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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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gerichtet als auf das unebene Gelände. Hinter ihnen, mit den geschmeidigen Bewegungen eines Jägers, kam Jason Travers. In ihrer dunklen Kleidung waren sie Schatten in einer mondlosen Nacht.
    Blackwell Abbey verstörte sie auf unerklärliche Weise. Während sie das Herrenhaus weiträumig umkreisten, stutzte sie und starrte die dunkle, bedrohliche Silhouette an. Die Männer blieben stehen. »Spürst du etwas?« fragte Lucien mit einer Stimme, die nicht weiter als drei Meter trug.
    Sie war sich nur allzu bewußt, daß Lucien und sie in diesen Mauern zum erstenmal miteinander geschlafen hatten, und sie hatte das unbehagliche Gefühl, daß er das gleiche dachte. Aber das war es nicht. »Dieser Ort hat irgend etwas. Kira ist nicht hier. Ich glaube auch nicht, daß sie je hiergewesen ist. Aber ich fühle, daß es hier irgendeine Verbindung zu ihr gibt.«
    »Vielleicht ist irgend jemand in Blackwell Abbey mit ihr zusammengewesen?«
    »Vielleicht.« Sie biß sich auf die Lippen, um nicht aufzuschreien vor Enttäuschung. »Mir ist, als ob man mich mit verbundenen Augen in eine Menschenmenge gestoßen hätte und ich jemanden am Geruch erkennen sollte.«
    Lucien berührte ihren Ellbogen. »Keine Angst, Kit, du schaffst es. Wir müssen nur nahe genug an Kira herankommen.«
    Wieder las er ihre Gedanken. Sie atmete tief und versuchte es noch einmal. Sie machten sich wieder auf ihren langsamen Weg über das Grundstück.
    Bei ihren früheren Expeditionen hatten sie keine Schwierigkeiten gehabt, aber dieses Mal ließ ihr Glück sie im Stich. Als sie hinter einer Reihe von Pächterhütten vorbeischlichen, fingen mehrere Hunde an, wie wild zu bellen. Statt anzunehmen, daß ein Hirsch oder ein Hase die Aufmerksamkeit der Tiere erregt hatte, kamen Männer aus einigen Hütten gestürzt. Eine heisere Stimme grollte:
    »Wahrscheinlich nichts.«
    »Das is’ nich’ unsere Sache«, sagte eine zweite Stimme streng. »Vielleicht sind’s Wilderer. Laß die Hunde los.«
    Kits Herz setzte aus vor Schreck. Michael zischte:
    »Vor uns ist ein Bach. Ihr drei watet das Bett entlang, und ich lenke sie ab.«
    Lucien packte ihren Arm und führte sie hastig eine Böschung hinunter. Das Hundegebell hinter ihnen wurde lauter, als die Tiere von ihren Ketten gelassen wurden.
    Am Ufer stolperte sie über einen Felsen, aber Lucien fing sie auf. Zusammen mit Jason stiegen sie ins Wasser.
    So lautlos sie es vermochten, wateten sie stromaufwärts um eine scharfe Flußbiegung. Dort entdeckten sie eine Vertiefung mit einem Überhang aus nackten Zweigen. Lucien führte sie in die dunkelste Ecke und blieb stehen. Das eisige Wasser ging Kit bis über die Hüfte.
    Hundert Meter weiter flußabwärts, dort, wo sie in den Bach gewatet waren, ertönte hysterisches Hundegebell. »Hier lang schrie einer der Verfolger.«
    Das Gebell wurde leiser. Leicht benommen erkannte Kit, daß Michael sie in die entgegengesetzte Richtung lockte. Sie begann so heftig zu zittern, daß ihre Zähne klapperten.
    Wortlos nahm Lucien sie in die Arme, um die Eiseskälte des Wassers mit der Wärme seines Körpers zu vertreiben. »Keine Angst, Michael kommt schon durch«, flüsterte er.
    Und falls nicht, war es ihre Schuld. Sie schlang ihre Arme um Luciens Taille. Seit der Nacht des Überfalls hatte er seine Gefühle hinter einer Mauer von Zurückhaltung verborgen, aber auf einer neutraleren Ebene hatte er ihr nie seine Unterstützung versagt. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte sie schon lange den Verstand verloren.
    Er hielt sie fest und streichelte ihr den Rücken.
    Selbst hier, angesichts von kaltem Wasser, Angst und Gefahr, rührte sich leises Verlangen in ihren Adern, eine spielerische Erinnerung an die Leidenschaft, die sie geteilt hatten. Sie fragte sich, ob sie einander je wieder nahe sein würden.
    Es war schwer, sich ein derartiges Glück vorzustellen.
    Als das Bellen nur noch ein entferntes Echo war, kletterten sie an das gegenüberliegende Ufer und setzten ihren Weg fort. An der äußeren Mauer sagte Lucien: »Wenn wir eine Viertelmeile nach Westen gehen und das Grundstück noch einmal überqueren, haben wir alles abgesucht. Schaffst du das, Kit?«

    »Natürlich«, sagte sie finster entschlossen, obwohl ihre nassen Füße taub vor Kälte waren.
    »Unermüdliche Kit«, sagte er mit einem Lächeln.
    »Wenn ich je entführt werde, hoffe ich, daß du nach mir suchst.«
    Dieser Beweis von Vertrauen richtete sie ein wenig auf. Sie begannen ihren letzten Marsch über das Gelände. Er

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