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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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keine
Gnade erwarten. Sie werden sich buchstabengetreu an jedes
einmal gegebene Versprechen halten, aber aufgrund semantischer
Zweideutigkeiten werden sich diese Versprechen als wertlos
erweisen.  
Wichtiger Hinweis: U. Franz Bergman ist ein Dissident. Vor
Hoechsts Ankunft im Septagon hat er gemeinsam mit seiner
Partnerin Vorbereitungen zum Desertieren getroffen. Was Hoechst
als Druckmittel gegen ihn in der Hand hat, sind die Daten
seiner Partnerin, die hat sie abgespeichert. In seinem Fall
könnte ein Ansatzpunkt darin bestehen, ihm die
abgespeicherten Aufzeichnungen und die physische Reinkarnation
seiner Partnerin in Aussicht zu stellen.  
Deine alten Implantate erfüllen die Spezifikationen der
frei zugänglichen Systeme Moskaus, deshalb kannst du diese
Nachricht empfangen. Leider kann ich andere Leute aufgrund
mangelnder Kompabilität der Systeme nicht auf direktem Weg
kontaktieren. Bitte benutze dein Interface, das mit den
Systemen Septagons kompatibel ist, dazu, diese Nachricht an
Martin Springfield, Rachel Mansour und Frank Johnson
weiterzuleiten.
     
    Der Aufzug kam quietschend zum Halten. Wednesday schüttelte
sich. »Wohin jetzt?«, wollte Portia wissen.
    »Wohin?« Vor den Fahrstuhltüren lag alles im
Dunkeln. Die Luft war eiskalt und stank nach Moder und Verwesung
– nach vor langer Zeit gestorbenen und mittlerweile
mumifizierten Lebewesen oder Dingen.
    »Kann ich etwas Licht haben?«
    Hinter Wednesday flammte eine Taschenlampe auf und warf lange
Schatten, die bis in die tiefsten Winkel der gewundenen Passage
reichten. Vorsichtig trat sie aus der Kabine; in der frostigen Luft
bildete ihr Atem Wölkchen. »Hier entlang.«
    Es fiel ihr schwer, den Weg zu rekonstruieren, den sie vor so
vielen Jahren genommen hatte. Während sie langsam vorwärts
ging, drehte sie hektisch an den Ringen, um Hermanns Nachricht zu
kopieren und weiterzuleiten. Sie hatte keine Ahnung, wann sie ihre
Empfänger erreichen würde, aber die Deltaschaltungen der
Netzwerke und die Zielalgorithmen, mit denen die Implantate auf den
entwickelten Welten arbeiteten, würden die Mail so lange
verschicken, wieder und wieder, bis sie das persönliche Netzwerk
irgendeines Menschen erreichte, der sie lesen konnte. Es war sogar
möglich, dass sie bei einem Übermenschen landete, falls
diese ihre Systeme mit einem Upgrade ausgestattet hatten, damit sie
auch in den Welten der Barbaren funktionierten.
    Der gefrorene Teppichboden knirschte unter ihren Schritten. Ihr
Puls beschleunigte sich. Als sie einen Blick hinter sich warf,
rechnete sie halb damit, das Tapsen von Pfoten zu hören. Portia,
Jamil und Franz – wahrhaftig ein seltsames Triptychon von
Gestalten, die Böses im Schilde führten – sorgten
dafür, dass sie nicht stehen blieb. Inzwischen befanden sie sich
nahe bei den Toiletten. »Hier«, sagte sie mit schwacher
Stimme.
    »Sie werden doch nicht…« Franz führte den Satz
nicht zu Ende.
    »Was ist hier?«, fragte Portia barsch.
    »Da drinnen liegt eine Leiche. Glaube ich.« Wednesday
schluckte.
    »Sehen Sie nach, Jamil.« Er drängte sich an ihnen
vorbei und nahm seine Taschenlampe mit. Portia holte eine kleinere
hervor, die kaum größer als ein Leuchtstab war. Nachdem
Jamil den Raum eine Minute lang mit viel Krach durchsucht hatte, rief
er: »Sie hat Recht. Ich sehe einen… hm. Gefriergetrocknet,
würde ich sagen.«
    »Dafür sind Sie mir eine Erklärung schuldig!«
Portia warf den Kopf zu Wednesday herum.
    »He, ich, ich…« Wednesday zitterte krampfartig.
»Ist genau das, was in den Unterlagen stand. Ich habe sie zwei
Stockwerke tiefer und drei Abschnitte weiter deponiert«, setzte
sie nach.
    »Jamil, wir gehen«, rief Portia. »Sie tun besser
daran, unsere Zeit nicht zu verplempern«, bemerkte sie
grimmig.
    Wednesday führte sie zum Fahrstuhl zurück, der
ächzte und stöhnte, als er sie zwei Stockwerke weiter nach
unten beförderte, mitten ins Herz der Raumstation. Hier war die
Schwerkraft stärker zu spüren, allerdings noch immer nicht
so heftig, wie sie es aus früherer Zeit in Erinnerung hatte.
Wahrscheinlich hatte sich die Schwungkraft innerhalb der
verschiedenen Sektoren, die in Gegenrichtung zueinander rotierten,
irgendwie verschoben; selbst die mit Supraleitern ausgestatteten
Magnetachsen hatten sicher nicht verhindern können, dass die
atmosphärische Turbulenz im Lauf der Jahre zu einem
Energieverlust geführt hatte. Sie haben eine neue Mail, las Wednesday, während der Fahrstuhl langsamer wurde.
    »Kommen Sie«,

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