Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
›Aufenthalt‹ begeben musst? Besser für dich wäre bestimmt, nach Hause zurückzukehren.«
»Die Göttin wird mir helfen.« Von Lhel erwähnte er nichts. Die Südländer verstanden die Toten nicht.
Er wanderte nach Süden, bis er aus ihrer Sichtweite geriet, dann wandte er sich den restlichen Tag und den nächsten nach Norden. Der Wald wurde lichter. An manchen Stellen konnte Mahti über die Wipfel der Bäume hinweg auf schier endlose Weiten von Flachland sehen. Es war grün und von Wiesen und Seen gesprenkelt. Er eilte weiter, konnte kaum erwarten zu erfahren, wie es sein würde, an einem solchen Ort mit dem Himmel so offen über sich zu wandern.
Drei Tage setzte er den Weg auf diese Weise fort, dann trugen ihn die Füße zu einem breiten Fluss. In der Umgebung gab es zahlreiche Dörfer und Gehöfte, außerdem Pferde- und Rinderherden.
Da er nicht schwimmen konnte, wartete er auf die Dunkelheit, um nach einem Weg über das Wasser zu suchen. Der Mond ging voll und weiß an einem klaren Himmel auf, so hell, dass sich Mahtis Schatten scharf und schwarz auf dem taunassen Gras abzeichnete.
Er hatte den Fluss beinah erreicht, als er auf eine neue Gruppe von Südländern stieß. Mahti hatte gerade die Sicherheit eines Wäldchens verlassen und schritt über eine mondhelle Weide, als er plötzlich Stimmen vernahm. Drei Männer rannten aus dem dunklen Gehölz und hielten unmittelbar auf ihn zu. Mahti ließ sein Reisebündel fallen und holte den Oo’lu aus der Schlinge, hielt ihn lose in einer Hand.
Die Männer kamen weiter heran und stießen dabei Schreie aus, die ihn vermutlich ängstigen sollten. Mahtis Finger schlossen sich um das glatte Holz des Oo’lu , aber er lächelte dabei.
Als sich die Männer näherten, zogen sie Schwerter. Sie rochen schmutzig, und ihre Kleider waren zerlumpt.
»Du da!«, rief ihm der Größte unwirsch zu. »Ich kann das Essen in deinem Beutel von hier aus riechen. Gib es her.«
»Ich brauche mein Essen«, gab Mahti zurück.
»Bei Bilairys Hintern, woher kommst du, dass du redest, als hättest du den Mund voll Steine?«
Mahti brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, was der Mann wissen wollte. »Zengat.«
»Meiner Treu, ein Zengati ganz allein hier unten!«, rief einer der anderen aus und kam näher.
»Ihr nicht gegen mich kämpfen«, warnte Mahti. »Ich nicht will euch etwas tun.«
»Na, ist das nicht drollig?«, knurrte der Große und trat auf ihn zu. »Und womit willst du uns etwas tun? Mit diesem Wanderstab? Ich sehe kein Schwert an deinem Gürtel, Freundchen.«
Neugierig legte Mahti den Kopf schief. »Du nennst mich ›Freund‹, aber Stimme und Schwert sagen ›Feind‹. Geh weg. Ich will meine Weg gehen in Frieden.«
Mittlerweile befanden sich die Fremden nah genug, um zuzuschlagen. Mahti seufzte. Er hatte sie gewarnt. Er hob den Oo’lu an die Lippen und blies ihnen den Ruf eines Berglöwen entgegen. Wie er gehofft hatte, sprangen seine Angreifer vor Überraschung zurück.
»Bei Bilairys Hintern, was war das?«, stieß der Dritte hervor. Er hörte sich deutlich jünger als die beiden anderen an.
»Ihr gehen«, warnte Mahti erneut. »Ich euch sonst töten.«
»Das ist kein Zengati«, knurrte der Anführer. »Wir haben’s hier mit einem dreckigen kleinen Hügelhexer zu tun. Das ist einer dieser merkwürdigen Schwirrholzschwinger. Schneidet ihm die Kehle durch, bevor er Unheil anrichtet!«
Bevor sie angreifen konnten, stimmte Mahti das Summen von Bienen an. Abermals verharrten sie, und diesmal ließen sie die Waffen fallen und hielten sich vor Schmerz die Köpfe. Der Jüngste sank schreiend auf die Knie.
Mahti spielte lauter und beobachtete, wie auch die beiden anderen sich windend zu Boden fielen. Das Blut, das aus ihren Ohren und Nasen schoss, sah im Mondlicht schwarz aus. Wären sie unschuldige Menschen gewesen, hätte die Magie sie nicht so sehr verletzt. Nur auf Schuldige mit Mord im Herzen und Blut an den Händen wirkte sie auf diese Weise. Mahti spielte weiter, lauter und kräftiger, bis alle drei aufhörten, brüllend um sich zu schlagen und stattdessen reglos im Gras lagen. Dann ging er zu dem Lied über, mit dem er die Seelen aus den Leibern von Teolin und Irmans greiser Gemahlin gespielt hatte, und spielte es über dem Körper des Anführers. Diesmal jedoch ließ er es mit dem durchdringenden Krächzen eines Raben enden, das den dünnen Faden durchtrennte, der die Seele mit dem Körper verband. Dasselbe wiederholte er bei dem Mann mit dem Hut. Nur den
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