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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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die Knie. Wie groß seine Füße waren! Sie stand vor ihm und sang:
     

    Tom, Tom, des Pfeifers Sohn,
    Stahl ein Schwein und rann davon,
    Hat’s alleine aufgefressen,
    Und’s Bezahlen ganz vergessen.

     
    Halb lachend, halb weinend, flehte er sie an, aufzuhören. »Ich habe auch einen für dich!« rief er, und er sprang auf und tanzte umher, stampfte mit den Füßen auf den Boden und klatschte sich auf die Schenkel, und dabei sang er:
     

    Die Sau kam mit dem Sattel herein,
    In der Wiege schaukelt das Schwein.
    Der Teller sprang über den Tisch blitzeschnelle
    Und sah, wie der Topf verschluckte die Kelle.
    Hinter der Tür der Bratenspieß,
    Die Puddingstöcke zu Boden stieß.
    »Potzblitz!« sagte der Ofenrost.
    »Wißt ihr’s nicht mehr?
    Ich bin der Herr Wachtmeister.
    Bringt sie nur her!«
     
    Und dann packte er sie rauh und mit zusammengebissenen Zähnen und schleifte sie zurück zum Auto.
    Als sie in London angekommen waren, war ihr Gesicht ganz geschwollen. Wer sie sah, erschrak. Er mietete sich mit ihr in einem vorzüglichen Hotel ein; sie hatte keine Ahnung, wo es lag. Er gab ihr heißen Tee und Süßigkeiten und sang ihr etwas vor.
    Er entschuldigte sich für alles, was er getan hatte. Er sei wi e dergeboren worden; sei ihr denn nicht klar, was das bedeutete? Ein Wunder wohne in ihm. Dann erfolgte erwartungsgemäß das Küssen und Trinken und ein grober, plumper Liebesakt, nicht besser als jeder andere auch.
    Sie gingen zur Westminster Abbey, und er wanderte durch die ganze Anlage und studierte sie in allen Einzelheiten. Er be o bachtete, wie die Gläubigen umhergingen. Schließlich sagte er: »Ich habe nur eine einzige, einfache Mission. So alt wie die Erde selbst.«
    »Und die wäre?« fragte sie.
    Er gab keine Antwort.
    Als sie wieder im Hotel waren, sagte er: »Ich möchte, daß du deine Studien ernsthaft beginnst. Wir besorgen uns einen s i cheren Ort… nicht hier in Europa… in den Staaten, so nah bei ihnen, daß sie es nie vermuten werden. Wir brauchen alles. Die Kosten dürfen kein Hindernis sein. Wir fahren nicht mehr nach Zürich. Sie werden dich dort suchen. Kannst du große Geldbeträge beschaffen?«
    »Das habe ich schon getan«, erinnerte sie ihn. Diese und a n dere Bemerkungen machten ihr deutlich, daß er sich manches einfach nicht merken konnte, jedenfalls nicht in der richtigen Reihenfolge. »Der Bankenweg ist gut organisiert. Wir können zurück in die Staaten, wenn du willst.«
    Tatsächlich machte ihr Herz bei diesem Gedanken einen Freudensprung.
    »Es gibt ein neurologisches Institut in Genf«, sagte sie. »Da sollten wir hingehen. Es ist weltberühmt. Es ist riesig. Da können wir ein bißchen arbeiten. Und ich kann alles direkt bei der Schweizer Bank arrangieren. Dort können wir Pläne machen. Es ist am besten so, glaube mir.«
    »Ja«, sagte er. »Und von dort müssen wir in die Staaten z u rückkehren. Sie werden dich suchen. Und mich auch. Wir müssen zurück. Ich denke an das Haus.«
    Sie schlief ein und träumte nur von Labors, Objektträgern, U n tersuchungen, Mikroskopen – von Wissen, als wäre es ein Exorzismus. Sie wußte natürlich, daß sie es nicht allein scha f fen konnte. Im besten Fall könnte sie eine Computerausr ü stung beschaffen und ihre Befunde aufzeichnen. Sie brauchte eine ganze Stadt von Labors, eine Stadt, wo die Krankenhä u ser auf den Bäumen wuchsen, wo sie von einem großen Ze n trum zum anderen gehen konnte…
    In Genf planten sie alles bis ins letzte Detail.
    Die nächstliegende Wahl für ihr Ziel war Houston in Texas. Warum? Weil es dort ganz einfach überall Krankenhäuser und medizinische Zentren gab. Medizinische Forschung jeglicher Art wurden in Houston betrieben. Vielleicht würde sie ein Gebäude für sie ausfindig machen, irgendeine medizinische Einrichtung, die wegen der Ölkrise leerstand. Houston war ins Kraut geschossen; es habe drei Innenstädte, sagte man. Niemand konnte sie dort finden.
    Geld war kein Hindernis. Die großen Beträge, die sie sich überwiesen hatte, waren bei der riesigen Schweizer Bank in Sicherheit. Sie brauchte nur noch ein paar Tarnkonten in Kalifornien und in Houston einzurichten.
    Sie lag im Bett, hatte die Finger fest um die Handgelenke g e schlossen und dachte: Houston. Nur eine Flugstunde von zu Hause. »Nur eine Stunde.«
    »Ja, sie werden es nie erraten«, meinte er. »Ebenso könntest du uns zum Südpol bringen; ein raffinierteres Versteck kön n test du dir nicht ausdenken.«
    Aller Mut verließ

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