Tanz der Sinne
herabbaumelte. Unter einem Strom von Verwünschungen peitschte sie ihn mit aller Kunstfertigkeit, die ihr zur Verfügung stand, aus.
Es war eine Sitzung wie alle anderen, sie voller Verachtung, er demütig zu ihren Füßen. Aber er brauchte länger als sonst, um zum Höhepunkt zu gelangen, und in seinen Augen flammte ein dunkles Leuchten, das ihr angst machte. Vielleicht war sie nicht mehr neu genug, um ihn zu erregen.
Und wenn er ihrer müde war.
Ihre Ängste bestätigten sich, als sie ihn von seinen Ketten befreite. Vorher hatte sie sich immer in den anderen Raum zurückgezogen, und er war gegangen, wenn er sich erholt hatte.
Diesesmal umklammerte er ihre Handgelenke und hielt sie fest. »Mit der Zeit wird der Sklave zum Herren und die Herrin zur Sklavin«, sagte er mit eisiger Drohung. »Bald ist es soweit, meine Dame mit der Peitsche.«
Sie mußte ihm seinen Platz zeigen, als sei er ein wildes Tier. Sie riß das Knie hoch und stieß ihn vor die Brust, um seinem Griff zu entkommen.
»Aber ein Nichts bleibt ein Nichts«, zischte sie.
»Wie ein Hund, der sich vor seinem Herrn im Staub wälzt. Du brauchst, was ich dir gebe, und dafür erträgst du jede Erniedrigung.«
Er packte ihre Schultern und drückte sie gegen die Wand. Sein schweißbedeckter Körper preßte sich an sie. Panik durchfuhr sie. Er hatte sie noch nie körperlich angegriffen.
»Bald wirst du wissen, was wahre Angst ist, und ich werde jede Nuance genießen.« Sein Atem ging schwer vor Erwartung. »Die letzte, beste Vorstellung deines Lebens wirst du geben, wenn ich den Spieß umdrehe. Aber keine Angst – du wirst nicht alleine sein.«
So abrupt die Sitzung begonnen hatte, so schnell war sie zu Ende.
Er hob seinen Mantel auf und legte ihn sich über die striemenbedeckten Schultern. Dann ging er.
Sie sank zitternd in die Knie. Wieviel Zeit blieb ihr noch? Sie versuchte, nicht über die Andeutungen nachzudenken, die er gemacht hatte, aber das war unmöglich, selbst wenn die einzig wirklich wichtige Frage war, wie lange und wie sehr sie leiden würde, bevor der Tod sie gnädig in seine Arme nahm.
Was hatte er damit gemeint – sie würde nicht alleine sein?
Ihr Magen hob sich, als ein unaussprechlicher Gedanke ihr durch den Kopf schoß. Nein, das war unmöglich. Kit war zu klug, und sie wußte, welcher Gefahr sie sich aussetzte.
Aber war sie dem hier gewachsen?
0 Kit, Kit, dachte sie verzweifelt. Um Gottes willen, sei vorsichtig.
Nachdem er das Gefängnis verlassen hatte, ging er zu der mürrischen Zofe, die seine Gefangene versorgte. »Mach noch ein Kostüm mit Schlitzen und Lederbändern«, befahl er.
»Ja, Mylord«, sagte sie gleichgültig. »Wie groß?«
»Dieselbe Größe wie das, was die Herrin schon hat.« Er stockte einen Moment, während seine Gedanken sich mit den berauschenden Bildern füllten, die bald Wirklichkeit werden sollten. »Das Kostüm muß haargenau gleich sein.«
Kapitel 32
Es war spät, schon beinahe Mitternacht. Nachdem er Kit vom Theater abgeholt und ins Bett geschickt hatte, wandte Lucien seine Aufmerksamkeit der Arbeit zu, die er zugunsten der Suche nach Kira vernachlässigt hatte. Als jemand leise an die Tür zu seinem Arbeitszimmer anklopfte, antwortete er, ohne wirklich achtzugeben, was er tat.
Sobald er den hochgewachsenen, staubbedeckten Mann, der in der Tür stand, erkannte, waren seine Gedanken wieder in der Gegenwart. Er sprang auf und ging ihm mit ausgestreckter Hand entgegen.
»Du meine Güte, Michael, bist du das, oder habe ich Halluzinationen?«
Lord Michael Kenyon lächelte und ergriff Luciens Hand. »Keine Angst. Ich hab’ geklopft, aber deine Diener schlafen schon, deswegen hab’ ich den Schlüssel benutzt, den du mir letztes Jahr gegeben hast.«
»Möchtest du etwas essen?«
»Nein danke, ich hab’ in Berkshire zu Abend gegessen. Aber zu einem Drink würde ich nicht nein sagen.«
Lucien schob seinem Freund einen Sessel hin.
»Ich hatte gedacht, daß du frühestens in ein paar Tagen in London sein kannst. Wie hast du das gemacht?«
Michael streckte sich genüßlich auf dem Ledersofa aus. Seine schlammbespritzten Stiefel und Hosen legten stummes Zeugnis von seiner langen Reise ab. »Deine Nachricht hat mich ziemlich beunruhigt, deswegen habe ich mich beeilt. Was ist los?«
Lucien dachte, wieviel Glück er doch hatte, solche Freunde zu haben, die sofort, ohne zu fragen, zu ihm kamen. Er öffnete einen Schrank und holte eine Karaffe mit schottischem Whisky heraus, Michaels
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