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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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die Sie auf der Raumstation
zurückgelassen haben. Wir nehmen Ihren Freund Frank mit, damit
Sie ihn sehen können, außerdem auch diese neugierigen
Diplomaten, bei denen Sie untergeschlüpft sind. Nein, wir haben
uns durch die Ausweise nicht täuschen lassen, halten Sie uns
denn für Schwachköpfe? Nur war es leichter für uns,
Sie einfach in Ihrem Unterschlupf in deren Kabine ausharren zu
lassen; auf diese Weise haben Sie sich selbst lahm gelegt und uns
Probleme erspart. Aber ich schweife ab… Wenn Sie uns das geben,
was wir haben wollen, lassen wir Sie auf der Raumstation zurück,
wenn wir aufbrechen. Unser eigenes Schiff wird in Kürze hier
eintreffen. Sobald wir alles erledigt haben, schicken wir eine
Rettungsexpedition zur Raumstation, die das Linienschiff und jeden an
Bord bergen wird. Allem zuwider, was Sie annehmen, haben wir kein
Interesse daran, Menschen umzubringen, ob in kleinem oder
großem Maßstab. Es hat einen Wechsel an der
Führungsspitze gegeben und unsere Aufgabe besteht darin, mit den
Hinterlassenschaften unserer Vorgänger
aufzuräumen.«
    »Aufzuräumen?«, fragte Wednesday skeptisch.
»Mit was wollen Sie aufräumen?«
    Portia seufzte. »Mein Vorgänger hatte den recht
unsinnigen Plan, sich, äh, ein eigenes Reich zu schaffen.«
Wieder grinste sie Wednesday flüchtig an. »Ich will das
nicht rechtfertigen, Sie würden mir sowieso nicht glauben. Kurz
gesagt, gelang es ihm, sich einige Schlüsselfiguren in der
Moskauer Regierung – Angehörige des Stabs für
Strategische Operationen – gefügig zu machen. Allerdings
war sein Ehrgeiz größer als sein gesunder
Menschenverstand. Er wollte ein sehr langfristiges Projekt von uns
– eigentlich ein Projekt aller Übermenschen – dadurch
beschleunigen, dass er etwas entwickelte, das man gemeinhin als
kausalitätsverletzende Waffe bezeichnet. Außerdem wollte
er dabei auch etwas für sich selbst abzweigen: ein eigenes
Reich, in dem er selbst der höchste Führer gewesen
wäre, ein galaktisches Imperium. Eigentlich ein recht
kühner Plan. Es war nur gut für uns alle, dass er nicht zur
Arbeit an den Details taugte. Leider«, sie räusperte sich,
»hat das Waffenlabor auf Moskau offenbar versucht, die Waffe zu
testen, ehe sie ausgereift war. Irgendetwas ist dabei schief gegangen
– mit spektakulären Folgen.«
    »Wollen Sie mir etwa erzählen, es sei ein
unglückseliges Missgeschick gewesen?«, fragte
Wednesday.
    »Nein.« Portia sah einen Augenblick so aus, als sei ihr
nicht wohl in ihrer Haut. »Aber der Schwachkopf, der dafür
verantwortlich war – der Schwachkopf und Verräter, wie ich betonen möchte –, ist inzwischen, äh, tot.
Eine unmittelbare Folge der Katastrophe. Tatsächlich besteht
meine Aufgabe darin, hinter ihm herzuräumen, die noch offenen
Dinge zu bereinigen und so weiter. Und das bedeutet auch, die
R-Bomben zu stoppen. Ich nehme an, Sie wissen, wovon ich rede? Zu
stoppen, indem man ihnen die Codes zum Abbruch der Operation
übermittelt. Eben diese Codes befanden sich in der Tasche, die
Sie sich angeeignet, vom Schreibtisch des Chefs der Raumstation
mitgenommen haben. Außerdem waren in der Tasche noch jede Menge
anderer Unterlagen. Unterlagen, mit denen Sie nichts anfangen
können, an denen ich jedoch beträchtliches Interesse habe.
Und zwar deshalb, weil sie mir dabei helfen werden, die Letzten
seiner Mitverschwörer zu vernichten.«
    »Oh.« Wednesday dachte eine Weile nach. »Also
wollen Sie alles bereinigen, alles zum Guten wenden.«
    »Genau.« Portia strahlte sie an. »Möchten Sie
uns nicht dabei helfen? Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass
eine Weigerung darauf hinausliefe, einen Völkermord zu
unterstützen.«
    Wednesday richtete sich auf. »Ich denke schon«, murmelte
sie mit kaum verhohlenem Widerwillen. »Wenn Sie mir versprechen
können, dass das der ganzen Angelegenheit ein Ende bereitet und
niemand dabei zu Schaden kommt?«
    »Sie haben mein Wort.« Portia nickte feierlich.
»Sollen wir’s anpacken?«
    Der Mann namens Franz, der hinter ihr stand, öffnete die
Tür.

 
    Dunkelheit, Gestank und ein schwaches Summen. Während der
letzten zwei Tage hatte sich Steffis Welt mit albtraumartiger
Geschwindigkeit immer weiter verengt. Mittlerweile war sie auf ein
Rechteck geschrumpft, das zwei Meter lang, zwei Meter hoch und einen
Meter breit war. Und sie teilte diesen Raum mit einem Plastikeimer
voller Exkremente, einem Beutel mit Trockennahrung und einer
großen Wasserflasche. Die meiste Zeit über ließ sie
die

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