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Süden und die Frau mit dem harten Kleid

Süden und die Frau mit dem harten Kleid

Titel: Süden und die Frau mit dem harten Kleid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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verschwand das Auto in der Dunkelheit, Mensch und Maschine im Einklang.
    Bis meine Kiste ansprang, benötigte ich drei Versuche. Es war ein relativ neuer Opel in einer unauffälligen Farbe, ideal zum Schütteln, also für Observationen, wenn die Kollegen sich bei der Verfolgung gegenseitig abwechselten, eine Aufgabe, für die ich mehr oder weniger ungeeignet war. Ich dachte ständig, der Verfolgte würde mich sofort erkennen, auch wenn ich aussah wie jeder x - beliebige Autofahrer. Außerdem ließ ich mich lieber chauffieren, nicht so sehr aus Bequemlichkeit, sondern weil ich dann Zeit hatte nachzudenken .
    Manchmal war es jedoch unvermeidlich, selbst zu fahren. So wie jetzt. Besessen von der Vorstellung, deinen Vater zu treffen, raste ich mit dem Wagen am Olympiapark vorbei, bog in die Schwere-Reiter-Straße ein, kam an eine grüne Ampel nach der anderen, sodass ich schon wenige Minuten später am Nymphenburger Kanal entlang auf das Schloss zufuhr.
    Sogar im Dunkeln verlor die Barockfassade nichts von ihrer schlichten Schönheit. Früher, wenn wir einen Ausflug in die Stadt machten und das Nymphenburger Schloss besuchten, empfand ich das Knirschen des Kieses unter meinen Sandalen wie ein königliches Geräusch, das es nur hier gab, zwischen der riesigen Fontäne und der Steintreppe, die zu den Sälen hinaufführte. Durch ein Schmiedeeisentor gelangte man in den weitläufigen Park, an dessen westlichem Ende das Wasser der Kaskade wie ein magisches Ziel in der Sonne glitzerte. Und rechts und links des blumenbunten Ziergartens thronten in majestätischer Größe die Marmorstatuen römischer Gottheiten auf ihren Sockeln, und ich blieb an jeder einzelnen stehen und stellte mir vor, ich wäre ihr Schatten .
    Den Winter verbringen Saturn, Jupiter, Bacchus und ihre neun Begleiter in einer Holzverschalung, und der Park wird erst um zehn Uhr für die Besucher geöffnet und um sechzehn Uhr geschlossen. Als ich durch die Gitterstäbe auf die novembergraue Anlage mit den erhöhten Holzkästen blickte, war es vier Uhr morgens. In keinem der vielen Fenster des rechteckigen Wohngebäudes brannte Licht, kein Geräusch war zu hören. In meiner Erinnerung war das Tor zwar hoch, aber nicht hoch genug, um nicht mit Geschick drüberklettern zu können. Ich hatte mich getäuscht. An dieser Stelle unterhalb der Galerien war es unmöglich einzusteigen. Also ging ich an der Mauer entlang zur Schlossgaststätte, wo ich mir eine Mülltonne auslieh. Nicht weit entfernt gab es eine alte Tür, die natürlich verschlossen war und durch die man in einen Garten am Rand des Parks gelangte .
    An dieser Stelle war die Mauer nur etwa zwei Meter hoch .
    Ich stellte die Mülltonne so nah wie möglich daran und kletterte auf die Tonne, die sehr wackelte. Außerdem bin ich nicht besonders wendig, auch wenn die Frau, mit der ich gelegentlich ins Bett gehe, das behauptet. Umständlich zog ich mich nach oben. Wie ein Sack mit Beinen hing ich fest, ächzte, versuchte mich mit den Schuhen festzuhalten, rutschte ab, umklammerte mit beiden Händen die Mauerkante, und mein Kopf hing auf der anderen Seite peinlich nach unten. Ungefähr fünf Minuten später gelang es mir, das linke Bein herumzuschwingen und mich zumindest so lange in einer Art Sitzhaltung zu stabilisieren, bis ich nach unten springen konnte und nicht mit dem Gesicht im Morast landete .
    Nachdem ich mich ausgekeucht hatte, rannte ich los, in die Richtung, in der ich die Badenburg vermutete.
    Mehrere Kurfürsten und Könige hatten an der Gestaltung der Schlossanlage mitgewirkt, die Badenburg, neben der Magdalenenklause eines von drei im Park verteilten Schlösschen, hatte Max Emanuel in Auftrag gegeben. Es ist ein klassizistischer zweigeschossiger Bau mit dem ersten heizbaren Hallenbad der Neuzeit. Obwohl ich noch heute nicht schwimmen kann, faszinierte mich damals dieses Bad, dessen Becken über zwei Stockwerke geht, nicht zuletzt wegen der Bilder an der Decke und der Heizanlage, die das gesamte Haus erwärmte. Hier war es, dachte ich, bestimmt schon im achtzehnten Jahrhundert wärmer als in dem Haus in Taging, in dem wir wohnten und in dem es kein fließendes warmes Wasser gab .
    Das Schlösschen erhebt sich am Ufer des Badenburger Sees auf einem Sockel. Ich sah die Umrisse im Dunkeln und lief schneller. Noch immer trieb mich dieser Zwang vorwärts, ich dürfe keine Minute Zeit verlieren, sonst würde etwas geschehen, was nicht rückgängig zu machen war.
    Ich weiß nicht, was ich mir vorstellte,

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