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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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seine Kleidung zu durchwühlen, öffnete Radik langsam seine Augen. Ein fettes Weib hatte sich über ihn gebeugt. Ihr pralles Gesicht erinnerte an die Hinterbacken gut genährter Schweine.
    Radik packte sie an der schwabbeligen Gurgel und zog sein Messer aus der am Gürtel befestigten Scheide. Er hielt dem starr vor Entsetzen blickenden Weib das Messer vor die Augen und setze es dann an eine der dicken roten Wangen.
    Als er es losließ, lief das Weib schreiend davon, in der sicheren Annahme, einem Geist begegnet zu sein.
    Radik richtete sich auf, langsam, sich an einen nahen Baum stützend. Ihm war elendig zumute, kein Körperteil schien ohne Schmerzen und ein heftiger Schwindel bemächtigte sich seiner.
    Die gleichmäßigen Schritte, die er sich von hinten nähern hörte, waren ihm vertraut.
    "Zum Glück haben sie dich nicht eingefangen! Ich hoffe du hast den Weg nach Hause in all den Wochen nicht vergessen", sagte er mit müder Stimme zu Kuro und klopfte ihm schwach den Hals, "Denn dahin wollen wir nun zurück und ich werde dir dabei wohl wenig helfen können."
    Nach etlichen Versuchen gelang es Radik, sich auf das Pferd zu schwingen, wo er seinen Oberkörper matt nach vorne fallen ließ.
     
     

Berge von Silber
     
    Eine Tür fiel zu. Radik schreckte hoch. Er lag in einem Bett und verspürte einen merkwürdig süßlichen Geschmack im Mund. Es war dunkel, aber durch die Tür, die einen kleinen Spalt offen stand, drang grelles Licht ins Zimmer. Demnach war es mitten am Tage. Was für ein Tag?
    Radik blickte sich um und fühlte sich um Jahre zurückversetzt. Damals wusste er nach dem Erwachen jedoch nicht, wo er sich befand. Heute erkannte er die vertrauten Gegenstände in der Hütte des Alten. Und auch den süßlichen Geschmack, der ihm wiederum auf der Zunge lag, wusste er nun zu deuten.
    Wie damals war es auch diesmal seine Schwester Rusawa, die er als erstes vernahm. Ihre Stimme kam von draußen immer näher und schließlich öffnete sich vorsichtig die Tür.
    "Nur herein! Und öffne bitte die Fensterläden. Ich glaube, ich habe jetzt ausgeschlafen", meinte Radik freundlich, bemerkte dabei aber, dass ihm das Sprechen große Schmerzen im Oberkörper verursachte.
    Rusawa fiel ihm um den Hals, nicht anders als vor gut vier Jahren, diesmal aber begann sie bitterlich zu weinen und zu schluchzen. Radik konnte sich denken, dass seine Familie ihn seit Wochen vermisst hatte. Und der Zustand, in dem er zurückgekehrt war, muss noch schlimmer gewesen sein, als seinerzeit, da Womar ihn aus dem Eisloch gezogen hatte.
    "Nun bin ich ja wieder da und fühle mich auch schon ganz gut. Also kein Grund zur Traurigkeit", flüsterte Radik und strich ihr über das Haar.
    Rusawa wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, ohne dabei aber den fest um Radiks Hals gelegten Arm wegzunehmen.
    "Du warst aber ganz schlimm verletzt und krank", meinte Rusawa schließlich, "Ich habe sogar gesehen, wie Womar geweint hat, natürlich heimlich, damit ich es nicht bemerke", setzte sie flüsternd hinzu.
    "Doch du hast mich tapfer mit Honig gefüttert, stimmt´s? Das hat mich wahrscheinlich gerettet."
    Rusawa begann stolz zu lächeln und machte sich daran, die verriegelten Fensterläden zu öffnen. Radik wollte ihr den Eindruck vermitteln, dass mit ihm wieder alles in Ordnung sei und richtete sich schnell auf, um ihr behilflich zu sein. Ein gellender Schmerzesschrei entfuhr ihm. Er sackte zurück auf das Bett, die Hand auf die Rippen gelegt, wo er seinen Oberkörper mit einem festen Tuch umwickelt fühlte.
    "Ich glaube, diese Burschen haben mich halb totgeschlagen."
    " Halb tot ist ziemlich stark untertrieben!"
    Womar stand in der Tür. Die Sorgen der letzten Tage waren ihm anzusehen, auch wenn er nun freudig strahlte.
    "Leg dich wieder hin! Jetzt ist wirklich keine Zeit, hier den Helden zu spielen", fügte er streng hinzu, "Als vor fünf Tagen dein Hengst plötzlich vor dem Haus stand und du regungslos nach vorne niedergesunken lagst, dachte ich ernsthaft, da wäre kein Funken Leben mehr in deinem Körper."
    Radik streckte sich wieder im Bett aus, die Schmerzen schwanden langsam.
    "Wer hat dich nur so übel zugerichtet? Dein Körper ist übersät mit Blutergüssen, zudem sind zwei deiner Rippen gebrochen. Auch hattest du eine üble Wunde auf dem Kopf. Zum Glück ist der Knochen nicht verletzt."
    "Das musste Womar sogar nähen!" ergänzte Rusawa.
    Radik tastete seinen Schädel mit der Hand ab und konnte nur mit Mühe einen erneuten Schrei unterdrücken,

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