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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Muhammad Knight
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mir schien, dass es keinen anderen Ort auf der Welt gab, an dem sie die Khutba vor Männern sprechen konnte, und wir schon allein deshalb die Vorreiter von etwas Neuem waren.
    Wenn Umar an der Reihe war, den Imam zu geben, dann tat er das ganz traditionell nach der Sunna. Er sprach die passenden Du’as, rezitierte die Ayat in perfektem Arabisch und wies uns an, uns ordentlich hinzustellen. Einmal ließ uns Umar eine zusätzliche Sadschda ausführen. Nach dem Gebet befragte ich ihn dazu.
    »Das war eine Sadschdat-as-Sahw«, erklärte Umar. »Ich hatte vergessen, mich nach dem zweiten Ruku aufzurichten; hast du das nicht bemerkt?«
    »Oh«, sagte ich. »Oh ja, ich erinnere mich, ich wusste nur nicht, dass es eine Sadschdat-as-Sahw war. Das ist cool.«
    Ich bemerkte nicht, dass Rabeya zu Hause war, bis »Muhammad My Friend« von Tori Amos aus ihrem Zimmer dröhnte. Ich ging hinaus auf die Veranda und legte mich in den Sessel, um noch ein bisschen zu schlafen. Die beiden Irokesen kamen heraus, um rumzuhängen. Jehangir starrte gebannt auf die Straße vor dem Haus, als würde sie, wenn er es nur lang genug durchhielt, eine Hand nach ihm ausstrecken, ihn am Nacken packen und irgendwohin mitnehmen. Fasiq schien sich auf seine Füße zu konzentrieren. Eine Zeit lang sagte niemand etwas.
    Dann kam ein weißes Mädchen um die Ecke gejoggt, ihre Dreadlocks flogen ihr bei jedem Schritt um den Kopf. Ich hoffte, Umar würde nicht herauskommen und sie in ihren Turnhosen und ihrem Sport- BH sehen, sonst würde er sich darüber beschweren, sobald sie wieder weg war. Lynn, die Muslima auf Abwegen; oder vielleicht war auch es der Islam, der sich für sie als Irrweg erwiesen hatte. Sie war katholisch erzogen worden und dann zum Islam konvertiert oder hatte den Islam angenommen , wie auch immer das heißt. Irgendjemand hatte ihr von dem Mystiker Rumi erzählt, was sie dazu brachte, etwas über die islamische Lebensordnung zu lesen, und das Ganze hatte ihr gefallen – der eine Gott, der keine Kinder zeugt, fünf Mal am Tag an seinen Schöpfer denken, die ganze Rassengleichheit im Sinne von Malcolm X und keine Priester, jedenfalls theoretisch nicht. Daraufhin ging sie in eine Moschee in einem Vorort von Amherst und legte die Schahada ab. Sie gaben ihr einen Hidschab, aber sie waren nett dabei. Sie waren nett, bei allem, was sie taten – diese Typen konnten die gemeinsten, ignorantesten Dinge sagen, aber sie taten es mit sanfter Stimme und bemühten sich, vernünftig und liebevoll zu klingen. Sie sagten ihr, sie solle sich von ihrem Freund trennen, ihren Hund abschaffen, ihre alten Klamotten wegwerfen und sich bis auf Hände und Gesicht bedecken, einen hübschen arabischen Namen annehmen, ihre Lieblingsgruppen nicht mehr hören und ihre Familie bekehren, sonst würde ihr Gehirn kochen und verbrennen wie das von Abu Talib, das ganze Programm. Schließlich gab Lynn es auf, hielt sich an ihren Rumi und ging nicht mehr in die Moschee. Wir waren das Letzte, was von ihrer entwürdigenden Beziehung zur Umma übriggeblieben war.
    »Friede«, sagte sie und verfiel in Schritttempo.
    »Friede«, antwortete Jehangir.
    »Wa salam«, sagte ich.
    »Hey, Lynn«, sagte Fasiq. »Wie heißt die frohe Botschaft?«
    »Oh, ich wollte nur ein bisschen joggen. Ihr wisst ja, bald geht es nicht mehr.«
    »Ja«, entgegnete Fasiq. »Scheiß Buffalo. Wir haben hier höchstens fünf gute Monate.«
    »Man kann nie wissen«, sagte sie. »Ich freu mich schon auf den Sommer. Wenn die Uni vorbei ist …«
    »Machst du deinen Abschluss?«, fragte ich.
    »Nein, ich meine bloß, wenn das Semester zu Ende ist«, antwortete sie. »Kein blöder Stress mehr.«
    »Ach so.«
    »Bei mir dauert’s noch ewig.«
    »Maschallah.«
    »Ich finde deine Haare gut«, sagte Fasiq.
    »Echt? Danke. Langsam fangen sie an zu jucken.«
    »Du solltest sie mal Rude Dawud zeigen«, sagte Jehangir.
    »Ist euch aufgefallen, dass er jetzt einen anderen Akzent hat?«, bemerkte Fasiq. »Es klingt wie eine schräge Mischung aus sudanesisch und jamaikanisch.«
    »Ich glaube, das liegt an den Typen, mit denen er jetzt immer rumhängt«, antwortete Jehangir. »Dieses ganze Karibikding färbt auf ihn ab.«
    »Ist er noch in dieser Band?«, fragte Lynn.
    »Welcher?«
    »Wie hießen die noch gleich … Save Me the Skank, glaube ich.«
    »Nee, die sind nicht mehr zusammen«, sagte Fasiq. »Er war danach bei einer anderen, sie hieß Skallahu Akbar.«
    »Oh«, sagte Lynn und lächelte. »Das gefällt

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