Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
mit den MacGregors gekämpft hat. Ich werde jede Geldstrafe übernehmen, die nötig ist, um ihn auszulösen.«
Niall nickte. Nachdem alle Lamonts aus der Höhle gebracht worden waren, führte Jamie seinen Gefangenen hinaus in den Wald, überließ ihn seinen Männern und machte sich auf dem Weg zu der Stelle, wo er sein Pferd zurückgelassen hatte.
»Campbell.«
Jamie warf einen Blick zurück über die Schulter.
»Ich weiß, ich habe kein Recht, darum zu bitten …«
Jamie bedeutete ihm mit einem Kopfnicken fortzufahren.
»Wenn mir etwas zustoßen sollte, würdet Ihr dafür sorgen, dass Brian seinen Platz als Chief einnimmt, wenn er alt genug ist?«
Die eigenartige Bitte verblüffte Jamie. »Dieser Platz gebührt rechtmäßig Euch. Wollt Ihr ihn nicht für Euch selbst erbitten?«
»Ihr denkt wirklich, Ihr könnt Euren Cousin überzeugen?«
»Das tue ich«, sagte er zuversichtlich.
Nachdenklich schwieg Niall. »Trotzdem hätte ich gerne Euer Versprechen, wenn Ihr es mir geben wollt.«
Jamie verbeugte sich. »Dann habt Ihr es.«
Zum ersten Mal, seit Jamie in die Höhle gestürmt war, vielleicht sogar zum ersten Mal seit Monaten, flackerte Hoffnung in Niall Lamonts Gesicht auf.
Ergeben ließ Caitrina die hektische Pflege ihrer ehemaligen Amme über sich ergehen, während sie sich die ganze Zeit darüber Sorgen machte, was mit ihren Brüdern geschah. Sie hatte gehört, wie die Männer kurz nach ihr durchs Burgtor geritten waren, und von den zahlreichen Dienern, die hin und her eilten und Mors Anweisungen befolgten, Kräuter, Salben, Wasser und sauberes Leinen zu bringen, hatte sie erfahren, dass ihr Bruder und seine Männer in den alten, unbenutzten Südturm gebracht worden waren. Sie musste sich eine gewisse Erleichterung darüber eingestehen, dass Niall sich geirrt hatte und sie nicht in den Kerker geworfen wurden. Es war richtig gewesen, Jamie zu vertrauen.
Mor wollte gerade ein Mädchen um eine weitere Besorgung losschicken – diesmal um mehr Kissen –, als Caitrina sich aufsetzte. Sie hatte genug ertragen. »Es ist nichts weiter
als ein Kratzer, Mor. Wirklich, es geht mir gut.« Die Klinge hatte einen etwa zwei Zoll langen Schnitt an ihrem Kiefer hinterlassen.
Die alte Amme stemmte die Hände in die Hüften und schürzte missbilligend die Lippen. »Tief genug, um eine Narbe zu hinterlassen.«
»Du hast deine Salbe auf die Wunde getan und sie verbunden. Wenn eine Narbe bleibt, dann wird sie nicht zu sehen sein.«
»Ich werde wissen, dass sie da ist«, beharrte Mor stur.
Aye, und ich auch. Eine bleibende Erinnerung daran, dass ich meinen Clan verraten habe. Aber sie würde dieses Abzeichen in Ehren tragen, wenn ihre Brüder verschont wurden.
Die Tür öffnete sich wieder, und eine weitere junge Dienerin hastete herein.
»Wird aber auch Zeit«, grollte Mor ärgerlich. »Warum hast du so lange gebraucht? Ich habe dich schon vor Stunden um diese Kräuter geschickt.«
Wohl eher ein paar Minuten, dachte Caitrina ironisch.
»Es tut mir leid, Mistress. In der Küche sind alle in Aufruhr über die Anweisung des Laird, alles für morgen vorzubereiten.« Caitrina erstarrte, und alle ihre Sinne schlugen Alarm. »Morgen? Was geschieht morgen?«
Das Mädchen warf ihr einen verstohlenen Blick zu, dann starrte es zu Boden. »Ich dachte, Ihr wüsstet das, Mylady. Der Laird bringt die Gefangenen nach Dunoon.«
Caitrina spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Nein!
Das muss ein Irrtum sein!
Nur wenig später saß Caitrina steif vor dem Kamin und starrte in die sterbende Glut und die flockige Asche des Torffeuers. Der Vorfall, der sie beinahe das Leben gekostet hatte, schien in ihren Gedanken meilenweit entfernt, während sie
auf einen weit schmerzhafteren Schlag wartete. Sie hatte Mor und die anderen aus dem Zimmer geschickt, da sie wusste, dass er bald zu ihr kommen würde – und wenn auch nur, um nach ihrer Verletzung zu sehen.
Energisch kämpfte sie das bittere Gefühl des Verrats nieder. Zuerst würde sie sich seine Erklärung anhören.
Endlich vernahm sie die vertrauten schweren Schritte, und ihr Herz klopfte wild. Die Tür öffnete und schloss sich. Langsam hob sie den Blick und sah ihn an.
Er sprach als Erster. »Deine Wunde …«
»Sag mir, dass es nicht wahr ist«, schnitt sie ihm das Wort ab. Ihre Wunde war unbedeutend angesichts dessen, was sie soeben erfahren hatte.
Ihr Tonfall schien ihn zu überrumpeln. »Was soll nicht wahr sein?«
Fest umklammerte sie die hölzerne
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