Supermom schlägt zurück - Mallery, S: Supermom schlägt zurück
dass er ein Nichts sei und sie sich für ihn schämte.
Er versuchte sich einzureden, dass sie es nicht so gemeint hatte, aber sicher war er sich da nicht. Und mit diesem leisen Zweifel stellte sich ein unerwarteter Schmerz ein.
„Ihr Zweiuhrtermin ist da“, informierte ihn seine Sekretärin.
„Schicken Sie ihn he rein.“ Doch als da rauf hin Grant Pryor sein Büro betrat, bereute Nathan seine Worte. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und musterte den Mann. „Ich dachte, ich hätte eine Verabredung mit einem Reporter.“
Grant ging durchs Zimmer und ließ sich, ohne darum gebeten worden zu sein, auf einem der Ledersessel nieder. Er war klein, hatte schütteres Haar und ein nichtssagendes Gesicht. Er ging auf die Vierzig zu. Er arbeitete für ein Boulevardblatt, das sich als unabhängiges Presseorgan ausgab. In Wahrheit war der Schmutzfetzen nichts weiter als ein Vorwand für schlechten Journalismus. Grant Pryor hatte sich dem Mitarbeiterstab vor fünf Jahren angeschlossen und war wild entschlossen, mit Nathan King den großen Wurf zu landen. Er erstattete über alles Bericht, was Nathan tat. In seinen Reportagen stellte er ihn allerdings immer dar, als wäre er der Teufel persönlich, der die aufrechten und unschuldigen Bürger von Seattle vernichten wollte.
„Es geht um diese Wohltätigkeitsveranstaltung am Samstag“, begann Grant. „Für mich immer ein Vergnügen. Ich sah diese Lady, mit der Sie zusammen waren.“ Er konsultierte die Notizen, mit denen er sich vorbereitet hatte. „Kerri Sullivan. Nicht unbedingt Ihr Typ.“
„Vielleicht steige ich ja nun zum nächsten Level auf.“
„Wir wissen doch alle, dass das unwahrscheinlich ist“, behauptete Grant, während er aus seiner Innenjackentasche einen Stift zog. „Also, wer ist sie? Ich meine, Sie können es mir doch jetzt sagen und mir die Recherche ersparen. Nicht, als würde ich von Ihnen erwarten, dass Sie mir einen Gefallen tun.“
„Kerri und ich sind Freunde.“
„Blödsinn! Sie und befreundet mit einer Friseuse aus Songwood? Nie und nimmer!“
Dies war ein Argument, aber das würde Nathan vor Grantniemals einräumen. „Haben Sie sich in all den Jahren, in denen Sie nun schon Geschichten über mich verbreiten, einmal die Zeit genommen, darüber nachzudenken, dass Sie noch nie etwas Außergewöhnliches entdeckt haben? Ich bin nur Geschäftsmann, Grant. Weiter nichts.“
Grant überhörte die Frage. „Also, was haben Sie für einen Deal mit ihr? Sie sind doch da an etwas dran! Ich muss nur herausfinden, was es ist.“
Einen Moment lang sehnte Nathan sich nach einem Rechtssystem, in dem einstweilige Verfügungen gegen die Presse leichter zu erwirken wären. Da Grant aber keine strafbare Handlung begangen hatte, war Nathan dieser Nervensäge ausgeliefert, und es gab wenig, das er ihm entgegensetzen konnte.
Daher sagte er nur: „Sosehr Sie sich auch anstrengen – Sie werden niemals den Einstieg in den wirklichen Journalismus finden. Jetzt nicht mehr. Dazu waren Sie viel zu lange ein billiger Schreiberling. Die New York Times wird nicht bei Ihnen anrufen.“
„Kommt ganz darauf an, was Sie verbergen.“
„Ich verberge gar nichts.“
Grant stand auf und grinste. „Das sagen alle, aber keiner sagt die Wahrheit. Sie ebenso wenig, Nathan, und ich werde herausfinden, was wirklich los ist.“
Kerri summte vor sich hin, während sie den Teig für ihre Kekse mit Schokoladensplittern löffelweise auf dem Backblech verteilte. Schon immer hatte sie versucht, ein positiver Mensch zu sein, aber neuerdings fiel es ihr auch wirklich leicht. Endlich einmal lief alles gut.
Die Reihe guter Tage für Cody hatte sich fortgesetzt, weshalb sie insgeheim schon von einem unerwarteten Abklingen der Krankheit träumte. Die Gilliar-Krankheit ging mit ihren Opfern nicht gerade freundlich um, aber es gab Gerüchte – eher ein moderner Mythos als eine medizinischnachgewiesene Tatsache – über ein Abklingen der Symptome. Manchmal monatelang.
Bitte, lieber Gott, mach, dass es so ist! dachte sie. Sie wusste, dass nichts dringender nötig war als Zeit. Die Zeit, die Dr. Wallace und sein Team brauchen würden, um wenigstens zu verhindern, dass die Krankheit weiter fortschritt, wenn sie nicht sogar ein Heilmittel dafür fanden. Die Uhr tickte – aber zum ersten Mal seit Jahren nicht ganz so laut.
Als das erste Blech belegt war, schob sie es in den Ofen. Gerade hatte sie damit begonnen, den Teig auf dem zweiten Blech zu verteilen, als jemand an der
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