Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
Bonnie.«
»Noch eine Lektion?«, fragte Damon und warf ihr einen
Blick zu, der eine Flamme hätte erfrieren lassen können.
»Nein, nur ein – eine Bitte.« Sie konnte sich nicht dazu
überwinden, »ein Flehen« zu sagen.
Als er nicht antwortete und das Schweigen unerträglich
wurde, fügte sie hinzu: »Damon, für uns – wir suchen nicht
aus Habgier oder Abenteuerlust oder irgendeinem
normalen Grund nach einem Schatz. Wir tun es, weil wir
unsere Stadt retten müssen.«
»Vor Mitternacht«, sagte eine Stimme direkt hinter ihr.
»Vor der letzten Mitternacht.«
Elena wirbelte herum. Sie erwartete, Stefano zu sehen, der
Bonnie fest an sich gepresst hielt. Aber es war nur Bonnie
al ein, auf gleicher Höhe mit Elenas Kopf, und sie
klammerte sich an der Thurgleiter fest.
Elena vergaß ihre Höhenangst. Der Thurg schwankte, aber
sie stand auf, bereit, an der Sonnenseite hinunterzuklettern,
wenn für Bonnie nicht genug Platz war, um sich schnel im
Lenkersattel niederzulassen.
Aber Bonnie hatte die schmalsten Hüften der Stadt und der
Sattel bot gerade eben Platz für sie al e drei.
»Die letzte Mitternacht kommt«, wiederholte Bonnie. Elena
kannte diese monotone Stimme, kannte die kreideweißen
Wangen, die leeren Augen. Bonnie war in Trance – und
bewegte sich. Es musste sich um etwas Dringendes
handeln.
»Damon«, flüsterte Elena. »Wenn ich mit ihr spreche, wird
die Trance durchbrochen. Kannst du sie telepathisch
fragen, was sie meint?«
Einen Moment später hörte sie Damons Projektion. Was
ist die letzte Mitternacht? Was wird dann geschehen?
»Das ist der Zeitpunkt, da es beginnt. Und es ist in weniger
als einer Stunde vorüber. Also … keine Mitternächte
mehr.«
Wie bitte? Keine Mitternächte mehr?
»Nicht in Fel ’s Church. Es wird niemand mehr übrig sein,
der sie sehen könnte.«
Und wann wird das geschehen?
»Heute Nacht. Die Kinder sind endlich bereit.«
Die Kinder?
Bonnie nickte nur, einen entrückten Ausdruck in den Augen.
Irgendetwas wird mit all den Kindern geschehen?
Bonnies Lider sanken herab. Sie schien die Frage nicht
gehört zu haben.
Elena musste sich festhalten. Und plötzlich hielt sie sich
tatsächlich fest. Damon hatte sich über Bonnies Schoß
gebeugt und ihre Hand ergriffen.
Bonnie, werden die Kinder um Mitternacht etwas tun?,
fragte er.
Bonnies Augen fül ten sich mit Tränen und sie senkte den
Kopf.
»Wir müssen zurückkehren. Wir müssen nach Fel ’s
Church«, sagte Elena, und beinahe ohne zu wissen, was
sie tat, entzog sie Damon ihre Hand und kletterte an der
Sonnenseite entlang zurück zur Sänfte. Die aufgeblähte
rote Sonne sah inzwischen anders aus – kleiner. Sie zog
an dem Vorhang und stieß mit dem Kopf beinahe gegen
den von Stefano, als er den Vorhang aufrol te, um sie
hereinzulassen.
»Stefano, Bonnie ist in Trance, und sie hat gesagt …«
»Ich weiß. Ich habe gelauscht. Ich konnte sie auf dem Weg
nach vorn nicht einmal aufhalten. Sie ist aus der Sänfte
gesprungen und nach vorn geklettert wie ein Eichhörnchen.
Was denkst du, was sie meint?«
»Du erinnerst dich an die außerkörperliche Erfahrung, die
sie und ich hatten? Als wir Alaric ein wenig nachspioniert
haben? Das ist es, was in Fel ’s Church geschehen wird.
Al e Kinder gleichzeitig, genau um Mitternacht – das ist der
Grund, warum wir zurückkehren müssen …«
»Immer mit der Ruhe, Liebste. Erinnerst du dich an das,
was Lady Ulma gesagt hat? Während hier fast ein Jahr
vergangen ist, sind es in unserer Welt nur Tage gewesen.«
Elena zögerte. Es war die Wahrheit; sie konnte es nicht
leugnen. Trotzdem, ihr war so kalt …
Körperlich kalt, begriff sie plötzlich, als ein Schwal eisiger
Luft um sie herumwirbelte und wie eine Machete durch ihre
Lederkleider schnitt.
»Wir brauchen unsere Innenpelze«, stieß Elena hervor.
»Wir müssen dem Riss näher kommen.«
Sie zogen hastig die Planen der Sänfte herunter, banden
sie fest und stöberten dann in dem Schrank, der tatsächlich
auf dem Rumpf des Thurgs stand.
Die Pelze waren so glatt, dass Elena mühelos zwei unter
ihrer Lederkleidung vertragen konnte.
Sie wurden von Damon gestört, der mit Bonnie in den
Armen hereinkam.
»Sie hat aufgehört zu reden«, erklärte er und fügte hinzu:
»Wann immer dir warm genug ist, schlage ich vor, dass du
herauskommst.«
Elena legte Bonnie auf eine der beiden Bänke in der
Sänfte und schichtete Decke um Decke über ihr auf, um sie
darin
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