte, weil er in gewisser Weise berechtigt war: Mit dem ersten iPad konnte man Inhalt besser konsumieren als erstellen. Aus diesem Grund hatte Apple seine beiden besten Kreativanwendungen für den Macintosh, GarageBand und iMovie, angepasst und daraus leistungsstarke Versionen für das iPad gemacht. Jobs führte vor, wie einfach es mit dem neuen iPad war, einen Song zu komponieren und zu arrangieren oder Musik und Spezialeffekte in selbstgedrehte Videos einzubauen und derartige Schöpfungen ins Internet zu stellen oder sie zu teilen.
Erneut schloss seine Präsentation mit dem Bild der Kreuzung von »Liberal Arts Street« und »Technology Street«. Dieses Mal brachte er seine Überzeugung so klar und deutlich zum Ausdruck wie nie zuvor: Echte Kreativität und Einfachheit basieren auf einem integrierten Gesamtprodukt – Hardware und Software, und im Grunde auch Inhalt, Hüllen und Fachverkäufer – und nicht darauf, dass man offene beziehungsweise fragmentierte Elemente zuließ, wie dies in der Welt der PCs von Windows und jetzt auch bei den Android-Geräten der Fall war:
Es liegt in Apples DNA, dass uns Technologie allein nicht reicht. Wir glauben, dass uns Technologie nur in inniger Verbindung mit den Geisteswissenschaften ein Ergebnis liefert, das unsere Herzen höher schlagen lässt. Nirgends ist dies mehr der Fall als bei diesen Post-PC-Geräten. Der Tablet-Markt wird gestürmt, und Tablets werden als der nächste PC gehandelt, bei dem Hardware und Software von verschiedenen Unternehmen stammen. Unsere Erfahrung und jede Faser unseres Herzens sagt uns, dass dies nicht der richtige Weg ist. Dies sind Post-PC-Geräte, die man noch intuitiver und einfacher benutzen können muss als einen Personal Computer. Software, Hardware und die Anwendungen müssen noch nahtloser ineinandergreifen als bei einem Personal Computer. Wir sind der Ansicht, dass wir über die richtige Architektur verfügen, nicht nur auf Siliziumbasis, sondern auch in unserer Organisation, um diese Art von Produkten zu bauen.
Diese Architektur hatte ihren festen Platz nicht nur in der vom ihm aufgebauten Organisation, sondern auch in seiner Seele.
Nach der Einführungsveranstaltung sprühte Jobs vor Energie. Er kam zum Hotel Four Seasons und schloss sich mir, seiner Frau und Reed sowie dessen beiden Stanford-Freunden zum Mittagessen an. Ausnahmsweise aß er etwas, auch wenn er sich immer noch recht wählerisch gab. Er bestellte sich frisch gepressten Orangensaft, den er dreimal zurückgehen ließ mit der Begründung, der Saft käme aus der Flasche. Die Pasta Primavera schob er nach einem Bissen beiseite; sie sei ungenießbar. Aber dann verputzte er die Hälfte meines Crab-Louie-Salats und bestellte sich eine volle Portion davon für sich nach. Zum Dessert gab es eine Schale Eiskrem. Das nachsichtige Hotelpersonal schaffte es schließlich sogar, ihm ein Glas Saft zu bringen, das seinen Ansprüchen genügte.
Tags darauf, in seinem Haus, war er immer noch bester Dinge. Er plante, am nächsten Tag allein nach Kona Village zu fliegen, und ich fragte ihn, was er für die Reise auf sein iPad 2 geladen habe. Es waren drei Filme: Chinatown, Das Bourne Ultimatum und Toy Story 3. Aufschlussreicher war, dass er nur ein einziges Buch heruntergeladen hatte: Autobiographie eines Yogi von Paramahansa Yogananda, eine Anleitung für Meditation und Spiritualität, die er zum ersten Mal als Teenager, später mehrere Male in Indien und seither einmal pro Jahr gelesen hatte.
Mitten am Vormittag wollte er plötzlich etwas essen. Er war noch zu schwach, um selber zu fahren, also fuhr ich mit ihm zu einem Café in einer Mall. Es war geschlossen, aber der Besitzer war daran gewöhnt, dass Jobs auch außerhalb der Geschäftszeiten an seine Tür klopfte, und ließ uns fröhlich ein. »Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, mich aufzupäppeln«, scherzte Jobs. Seine Ärzte hatten ihn gedrängt, mehr hochwertige Proteine zu sich zu nehmen, beispielsweise Eier, also bestellte er sich ein Omelett. »Wenn du mit einer Krankheit wie dieser und den ganzen Schmerzen lebst, erinnert dich das ständig an deine Sterblichkeit, und das kann sich recht eigenartig auf deinen Verstand auswirken, wenn du nicht aufpasst«, sagte er. »Du machst keine Pläne mehr, die über ein Jahr hinausreichen, und das ist schlecht. Man muss sich zwingen, Pläne zu schmieden, als ob man noch viele Jahre lebt.«
Ein Beispiel für sein magisches
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