Sturz Der Engel
Silleks Hand.
Er dreht sich zu ihr um und lächelt seine Gemahlin an.
»Der ehrenwerte Lygon von Bleyans«, verkündet der junge Soldat von der Tür des Speisesaals mit sich beinahe überschlagender Stimme.
Mit freundlichem Lächeln steht Sillek auf, um Lygon zu empfangen. Zeldyan erhebt sich fast gleichzeitig mit ihm. Am Ende der Tafel, rechts neben Silleks Platz, verzieht Ellindyja das Gesicht zu einer Miene höflichen Interesses. Am linken Ende setzt Gethen einen unbeteiligten Ausdruck auf.
Lygon, ein Mann mit rundem Gesicht, der einen kastanienbraunen Samtmantel trägt, wandert zwischen den zwei Tischreihen entlang. Das Murmeln der Speisenden erstirbt, die führenden Grundbesitzer und Händler aus Lornth beobachten ihn.
Ein kurzer Trompetenstoß ertönt, als Lygon aufs Podium tritt.
Sillek deutete zum freien Platz zu seiner Linken. »Willkommen, Lygon. Willkommen in Lornth. Seid unser Gast.« Er weicht einen Schritt zurück. »Dies ist meine Gemahlin Zeldyan. Zeldyan, dies ist Lygon, der höchst ehrenwerte Kaufmann aus Suthya.«
»Wenn ein Herrscher mich höchst ehrenwert nennt, Sillek, dann greife ich unwillkürlich nach der Börse.« Lygon überragt Sillek um einen halben Kopf, aber er verneigt sich tief, erst vor dem Herrn von Lornth und dann vor Zeldyan. »Es ist mir eine Freude, Euch kennen zu lernen, meine Dame, und zu wissen, dass Fürst Sillek Euch an seiner Seite hat, ihn zu bezaubern und sein Auge mit Eurer Anmut zu erfreuen.«
»Es ist mir eine Freude, Euch kennen zu lernen, Ser«, erwidert Zeldyan mit strahlendem Lächeln. »Und ich werde mich nach Kräften bemühen, Euch aufzunehmen wie einen Freund, da Ihr uns eine solche Ehre erweist.«
Gethen, der hinter ihr sitzt, nickt leicht.
»Uns verlangt nicht nach Eurer Börse, Lygon, sondern nach Eurer Anwesenheit.« Sillek lacht und bleibt stehen, bis der Händler sitzt.
Im Saal erhebt sich wieder Gemurmel.
Lygon starrt Zeldyan einen Augenblick lang offen an, bevor er sich wieder an Sillek wendet. »Eure Gefährtin ist eine wahre Schönheit.« Wieder sieht er zu Zeldyan. »Wirklich, das seid Ihr, meine Dame. Nur wenige Frauen können sich mit Eurer Anmut und Schönheit messen.«
»Mit meinen bescheidenen Mitteln stehe ich meinem Gebieter zur Seite«, erwidert Zeldyan, »denn er ist mir lieb und teuer.«
Lygon nickt, ob zustimmend oder abwehrend, ist nicht klar, während Sillek Rotwein in zwei Becher gießt, die annähernd gleich weit von ihnen entfernt auf dem Tisch stehen. Der Händler nimmt den Becher, der ein Stückchen näher auf Silleks Seite steht.
Sillek hebt den zweiten Becher und sagt: »Auf Eure Gesundheit, und möge Euer Handel stets vorteilhaft verlaufen.«
»Auf die Gesundheit und einen guten Handel«, wiederholt Lygon.
Die Gäste auf den Ehrenplätzen heben mit Sillek und Lygon die Gläser, Zeldyan trinkt nur einen winzigen Schluck.
Lygon stellt das Weinglas ab und lässt den Blick durch den Saal unterhalb des Podiums wandern. »Eine nette Versammlung.«
»Wie sie einem der ersten Kaufleute aus Suthya wohl zusteht.« Sillek trinkt noch einen Schluck. »Sogar der Vater meiner Gemahlin ist eigens aus Carpa gekommen, um Euch seine Aufwartung zu machen.«
»Erster Händler, zwanzigster Händler, macht das einen Unterschied?« Lygon schüttelt den Kopf. »Wir sind doch alle nur Kaufleute, die versuchen, mit jedermann möglichst gerecht zu verfahren.«
Lygons Stimme trägt weit, aber sein Blick ruht auf Sillek. Er sieht nicht, dass Ser Gethens Lippen schmal werden.
»Gerechtigkeit – das ist wichtig für Lornth. Sehr wichtig«, erwidert Sillek.
»Ich habe gehofft, Lornth würde die freundschaftlichen Beziehungen, die schon in der Vergangenheit zu den Kaufleuten aus Suthya bestanden haben, auch in Zukunft pflegen, und es erfreut mich sehr, dass man mir heute mit solcher Gastfreundschaft begegnet.« Lygon trinkt den restlichen Wein in seinem Glas mit einem großen Schluck aus, zerteilt die Frucht auf seinem Teller in Scheiben und schiebt sich ein Stück vom Birnapfel und einen Keil Käse aus Rohrn in den Mund. »Ihr habt guten Käse hier.«
»Es freut mich, dass Ihr dieser Meinung seid, und ich hoffe, er wird Euch immer munden.« Sillek trinkt einen Schluck Wein, einen viel kleineren Schluck, als es den Anschein hat.
»Der Wein ist besser als derjenige, den Euer Vater kredenzt hat. Woher habt Ihr ihn?«
Sillek neigt den Kopf zu Zeldyan hin. »Im Bergland der Ländereien ihres Vaters gedeihen gute Trauben und ein noch
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