Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
einzuschmelzen? Oder wäre es besser, dieses Schwert in die Hand zu nehmen und es gegen die Männer zu führen, die dieses Böse bewirkt haben?«
» Was willst du damit sagen?«, fragte Vivenna, aber sie spürte, dass sie es bereits wusste.
» Ihr solltet lernen, den Hauch zu benutzen«, meinte Denth. » Tonk und ich könnten eine Erweckerin im Rücken sehr gut gebrauchen.«
Vivenna schloss die Augen. Musste er das gerade jetzt erwähnen, nachdem er versucht hatte, ihre Besorgnis hinsichtlich des Leblosen zu zerstreuen? Sie hatte erwartet, in T’Telir auf Hindernisse und Ungewissheiten zu stoßen. Aber auf so viele schwierige Entscheidungen war sie nicht vorbereitet gewesen. Und sie hatte nicht vorausgesehen, dass sie ihre Seele in Gefahr bringen würde.
» Ich werde keine Erweckerin, Denth«, sagte Vivenna gelassen. » Vielleicht verschließe ich erst einmal die Augen vor dem Leblosen. Aber ich werde niemals etwas erwecken. Ich habe vor, den ganzen Hauch mit in den Tod zu nehmen, damit niemand ihn ernten kann. Egal was du sagst– wenn du ein Schwert kaufst, das von zu Tode erschöpften Sklaven geschmiedet wurde, dann ermutigst du dadurch nur die abscheulichen Kaufleute.«
Denth schwieg. Dann nickte er und stand auf. » Ihr habt das Sagen, und es ist Euer Königreich. Wenn wir unterliegen, verliere ich nur meinen Arbeitgeber.«
» Denth«, sagte Juwelchen, die sich ihnen leise genähert hatte. Sie sah Vivenna kaum an. » Mir gefällt das nicht. Ich finde es nicht gut, dass er als Erster hier war. Er hat Hauch– es heißt, er habe mindestens die Vierte Erhebung erreicht. Vielleicht sogar die Fünfte. Ich wette, er hat sie von diesem Rebellen Vahr.«
» Woher weißt du überhaupt, dass er es ist?«, fragte Denth.
Juwelchen schnaubte verächtlich. » Das sagt man überall. Es wurden Tote in den Gassen gefunden, ihre Wunden sind faulig und schwarz. Man hat einen neuen, mächtigen Erwecker in der Stadt gesehen, der ein Schwert mit schwarzem Griff in einer silbernen Scheide trägt. Das kann nur Tax sein. Jetzt trägt er einen anderen Namen.«
Denth nickte. » Vascher. Er benutzt ihn schon seit einer Weile. Das soll so etwas wie ein Witz sein.«
Vivenna runzelte die Stirn. Ein Schwert mit schwarzem Griff. Eine silberne Scheide. Der Mann aus der Arena? » Über wen redet ihr?«
Juwelchen warf ihr einen verärgerten Blick zu, aber Denth zuckte nur die Schultern. » Ein… alter Freund von uns.«
» Er macht nur Schwierigkeiten«, sagte Tonk Fah, als er sich zu ihnen gesellte. » Tax lässt immer eine Menge Leichen in seinem Kielwasser zurück. Er hat seltsame Gründe für seine Taten– er denkt nicht wie andere Menschen.«
» Aus irgendeinem Grund ist er an dem Krieg interessiert, Denth«, sagte Juwelchen.
» Lass ihn doch«, fuhr Denth sie an. » Dann kommt er mir umso früher in die Quere.« Er drehte sich um und machte eine abwehrende Handbewegung. Vivenna sah ihm hinterher und bemerkte die unterdrückte Wut in seinen Schritten sowie die Schärfe in seinen Bewegungen.
» Was ist los mit ihm?«, fragte sie Tonk Fah.
» Tax– oder Vascher– hat vor ein paar Monaten drüben in Yarn Dred einen guten Freund von uns umgebracht. Früher hatte Denth vier Leute in seiner Truppe.«
» Es hätte nie passieren dürfen«, ergänzte Juwelchen. » Arsteel war ein ausgezeichneter Duellant, fast so gut wie Denth selbst. Vascher hätte ihn nie besiegen dürfen.«
» Er hat dieses… Schwert benutzt«, brummte Tonk Fah.
» Um die Wunden war keine Schwärze«, wandte Juwelchen ein.
» Dann hat er sie herausgeschnitten«, sagte Tonk Fah heftig und beobachtete, wie Denth sich ein Schwert umgürtete. » Vascher hätte Arsteel in einem ehrlichen Duell niemals besiegen können. Niemals.«
» Dieser Vascher«, sagte Vivenna plötzlich. » Ich habe ihn gesehen.«
Juwelchen und Tonk Fah drehten sich rasch zu ihr um.
» Er war gestern am Hof«, fuhr Vivenna fort. » Ein großer Mann, der ein Schwert dabeihatte, während alle anderen unbewaffnet waren. Es hatte einen schwarzen Griff und eine silberne Scheide. Er sah abgerissen aus. Ungekämmte Haare, struppiger Bart, zerfetzte Kleidung. Als Gürtel hatte er nur eine Kordel. Er hat hinter mir gesessen und mich beobachtet. Er sah… gefährlich aus.«
Tonk Fah fluchte leise.
» Das ist er«, sagte Juwelchen. » Denth!«
» Was ist?«, fragte Denth.
Juwelchen deutete auf Vivenna. » Er ist uns einen Schritt voraus. Er hat unsere Prinzessin beschattet. Sie hat ihn gesehen,
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