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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Frage.«
    »Was ist sonst noch in meiner Abwesenheit geschehen?«
    Culum bemühte sich verzweifelt, seinen Vater zu verstehen, aber es wollte ihm nicht gelingen. Sein Respekt vor ihm war größer als je zuvor, aber er fühlte keine Sohnesliebe. Stundenlang hatte er mit Tess gesprochen und bei ihr tiefstes Verständnis gefunden. Sie hatten über ihre Väter miteinander geredet und versucht, die Menschen zu ergründen, die sie auf dieser Erde am meisten liebten und fürchteten und zuweilen sogar haßten, zu denen sie sich aber bei drohender Gefahr immer wieder flüchteten. »Die Fregatten sind aus Quemoy zurückgekehrt.«
    »Und?«
    »Sie haben fünfzig bis hundert Dschunken zerstört, große und kleine. Und drei Piratennester an Land. Vielleicht haben sie Wu Kwok mit einem der Schiffe versenkt, vielleicht auch nicht.«
    »Wir werden es noch früh genug erfahren.«
    »Vorgestern habe ich mir dein Haus in Happy Valley angesehen. Die Wächter – du weißt ja, nachts will niemand dort bleiben – nun, man hat eingebrochen und gründlich geplündert.«
    Struan fragte sich, ob man wohl auch den geheimen Geldschrank gefunden und aufgebrochen hatte. »Gibt es überhaupt keine guten Nachrichten?«
    »Aristoteles Quance ist aus Hongkong geflüchtet.«
    »Was du nicht sagst!«
    »Ja. Mrs. Quance will es allerdings nicht glauben, aber alle – oder doch zumindest fast alle – haben ihn auf dem Schiff gesehen, auf dem auch Tante Sarah nach Hause abgereist ist. Die arme Frau glaubt, daß er sich noch immer in Hongkong aufhält. Hast du eigentlich von George und Mary Sinclair gehört? Sie wollen heiraten. Es freut mich, obwohl Horatio deswegen schrecklich verstört ist. Aber auch da ist nicht alles in Ordnung. Wir haben gerade erfahren, daß Mary sehr krank ist.«
    »Malaria?«
    »Nein. Irgendeine Darmkrankheit, die in Macao herrscht. Eine ganz dumme Sache. George hat gestern einen Brief von der Oberin des Katholischen Schwesternordens erhalten. Der arme Kerl grämt sich noch zu Tode! Diesen Papisten kann man doch niemals trauen.«
    »Was hat denn die Oberin berichtet?«
    »Nur, daß sie es für ihre Pflicht halte, Marys Verwandte zu verständigen, und daß Mary gesagt habe, sie solle George schreiben.«
    Struan furchte die Stirn. »Warum, zum Teufel, ist sie denn nicht ins Missionskrankenhaus gegangen? Und warum hat sie Horatio nicht Bescheid gegeben?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Hast du es Horatio mitgeteilt?«
    »Nein.«
    »Hat Glessing ihm etwas gesagt?«
    »Das bezweifle ich. Es scheint, daß sie einander hassen.«
    »Du solltest lieber mit den Brocks zusammen abreisen und feststellen, wie es ihr geht.«
    »Ich hatte mir schon gedacht, daß du Nachrichten aus erster Hand würdest haben wollen. Deshalb habe ich gestern Vargas' Neffen Jesus mit einer Lorcha hingeschickt. Der arme George bekam von Longstaff keinen Urlaub. Auf diese Weise kann ich ihm also auch gleich einen Gefallen tun.«
    Struan schenkte sich nochmals Tee ein und sah dann Culum an. Wiederum spürte er so etwas wie Hochachtung vor seinem Sohn. »Ausgezeichnet.«
    »Ich weiß doch, daß sie fast wie ein Mündel für dich ist.«
    »Ja, allerdings.«
    »Ja, und dann ist noch vor ein paar Tagen mit den Ermittlungen wegen des Unglücksfalles des Großfürsten begonnen worden. Das Gericht ist zu dem Schluß gelangt, daß es sich dabei doch nur um einen unglücklichen Zufall gehandelt hat.«
    »Hältst du das für möglich?«
    »Selbstverständlich. Du etwa nicht?«
    »Hast du Sergejew besucht?«
    »Mindestens einmal am Tag. Er war natürlich auch bei der Verhandlung zugegen, und er … er hat sehr viel Gutes über dich gesagt. Wie du ihm geholfen und ihm das Leben gerettet hast. Sergejew hat niemandem die Schuld gegeben und erklärt, er habe auch den Zaren in diesem Sinne unterrichtet. Seiner Ansicht nach verdankt er nur dir sein Leben. Skinner hat ein Extrablatt der Oriental Times erscheinen lassen, in dem die ganze Verhandlung wiedergegeben wurde. Ich habe es für dich aufgehoben.« Culum reichte ihm die Zeitung. »Es würde mich nicht wundern, wenn der Zar dir persönlich seine Anerkennung ausspräche.«
    »Wie geht es Sergejew?«
    »Er kann jetzt gehen, aber seine Hüfte ist sehr steif. Ich glaube, daß er starke Schmerzen hat, allerdings spricht er niemals darüber. Er meint, er würde niemals wieder reiten können.«
    »Aber sonst ist er wohlauf?«
    »Soweit man das von einem Mann sagen kann, der mit Leib und Seele Reiter ist.«
    Struan trat an die Kredenz und

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