Tarzan 04 - Tarzans Sohn
gewartet hatte – das Trompeten eines Elefantenbullen, und einige Augenblick später brach Korak durch das Gehölz und stand Tantor gegenüber, der mit erhobenem Rüssel vor ihm aufragte und mit den großen Ohren wedelte.
»Schnell, Tantor!« rief der Affenmensch, und das Tier hob ihn sich auf den Rücken. »Beeil dich!« Nun setzte sich der mächtige Dickhäuter durch den Dschungel in Marsch, geleitet durch die Stöße nackter Fersen gegen die Seiten seines Kopfes.
Gen Nordwesten lenkte Korak sein großes Reittier, bis sie etwa eine Meile oberhalb von Malbihns Camp an den Fluß kamen. Er wußte, daß sich hier eine Elefantenfurt befand. Ohne innezuhalten drängte der Affenmensch das Tier in den Fluß, und mit hocherhobenem Rüssel stampfte Tantor stetig dem gegenüberliegenden Ufer zu. Einmal griff ein unbedachtes Krokodil sie an, aber der sich windende Rüssel tauchte unter, packte es um die Mitte des Rumpfes, förderte es ans Tageslicht und schleuderte es hundert Fuß stromab. So erreichten sie sicher das gegenüberliegende Ufer, wobei Korak hoch und trocken über den angeschwollenen Fluten schaukelte.
Nun wanderte Tantor beflissen nach Süden, unbekümmert, in schwingender Gangart, die jegliches Hindernis außer größeren Dschungelbäumen unbeachtet ließ. Manchmal mußte Korak den breiten Nacken des Tieres verlassen und sich in die Bäume schwingen, so dicht streiften die Zweige den Elefantenrücken, aber schließlich langten sie am Rande der Lichtung an, wo das Lager des abtrünnigen Schweden lag, aber selbst hier gingen sie nicht langsamer oder hielten inne. Das Tor lag an der Ostseite des Camps, dem Fluß zugewandt. Tantor und Korak näherten sich von Norden. Da gab es kein Tor, aber was machte das den beiden schon aus?
Auf ein Wort des Affenmenschen hob Tantor den schlanken Rüssel hoch über die Dornen, schob die Brust gegen die Umzäunung und schritt durch, als existiere sie nicht. Ein Dutzend Schwarze hockten vor ihren Hütten und blickten beim Geräusch des Durchbruchs auf. Vor Entsetzen und Verwirrung laut aufheulend, schnellten sie empor und flohen zu den offenen Toren. Tantor wollte sie verfolgen. Er haßte Menschen und glaubte, Korak sei gekommen, um diese zu jagen, doch der Affenmensch hielt ihn zurück und lenkte ihn zu einem großen Segeltuchzelt inmitten der Lichtung – dort sollten das Mädchen und ihr Entführer zu finden sein.
Malbihn lag vor seinem Zelt unter einem Baldachin in einer Hängematte. Seine Wunden schmerzten, er hatte viel Blut verloren und fühlte sich sehr schwach. Erstaunt blickte er auf, als er die Schreie seiner Männer vernahm und sie zum Tor laufen sah. Dann tauchte um die Ecke seines Zeltes eine riesige Masse auf, und Tantor, der große Elefantenbulle, ragte über ihm. Malbihns Boy empfand weder Zuneigung noch Loyalität für seinen Herrn und stürzte beim ersten Anblick des Tieres auf und davon, so war Malbihn sich selbst überlassen und hilflos.
Der Elefant stand nur wenige Schritte von dem Verwundeten entfernt. Malbihn duckte sich zusammen und stöhnte. Er war zu schwach, um davonzulaufen. So mußte er liegenbleiben, mit weitgeöffneten Augen entsetzt in die rotumrandeten, zornigen kleinen Äuglein des Dickhäuters starren und auf seinen Tod warten.
Da glitt zu seiner Verwunderung ein Mann vom Rücken des Elefanten zu Boden. Malbihn erkannte in der seltsamen Gestalt sofort jenes Wesen, das mit Affen und Pavianen Umgang pflegte – den weißen Krieger des Dschungels, der den Königspavian befreit und die ganze zornige Horde behaarter Teufel gegen ihn und Jenssen geführt hatte. Er duckte sich noch tiefer.
»Wo ist das Mädchen?« fragte Korak auf englisch.
»Was für ein Mädchen?« fragte Malbihn zurück. »Hier ist keines – nur die Frauen meiner Boys sind da. Möchten Sie eine davon haben?«
»Das weiße Mädchen«, erwiderte Korak. »Lügen Sie mich nicht an – Sie haben sie von ihren Freunden weggelockt. Sie muß hier sein. Wo ist sie?«
»Das war nicht ich«, rief Malbihn. »Das war ein Engländer, er hat mich angeheuert, sie zu stehlen. Er wollte sie mit nach London nehmen. Sie war auch bereit mitzugehen. Baynes ist sein Name. Gehen Sie zu ihm, wenn Sie wissen wollen, wo das Mädchen ist.«
»Ich komme gerade von ihm«, sagte Korak. »Er hat mich zu Ihnen geschickt. Das Mädchen ist nicht bei ihm. Nun hören Sie auf zu lügen und sagen Sie mir die Wahrheit. Wo ist sie?« Korak trat drohend auf den Schweden zu.
Malbihn fuhr zurück, so zornig
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