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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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ihm gegen die Finger, damit er losließ. Dann schlug die Tür zu, und Hurley ward nicht mehr gesehen.
    »Isst du deine Sardine nicht mehr, Pete?«, fragt Ezzie.
    Peter blickt auf. »Willst du sie?«
    »Nein. Höchstens, wenn du sie ganz bestimmt nicht mehr willst …«
    »Nein, nimm sie nur.«
    Peter legt seine Sardine in die mächtige Pranke, die der Riese ihm entgegenstreckt. Ezzie verschlingt sie mit einem Satz und betrachtet die übrigen Hände. Sie sind leer.
    »Vielleicht«, sagt Peter, »weiß ich jetzt endlich, wie wir hier rauskommen.«
    Ezzie leckt sich die Finger ab.
    »Willst du vielleicht meine auch noch abschlecken, wenn du schon dabei bist?«, fragt Howard.
    »Hallo? Habt ihr gehört, was Peter sagt?«
    »Ja, Marcellus. Peter der Träumer macht seinen Trip. Er stellt sich vor, wie er allein sämtliche Piraten aus der Zitadelle verjagt und uns mit seinem Dornröschen unterm Arm in die Freiheit führt. Leider sind wir hier nicht in Nimmerland, Pete.«
    Peter sieht Howard scharf an. Das ist die Wirkung, die Redemption auf seine Bewohner ausübt: Das Dasein hier lässt jede Hoffnung verdorren. Peter steht auf, packt die Stäbe und schiebt das Gitter ein paar Zentimeter zur Seite.
    »Scheiße!«, ruft Howard. »Haben sie vergessen abzusperren?«
    »Sie sperren nie ab.«
    »Spinnst du?«
    »Ich verwette meine nächste Mahlzeit, dass Dutzende von uns davon wissen, und trotzdem haut keiner ab. Wie erklärst du dir das?«
    »Wohin sollen sie denn abhauen? Bis zur nächsten verriegelten Tür?«
    »Ich verwette den Fraß einer ganzen Woche, dass auch die anderen Türen offen sind. Ich wette, dass sie überhaupt alle offen sind, nur das Haupttor nicht.«
    »Ich frag dich noch mal: Wozu denn?«
    Peter zieht das Gitter noch ein Stück weiter auf und streckt einen Arm hinaus.
    »Pete! Bist du wahnsinnig!«
    »Verstehst du jetzt?«
    Howard nickt. Er starrt die Stäbe an, als wären sie aus Lebkuchen.
    »Was schlägst du vor?«
    Peter fährt mit einer Hand in den Bezug seiner Matratze und zieht eine alte Landkarte heraus, die er auf dem Tisch ausbreitet. Die Verlorenen Jungs beugen sich über seine Schultern.
    »Das ist ein alter Plan des Fundaments von Redemption. Den hab ich in dem Raum unter dem Keller gefunden. Ich hab euch nicht gleich davon erzählt, weil ich ihn erst studieren wollte.«
    »Ist das ein Yankeetunnel?«
    »Nein. Es sind viel zu viele unterirdische Gänge. Ich tippe eher auf einen ehemaligen Steinbruch. Wahrscheinlich wurde der Plan von Hand gezeichnet und im Lauf der Zeit immer wieder nachgezogen, damit er lesbar blieb.«
    Währenddessen ist Peter mit dem Finger einem unterirdischen Gang bis ans Ende gefolgt. Laut Plan befinden sich dahinter ein Wäldchen und ein Teich. Sicher der alte Wald, dessen Rand man vom Zaun aus sieht.
    »Blöd ist nur, dass der Plan garantiert nicht maßstabsgetreu ist und dass manche Gänge im Lauf der Jahrzehnte womöglich eingestürzt sind. Das heißt, einer von uns muss hinunter, um die Lage zu erkunden.«
    »Und wo fängt er an, dein Tunnel?«
    »Im Verlies.«
100
    Die Karzertür fällt ins Schloss, Schritte entfernen sich. Peter wedelt mit den Händen vor den Augen und verzieht das Gesicht. Um sich einsperren zu lassen, hat er sich direkt nach dem Frühstück eine Gruppe von Profosen ausgesucht, die im Innenhof standen und diskutierten, und sich in Habachtstellung vor ihnen aufgebaut. Helliwell heftete den Blick auf ihn.
    »Was willst du, Rotzlöffel?«
    »Was ist gleich wieder die Belohnung für eine Anzeige?«
    »Roter Overall für Flucht, blauer für verbotene Geschäfte. Zusatzration für alles andere.«
    »Dann lohnt sich’s nicht.«
    »Was willst du denn, Abschaum?«
    »Zigaretten.«
    »In Redemption wird nicht geraucht.«
    »Okay, dann zwei volle Tabletts bei der nächsten Mahlzeit. Das ist mein letzter Preis.«
    »Okay, Auswurf, aber gnade dir Gott, wenn sich’s nicht lohnt.«
    Peter rückte näher an Helliwell heran, bis er seinen Atem riechen konnte.
    »Ich habe gehört, dass du Mädchenunterhosen trägst, und die zieht es dir in die Arschfalte. Stimmt das, oder ist es Quatsch?«
    Bei seinen Worten hatte sich das Gesicht des Profoses Helliwell ziegelrot verfärbt. »Na gut, Schlaumeier«, stieß er zwischen den Zähnen hervor, »du kriegst deine zwei Tabletts. Spuck den Namen aus.«
    »Warte, es kommt noch mehr. Der Betreffende behauptet außerdem, dass du als Kind mit deinem Vetter Arnold gern Doktorspiele gemacht hast. Angeblich hattest du den

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