Tanz der Hexen
sie. Sie schlief. Sie übergab sich. Als sie au f wachte, blutete sie. Wieder ein Abort, und diesmal war der viskose Kern fünf Zentimeter lang geworden, vielleicht länger, ehe er angefangen hatte, sich aufzulösen.
Am Morgen, als sie sich ausgeruht hatte, setzte sie ihren Wi l len durch: Sie wollte ins Institut gehen, dieses Ding untersuchen und sämtlichen Tests unterziehen, die sie durchführen konnte. Sie schrie und kreischte, und schließlich willigte er entsetzt ein.
»Du hast Angst davor, ohne mich zu sein, nicht wahr?« sagte sie.
»Stell dir vor, du wärest der letzte Mann auf der Erde«, sagte er. »Und ich wäre die letzte Frau.«
Sie wußte nicht, was er damit meinte. Aber er schien es zu wissen. Er brachte sie ins Institut.
Im Institut gelang es ihr, sich einen weißen Kittel zu beschaffen, eine Laborkarte, einen Stift, Dinge, die sie benötigte, Formulare aus einer Batterie von Schreibtischfächern, gelbe, rosa und blaue Zettel für die verschiedenen Tests, und dann b e gann sie die gefälschten Laboraufträge auszufüllen.
Zwischendurch konnte sie eine lange Mitteilung auf einem der Dreifach-Formulare verfassen, adressiert an den Concierge ihres Hotels; sie wies ihn an, eine medizinische Sendung vo r zubereiten. Empfänger sei Samuel Larkin, M.D. University Hospital, San Francisco, Kalifornien. Das Material für die Sendung werde sie ihm sobald wie möglich zugehen lassen.
Als sie ins Hotelzimmer zurückkamen, packte sie eine Tischlampe und schlug ihn damit. Er taumelte und fiel zu Boden; Blut spritzte aus seinem Gesicht und lief ihm in die Augen. Aber Haut und Knochen waren wunderbar elastisch, und er kam gleich wieder zu sich wie ein Säugling, der einen schrec k lich tiefen Fenstersturz überlebt. Er packte sie und schlug sie, bis sie das Bewußtsein verlor.
In der Nacht wachte sie auf. Ihr Gesicht war geschwollen, aber gebrochen war nichts. Das eine Auge war fast zugequollen. Jetzt würde sie tagelang im Zimmer bleiben müssen. Tag e lang. Sie wußte nicht, ob sie das aushalten würde.
Am nächsten Morgen fesselte er sie zum erstenmal ans Bett. Er benutzte Fetzen und Streifen von Bettwäsche dazu und knüpfte starke Knoten; er war halb damit fertig, als sie erwac h te und merkte, daß sie einen Knebel im Mund hatte. Er blieb stundenlang weg. Niemand kam. Sie strampelte und schrie, aber es half nichts.
Als er zurückkam, holte er das Telefon aus dem Versteck und bestellte ein Festmahl für sie, und wieder flehte er sie an, ihm zu vergeben. Er spielte auf seiner kleinen Flöte.
Als sie aß, beobachtete er jede ihrer Bewegungen. Sein Blick war nachdenklich und versonnen.
Sie wehrte sich nicht, als er sie am nächsten Tag wieder fes t band, und diesmal tat er es mit unzerreißbarem Klebstreifen, den er am Tag zuvor mitgebracht hatte. Er wollte ihr den Mund zukleben, und sie machte ihn ruhig darauf aufmerksam, daß sie dann vielleicht ersticken werde. Er begnügte sich mit e i nem weniger schmerzhaften und wirkungsvollen Knebel. Als er weg war, bäumte sie sich auf, bis sie rasend war. Es half nichts. Nichts half. Die Milch quoll aus ihren Brüsten. Ihr war schlecht, und das Zimmer drehte sich um sie.
Am folgenden Nachmittag schlief er mit ihr und blieb dann auf ihr liegen, schwer und süßduftend, das weiche schwarze Haar zwischen ihren Brüsten, seine linke Hand auf ihrer rechten, träumend, summend. Sie war nicht gefesselt. Er hatte die Klebstreifen durchgeschnitten, und sie baumelten herunter. Er würde ihr neue anlegen, wenn es ihm paßte.
Sie betrachtete seinen Scheitel, seine glänzend schwarze Mähne, sie atmete seinen Duft und preßte ihren Körper gegen sein Gewicht, und dann versank sie für eine Stunde in Halbschlaf.
Er war immer noch nicht aufgewacht. Er atmete tief.
Sie griff mit der linken Hand zum Telefon und nahm den Hörer ab. Nichts sonst regte sich an ihr. Es gelang ihr, sich den H ö rer ans Ohr zu legen und die Nummer der Rezeption einzutippen, und dann sprach sie so leise, daß sie sie kaum hören konnten.
Es war Nacht in Kalifornien. Lark hörte sich an, was sie zu sagen hatte. Lark war ihr Chef gewesen. Lark war ihr Freund. Lark war der einzige, der ihr vielleicht glauben würde, und der einzige, der ihr versprechen konnte, die Proben zum Keplinger Institute zu bringen. Was immer mit ihr passierte, diese Pr o ben mußten ins Keplinger Institute. Mitch Flanagan war dort der Mann ihres Vertrauens, auch wenn er sich vielleicht gar nicht mehr an sie
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