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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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hab ihm ganz schön eine verpasst.«
    »Haben Sie ihm was erzählt?«
    »Was gibt’s da schon zu erzählen? Ich weiß nicht, wo Tommy ist. Ich hätte es ihm sowieso nicht gesagt, aber ich wusste es auch nicht. Er hat mich zusammengeschlagen, weil er Angst hatte.«
    »Ja, er sah total verängstigt aus, als er mir auf den Fersen war.«
    »Eine Scheißangst hatte der. Er tut nur so hart, aber er weiß, Tommy murkst ihn ab. Das macht ihn so gefährlich. Er weiß, er sitzt in der Falle. Er kann nicht einfach die Stadt verlassen. Wo soll er hin? Wenn er Geld hat vielleicht. Er weiß, er kann nicht weg und wird nicht überleben, deswegen will er wenigstens nicht kampflos aufgeben.«
    »Aber er ist doch hinter uns her und hinter Ihnen.«
    »Versetz dich doch mal in seine Lage. Er hat keine Wahl. Ich kenne meinen Enkel. Alejandro kann sich nicht in Chicali verstecken und er kann sich auch nicht auf eine offene Konfrontation mit Tommy einlassen. Also sucht er nach einem Ausweg, einer Hintertür, einer letzten Chance. Er hat Angst. Aus gutem Grund. Tommy ist nicht mehr der kleine Junge von früher.«
    »Ja, das habe ich auch mitgekriegt.«
    » Mi nieto , dem macht es nichts aus, ein pocho zu sein, ein Amerikaner, der, wenn’s nötig ist, einen auf Mexikaner macht. Tommy ist nur ein brauner Gringo. Er hatte nicht so eine Kindheit wie die. Wenn man so aufwächst wie Alejandro, in einer colonia an der Müllhalde, und sich durchschlägt, Scheiß-Kaugummi verkauft und Essensreste klaut, dann hält man sich nicht mit großen Hoffnungen auf. Es geht nur ums Überleben. Man tut alles, um am Leben zu bleiben. Tomás glaubt, er hätte eine Zukunft. Alejandro weiß, dass er keine hat. Er hat nichts zu verlieren.«
    »Hört sich an, als täte er Ihnen leid.«
    »Ein Junge wie Alejandro, der musste einfach so werden.« Mr. Morales schüttelte den Kopf. Er schloss die Augen. »Oh verdammt, meine Eier tun weh.«
    Griselda kam wieder rein. »Wie geht’s ihm? Ein Krankenwagen aus Calexico ist unterwegs. Zehn, fünfzehn Minuten.«
    »Hey, Süße, Herzchen, muchacha «, sagte Mr. Morales zu Griselda. »Sei ein Engel und mach mir ein Bier auf.«
    »Der wird schon wieder«, sagte ich.
    Mr. Morales wurde hinten in den Krankenwagen geladen. Ich musste ihm unbedingt noch mal versprechen, die Bar am gleichen Abend wieder zu öffnen, sonst wollte er nicht mitfahren. Nachdem der Krankenwagen Richtung Süden verschwunden war, gingen Griselda und ich über die Straße zu meinem Haus.
    »Die ganze Sache ist total außer Kontrolle«, sagte Griselda.
    »Und das sagen Sie mir?«
    Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Erstmal packte ich meine Sachen und würde bei Bobby übernachten, bis wir wussten, wie es mit Alejandro weitergehen würde. Ich schnappte mir auch noch zwei Kisten, die Angie mit der Aufschrift »Jacks Papiere« markiert hatte. Wenn ich mich verkroch, brauchte ich was zu lesen. Also warum nicht in der Vergangenheit meines Vaters wühlen und seine tiefsten Geheimnisse aufdecken?
    Von dem tropfenden Fett der carne asada angefacht, schossen die Flammen gut dreißig Zentimeter hoch. Das Fleisch brutzelte auf dem Grill, und Bobby wendete die dünnen Scheiben immer wieder mit einer Zange. Er nahm einen Mund voll Bier und sprühte es über die Flammen. Ein Gemisch von Rauch und Dampf erfüllte die Luft in seinem Garten mit einem herzhaften Aroma.
    Angie, Griselda, Snout, Buck Buck und ich saßen zusammen auf Gartenstühlen rund um einen Plastiktisch. Jeder mit einer Flasche Bier in der Hand. Auf dem Tisch stand alles, was wir für unser Essen brauchten: Weizentortillas in einem Speisewärmer, Guacamole, selbst gemachte Salsa, Zwiebelwürfel, Koriander und ein Tontopf mit frijoles refritos , die langsam kalt wurden. Es sah alles so lecker aus und roch so gut, dass niemand es Snout übel nahm, als der zwei Finger in das Bohnenpüree tunkte und sich ein bisschen davon herausschaufelte.
    Als Bobby schließlich die große Platte mit dem brutzelnden Fleisch brachte, waren wir alle so ausgehungert, dass während der nächsten Viertelstunde kein einziges Wort fiel.
    Die Kommunikation beschränkte sich auf Zeigen und Grunzen, begleitet von den verschiedensten Gesichtsausdrücken,
die alles Mögliche zu besagen schienen, von kulinarischen Glücksgefühlen bis hin zu: »Au, ich habe mir auf die Backe gebissen.«
    Wenn Essen so gut schmeckt, will man es eigentlich richtig würdigen, aber das eigene Kauwerkzeug kommt einem dabei immer in die Quere. Es lässt sich

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