Tarzan 04 - Tarzans Sohn
eines großen Affenmännchens jagte.
So kam es, daß wenige Minuten, nachdem Korak und Akut den Schauplatz vieler Raubzüge des Killers verlassen hatten, eine Schar der schnellfüßigsten und tapfersten Krieger des Stammes zur Verfolgung der beiden aufbrach.
Der Junge und der Affe zogen gemächlich und ohne besondere Vorkehrungen gegen mögliche Verfolger von dannen. Ihre sorglose und gleichgültige Haltung den Schwarzen gegenüber war so erstaunlich nicht. Bei vielen ähnlichen Überfällen waren sie ungestraft davongekommen, so daß sie die Neger nur mit Verachtung betrachteten. Außerdem hatten sie auf dem Rückweg den Wind gegen sich, so daß die Witterung der Verfolger von ihnen weggetragen wurde und sie nicht ahnten, daß unermüdliche und in den Dingen des Waldes kaum weniger erfahrene Krieger ihnen mit wilder Beharrlichkeit nachsetzten.
Sie wurden von Häuptling Kovudoo angeführt, einem Wilden in mittlerem Alter von außerordentlichem Scharfblick und großer Tapferkeit. Er erblickte die beiden, denen sie dank einer nahezu unheimlichen Fähigkeit, zu beobachten, zu erahnen und sogar zu wittern, stundenlang gefolgt waren.
Kovudoo und seine Männer erreichten Korak, Akut und Meriem, als diese soeben den Königsaffen getötet hatten. Der Kampflärm hatte sie schließlich geradenwegs zu ihren Opfern geführt. Der Anblick des schlanken, weißen Mädchens versetzte den wilden Häuptling in Erstaunen, so daß er das Trio eine ganze Weile anstarrte, bevor er seinen Kriegern den Befehl zum Angriff gab. In diesem Augenblick tauchten die großen Affen auf, und abermals wurden die Schwarzen ehrfurchtsvolle Zeugen des Palavers sowie des Kampfes zwischen Korak und dem jungen Männchen.
Aber dann waren die Affen verschwunden, und der weiße Junge und das junge, weiße Mädchen standen allein im Dschungel. Einer von Kovudoos Männern flüsterte seinem Häuptling ins Ohr: »Sieh dort!« Damit wies er auf einen Gegenstand, der an der Seite des Mädchens hing. »Als mein Bruder und ich Sklaven im Dorf des Scheichs waren, hat mein Bruder das Ding da für die kleine Tochter des Scheichs angefertigt – sie spielte immer damit und nannte es nach meinem Bruder, dessen Name Geeka lautete. Bevor wir flüchteten, kam jemand, schlug den Scheich nieder und stahl ihm seine Tochter. Sollte sie es sein, wird der Scheich dich gut bezahlen, wenn du sie ihm zurückbringst.«
Korak hatte wieder den Arm um die Schultern von Meriem gelegt. Heiße Liebe brodelte in seinen Adern. Die Zivilisation war ein Zustand, dessen er sich kaum noch erinnerte – London war ihm ebenso fern wie das alte Rom. In der ganzen Welt gab es nur sie zwei – Korak, den Killer, und Meriem, seine Gefährtin. Wieder zog er sie fest an sich und bedeckte ihre gefügigen Lippen mit heißen Küssen. Da brach hinter ihm ein gräßliches, wildes Kriegsgeschrei los, und eine Horde brüllender Schwarzer fiel über sie her.
Korak wandte sich um, bereit zum Kampf. Meriem stand mit ihrem leichten Speer an seiner Seite. Ein Hagel mit Widerhaken versehener Geschosse kam angeschwirrt. Eines durchdrang Koraks Schulter, ein anderes sein Bein, und er fiel zu Boden.
Meriem blieb unversehrt, die Schwarzen hatten sie mit Absicht verschont. Nun kamen sie herbeigeeilt, um Korak den Rest zu geben und das Mädchen gefangen zu nehmen. Aber als sie bei ihnen waren, tauchten aus einer anderen Ecke im Dschungel der große Akut und dicht hinter ihm die gewaltigen Männchen seines neuen Königtums auf.
Knurrend und brüllend fielen sie über die schwarzen Krieger her, als sie sahen, was diese bereits für Unheil angerichtet hatten. Kovudoo erkannte die Gefahr, die sich aus einem Handgemenge mit den kraftvollen Affenmännchen ergeben könne, ergriff Meriem und forderte seine Krieger zum Rückzug auf. Eine Zeitlang folgten ihnen die Affen, und einige der Schwarzen wurden übel zugerichtet, einer gar getötet, ehe ihnen die Flucht glückte. Sie wären auch nicht so ohne weiteres davongekommen, hätte sich Akut nicht mehr um den verwundeten Korak gesorgt als um das Schicksal des Mädchens, das er stets mehr oder weniger als Eindringling und unerwünschte Last angesehen hatte.
Korak lag blutend und bewußtlos am Boden, als Akut bei ihm anlangte. Der große Affe riß die schweren Speere aus seinem Fleisch, leckte die Wunden und trug seinen Freund zu jenem Unterschlupf hoch in den Lüften, den Korak für Meriem eingerichtet hatte. Mehr konnte das Tier nicht tun. Den Rest mußte die Natur
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