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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Wu Kwok leicht die Hand. Ein Diener brachte Eßstäbchen. Tee, Mondkuchen – kleine, wohlschmeckende, mit Mandelmasse gefüllte Kuchen aus Reismehl – und eine Schüssel mit dim sum.
    Dim sum waren kleine, leichte Pasteten aus Reismehl, gefüllt mit Krabbenfleisch, gebratenem Schwein, Huhn, Gemüsen oder Fisch. Ein Teil war gedünstet, ein anderer im Fett schwimmend gebacken.
    Der Diener goß den Tee ein.
    Wu Kwok hob seine Tasse und machte Struan ein Zeichen, ein Gleiches zu tun. Schweigend tranken sie, ohne einander aus den Augen zu lassen. Dann griff der Pirat zu seinen Eßstäbchen und suchte ein dim sum aus. Er legte es auf Struans kleinen Teller und forderte ihn zum Essen auf. Struan wußte, daß Wu Kwok erwartete, er würde, obwohl auch er Eßstäbchen erhalten hatte, mit den Händen essen – ganz wie ein Barbar. Und damit würde er an Gesicht verlieren.
    Du schmutziger Dreckskerl, dachte er und dankte seinem Joss für May-may. Geschickt nahm er die Eßstäbchen in die Hände und steckte sich das dim sum in den Mund. Dann legte er die Eßstäbchen auf ihre Porzellanunterlage zurück und aß mit Genuß. Mit tiefer Genugtuung verspürte er das Erstaunen des Piraten darüber, daß ein Barbar wie ein zivilisierter Mensch zu essen verstand.
    Wieder griff Struan zu seinen Eßstäbchen und suchte mit Kennerblick ein neues dim sum: das kleinste und zarteste, das am schwersten zu halten war. Es war eins von den gedünsteten, mit Krabbenfleisch gefüllten Pastetchen, dessen Teig so dünn war, daß er fast durchsichtig wirkte. Rasch und mühelos hob er es heraus und flehte inbrünstig darum, daß es ihm gelänge, es nicht fallen zu lassen. Dann streckte er den Arm aus und bot es Wu Kwok an.
    Wu Kwoks Eßstäbchen näherten sich, er nahm das dim sum ab und legte es auf seinen kleinen Teller. Unterwegs aber fiel ein kleines Stückchen Krabbenfleisch auf den Tisch. Obwohl Wu Kwok seine Gelassenheit behielt, wußte Struan doch, daß er innerlich tobte, denn er hatte an Gesicht verloren.
    Struan versetzte ihm den Gnadenstoß. Er beugte sich vor, nahm das Stückchen Krabbenfleisch, legte es auf seinen Teller und suchte noch ein kleines dim sum heraus. Wieder bot er es an, und Wu Kwok nahm es entgegen. Diesmal ließ er nichts fallen.
    Er bot auch Struan wieder ein Stück an. Struan nahm es ihm mühelos auf halbem Weg ab und aß es mit Genuß, lehnte jedoch das nächste, das ihm angeboten wurde, ab. Es war bei den Chinesen ein Zeichen höchsten Anstandes, dem Gastgeber gegenüber so zu tun, als sei das Essen so gut gewesen, daß man nichts mehr zu sich nehmen konnte. Gastgeber wie Gast wußten natürlich, daß sie mit größtem Appetit hätten weiteressen können.
    »Nehm' Sie nur mehr von dem Futter, Kamerad! Haben noch 'nen Haufen davon«, erklärte Wu Kwok plötzlich und redete ihm zu, wie dies von einem Gastgeber erwartet wurde.
    Als Struan diesen groben Cockneyakzent ausgerechnet aus Wu Kwoks Mund vernahm, dämpfte das ein wenig seine Freude darüber, daß er noch etwas an Gesicht gewonnen hatte, indem er Wu Kwok dazu gebracht hatte, als erster zu reden.
    »Danke. Ich freue mich, daß Sie englisch reden. Dadurch wird manches erleichtert«, antwortete Struan. »Erheblich erleichtert.«
    »Ja, das stimmt.« Wu Kwok war sehr stolz darauf, die Barbarensprache zu beherrschen.
    »Wo haben Sie Ihr Englisch gelernt?« Struan beugte sich nieder und kratzte sich am Knöchel. Der Boden und die Kissen wimmelten von Flöhen.
    »Wo hat denn einer von Ihrer Sorte gelernt, wie ein Chinamann zu essen, he?«
    Struan holte sich noch eine Pastete. »Ich habe schon wiederholt versucht, Kantonesisch zu lernen. Aber ich bin kein guter Schüler, und meine Zunge bringt die Laute nicht richtig hervor.« Er aß die Pastete mit geschickten Bewegungen und trank etwas Tee. »Der Tee ist ausgezeichnet. Aus Sutschou?«
    Wu Kwok schüttelte den Kopf: »Aus Lin Tin. Mögen Sie Tee aus Sutschou?«
    »Der aus Lin Tin ist besser.«
    »Ich habe mein Englisch im Lauf der Jahre von Scragger und anderen gelernt.« Er aß eine Weile und drängte Struan dann noch mehr von dem köstlichen Gericht auf. »Langen Sie nur zu, Kamerad. Sind schon ein seltsamer Vogel. Freut mich mächtig, einen Mann von Ihrer Sorte kennenzulernen. Geht nicht ganz mit rechten Dingen zu, hol's der Teufel. Sie würden so manchen Tag zum Sterben brauchen, so manchen Tag.«
    Struans Augen wurden noch grüner und funkelnder. »Sie würden sehr rasch sterben. Meine Methoden sind anders als die

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