Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
durchaus einen Sinn, wenn ihre Anhänger den » heiligen Tag« mit Müßiggang und Völlerei verbrachten.
Ihre Kontaktperson traf ein, bevor das Essen auf dem Tisch stand. Er kam mit zwei eigenen Leibwächtern und trug schöne Kleidung– was in T’Telir so viel wie farbenfrohe Kleidung bedeutete–, aber sein Bart war lang und fettig, und es schienen ihm einige Zähne zu fehlen. Er gab ein Zeichen, und seine Leibwächter zogen einen zweiten Tisch neben den von Vivenna und stellten drei Stühle davor. Der Mann setzte sich und hielt vorsichtig Abstand zu Denth und Tonk Fah.
» Leiden wir vielleicht unter Verfolgungswahn?«, fragte Denth.
Der Mann hob die Hände. » Vorsicht hat noch niemandem geschadet.«
» Noch mehr zu essen«, sagte Tonk Fah, als ein großer Teller gebracht wurde. Er war voll von… etwas, das zerstoßen und frittiert worden war. Sofort kletterte der Affe Tonk Fahs Arm entlang und schnappte sich ein paar Brocken.
» Du bist also der berüchtigte Denth«, sagte der Mann.
» Das bin ich. Ich vermute, du bist Grabel.«
Der Mann nickte.
Einer der weniger angesehenen Diebe dieser Stadt, dachte Vivenna. Ein starker Verbündeter von Vahr. Es hatte Wochen gedauert, bis dieses Treffen zustande kommen konnte.
» Gut«, sagte Denth. » Wir haben ein Interesse daran, dass verschiedene Wagen mit Nachschub auf dem Weg in die Stadt verschwinden.« Er sagte es ganz offen. Vivenna schaute sich um und vergewisserte sich, dass sie weit genug entfernt von den anderen Tischen waren.
» Grabel gehört dieses Lokal, Prinzessin«, flüsterte Tonk Fah. » Jeder zweite Mann im Raum ist vermutlich einer seiner Leibwächter.«
Großartig, dachte sie und war wütend, dass man ihr dies nicht schon beim Eintreten gesagt hatte. Sie sah sich wieder um und war diesmal noch weitaus nervöser.
» Ist das so?«, fragte Grabel und lenkte damit Vivennas Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch. » Ihr wollt Dinge verschwinden lassen? Ganze Karawanen mit Nahrungsmitteln?«
» Wir bitten dich um etwas sehr Schwieriges«, sagte Denth grimmig. » Das sind keine Überland-Karawanen. Die meisten Züge kommen einfach nur von den umliegenden Feldern in die Stadt.« Er nickte Vivenna zu, und sie zog einen kleinen Beutel mit Münzen hervor. Sie übergab sie an Grabel, und er warf sie auf einen Tisch in der Nähe.
Einer der Leibwächter untersuchte den Inhalt.
» Für deine Aufwendungen, weil du heute hergekommen bist«, sagte Denth.
Mit Magengrimmen beobachtete Vivenna, wie das Geld dahinschwand. Sie empfand es als ganz und gar falsch, königliches Geld zum Bestechen von Männern wie Grabel einzusetzen. Was sie gerade weggegeben hatte, war nicht einmal richtiges Bestechungsgeld, sondern bloßes » Schmiergeld«, wie Denth es nannte.
» Was die Wagen angeht, über die wir hier sprechen…«, fuhr Denth fort.
» Halt«, unterbrach ihn Grabel. » Erst will ich die Haare sehen.«
Vivenna seufzte und wollte bereits den Schal aufsetzen.
» Kein Schal«, sagte Grabel. » Keine Betrügereien. Die Leute in diesem Raum sind mir treu ergeben.«
Vivenna warf Denth einen raschen Blick zu, und er nickte. Also wechselte sie ihre Haarfarbe mehrfach. Grabel sah aufmerksam zu und kratzte sich am Bart.
» Nett«, sagte er schließlich. » Wirklich nett. Wo habt ihr sie gefunden?«
Denth runzelte die Stirn. » Wie bitte?«
» Eine Person mit so viel königlichem Blut in den Adern, dass sie eine der Prinzessinnen nachahmen kann.«
» Sie ist keine Hochstaplerin«, sagte Denth, während Tonk Fah sich weiterhin von dem Teller mit dem frittierten Etwas bediente.
» Also bitte«, meinte Grabel und zeigte ein breites, schiefes Lächeln. » Du kannst es mir sagen.«
» Es ist wahr«, sagte Vivenna. » Es gehört mehr als nur ein bestimmtes Blut dazu, zur königlichen Familie zu gehören. Es geht um die Abstammung und den heiligen Ruf Austres. Meine Kinder werden keine königlichen Haare haben, falls ich nicht Königin von Idris werde. Nur potenzielle Erben besitzen die Fähigkeit, ihre Haarfarbe zu ändern.«
» Abergläubischer Unsinn«, sagte Grabel. Er beugte sich vor, beachtete sie nicht weiter, sondern richtete seine Aufmerksamkeit ganz auf Denth. » Mir sind deine Karawanen egal, Denth. Ich will dir das Mädchen abkaufen. Wie viel?«
Denth schwieg.
» In der Stadt wird schon viel über sie geredet«, sagte Grabel. » Ich verstehe, was du vorhast. Mit einer Person, die scheinbar aus der königlichen Familie stammt, kannst du eine Menge
Weitere Kostenlose Bücher