Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)
enttäuschen und den andern um sein spöttisches Vergnügen zu bringen. Ich kann Ihnen daher nur sagen, daß ich nicht die geringste Lust zu einem Schottischen habe — und jetzt kritisieren Sie, wenn Sie es wünschen!«
»Wie könnte ich so etwas wünschen!«
Auf diese Antwort war Elisabeth nicht gefaßt gewesen. Eigentlich hatte sie sogar erwartet, ihn verletzt zu sehen. Aber Darcy war so sehr in ihren Bann geraten wie bisher noch bei keiner Frau.
Caroline sah oder ahnte vielmehr genug, um eifersüchtig zu werden, und ihr Wunsch, Elisabeth los zu sein, verlieh den Worten, mit denen sie ihrer lieben Freundin Jane recht baldige Genesung wünschte, einen Ton wärmster Aufrichtigkeit.
Von Zeit zu Zeit versuchte sie, Darcy zu einer abfälligen Äußerung über Elisabeth zu reizen, indem sie von seiner anscheinend bevorstehenden Heirat mit ihr sprach und ihm das Glück ausmalte, das er in dieser Verbindung finden würde.
»Ich kann nur hoffen«, sagte sie, als sie einmal am folgenden Tag im Garten spazieren gingen, »daß Sie Ihrer Schwiegermutter, sobald Sie Ihr ersehntes Ziel erreicht haben, auf eine taktvolle Weise beibringen können, wieviel angenehmer sie einem ist, wenn sie schweigt; wer weiß, vielleicht bringen Sie es sogar fertig, die beiden jüngeren Mädchen von ihrem Offiziersfieber zu heilen. Und wenn ich Ihnen auch noch diesen diskreten Rat geben darf, lassen Sie sich’s angelegen sein, das gewisse kleine Etwas in Schranken zu halten, das Ihre Auserwählte an sich hat und das sie bedauerlicherweise so eingebildet und hochmütig erscheinen läßt.«
»Damit haben sich doch gewiß Ihre Ratschläge für mein häusliches Glück nicht erschöpft?«
»Oh nein! Sie dürfen z. B. auch nicht vergessen, Porträts von Ihrem zukünftigen Onkel und Ihrer Tante Philips in der Ahnengalerie von Pemberley aufzuhängen. Am passendsten vielleicht gleich neben dem Bild Ihres Großonkels, des Richters. Sie verstehen — Mr. Philips übt ja den gleichen Beruf aus, wenn auch — sagen wir, in einer anderen Branche. Was Ihre Elisabeth anbetrifft, so hat es natürlich keinen Sinn, ein Bild von ihr in Auftrag zu geben; denn welcher Künstler könnte wohl solch wunderbaren Augen gerecht werden?«
»Sie haben recht, ihren Ausdruck auf der Leinwand festzuhalten, wäre tatsächlich nicht leicht; aber Farbe und Form und die ungewöhnlich feinen Wimpern und Brauen würde man schon wiedergeben können.«
In diesem Augenblick kamen ihnen aus einem Seitenweg Mrs. Hurst und Elisabeth entgegen.
»Ich wußte nicht, daß ihr auch spazieren geht«, rief Caroline etwas verlegen aus, da sie fürchtete, ihre Unterhaltung könne gehört worden sein.
»Ihr habt uns ganz abscheulich behandelt«, erwiderte ihre Schwester. »Warum gebt ihr uns nicht Bescheid, statt uns einfach davonzulaufen?«
Und damit hängte sie sich in Darcys freien Arm ein. Da auf dem Weg nur drei Menschen nebeneinander gehen konnten, mußte Elisabeth hinter ihnen zurückbleiben. Darcy empfand das Unhöfliche in Mrs. Hursts Betragen und sagte: »Der Weg hier ist nicht breit genug für uns alle vier. Gehen wir doch lieber in der Allee ein wenig auf und ab.«
Elisabeth verspürte jedoch nicht die geringste Neigung, in ihrer Gesellschaft zu bleiben, und antwortete deshalb lachend:
»Nein, nein; bleiben Sie ruhig hier. Sie bilden eine so reizende Gruppe zu dreien, daß ein vierter nur stören würde.«
Heiter eilte sie wieder ins Haus zurück, doppelt vergnügt bei dem Gedanken, daß sie nun bald nach Longbourn heimfahren konnte. Jane fühlte sich schon wohl genug, um diesen Abend ihr Zimmer für ein paar Stunden zu verlassen.
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1 Piquet (deutsch: Pikett oder Rummelpikett, früher auch Piket) ist ein Kartenspiel für zwei Personen. Piquet kann aber auch zu drei oder mehr Personen gespielt werden.
11. KAPITEL
A ls die Damen sich nach dem Essen zurückzogen, ging Elisabeth zu ihrer Schwester hinauf, half ihr, sich warm anzuziehen, und geleitete sie ins Wohnzimmer hinab, wo ihre beiden Freundinnen sie unter lebhaften Beteuerungen ihrer großen Freude empfingen. Elisabeth hatte die beiden noch niemals so nett und freundlich gesehen. Sie hatten alle möglichen Einzelheiten von ihren Londoner Geselligkeiten zu berichten, erzählten allerhand Anekdoten voll Humor und machten sich in bester Laune über ihre Bekannten lustig.
Aber kaum traten die Herren ein, als Jane nicht mehr weiter im Mittelpunkt stand. Caroline hatte nur noch Augen für Darcy, und sie sprach schon mit
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