Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko
Uhr abends bis fünf Uhr morgens. Ich habe andere Geschäftsleute kennengelernt, von denen ich was lernen konnte. Und die hatten keine Probleme mit mir. Die Kohle war nicht schlecht, aber ich konnte das ganze Gangster-Macho-Getue nicht ab. Ich wollte für mich selbst groß ins Geschäft einsteigen. Mir ging’s um Geld, nicht um irgendeine
verquere Vorstellung von Respekt. Diese Leute haben ein starkes Geschäftsmodell, aber mit zu viel unnötiger Gewalt.
Das ist nichts für mich. Ich bin kein Schlägertyp. Ich bin eher … Wie hast du das noch genannt? … Obere Führungsebene.
Als ich hierher zurückgekommen bin, nach Hause, da habe ich jede Gelegenheit ergriffen. Ein bisschen Schmuggel, auch Menschenschmuggel, ein bisschen Zuhälterei. Es war, als würde vor mir ein Dollarschein im Wind hin und her flattern und ich würde verzweifelt danach greifen.
Die wichtigste Lektion, die ich gelernt habe, ist die: Je verzweifelter die Regierung im Norden versucht, etwas aus dem Land rauszuhalten, desto mehr Geld lässt sich damit machen. Egal was. Die Nachfrage scheint immer größer zu werden und das Angebot kleiner. Dadurch steigen die Preise. Und Leute wie ich werden reich.
Früher waren es die campesinos , die Bauern, die von Sinaola aus den Heroinhandel kontrolliert haben. Ein blühender Handel, alle waren zufrieden, alle haben dran verdient. Aber dann, paff, kam Reagan. Der Krieg gegen die Drogen ging los, die Drogen-Cowboys haben das Geschäft übernommen und Tijuana, Ciudad Juárez und Mexiko-Stadt in Kriegsgebiete verwandelt.
Früher hat man als Schleuser hundertfünfzig Dollar pro Nase gekriegt. Miese Bezahlung, hat sich kaum gelohnt. Aber jetzt mit den ganzen Zäunen und Sensoren und Migra- Beamten und der verdammten Homeland Security, jetzt kriegst du zwei-, dreitausend für jeden, den du reinschmuggelst. Das ist eine schöne Stange Geld. Und wo sich richtig Geld machen lässt, da gibt es auch richtige Konkurrenz. Und wo es Geld und Konkurrenz gibt, da werden die Waffen gezückt. Das ist auch nichts für mich. Obwohl ich schon mal ein bisschen mitgemischt habe.
Ich weiß, ich würde nicht lange überleben, wenn ich mit la Eme oder dem Sinaola-Kartell oder den Kolumbianern oder der Mara Salvatrucha konkurrieren wollte. Die haben alle reichlich Blut an ihren Händen und sind immer schnell mit der Kettensäge dabei. Ich brauchte mein eigenes Ding. Ich wusste, dass die nicht alle
Geschäftsmöglichkeiten ausschöpfen konnten, die so eine bewachte, aber durchlässige Grenze bietet. Ich wäre fast sauber geworden, wollte einen T-Shirt-Stand oder so was aufmachen – was Solides, nichts Protziges –, als mir plötzlich einfiel, was ich machen konnte. Ich hatte eine … wie heißt das noch … Offenbarung.
Ich komme gut mit anderen Menschen klar. Ich hab zwar ein paar eigene Geschäfte, aber meine Stärke ist das Vermitteln. Ich tue den Leuten Gefälligkeiten. Ich mache mir Freunde. Und manchmal brauchen meine Freunde Hilfe von meinen anderen Freunden, und die Leute kommen zu mir. Ich hab Schmuggler und Grenzbeamte zusammengebracht. Ich hab der mexikanischen Polizei Baby-Urin verkauft. Ich habe sogar dem Zoo von Mexicali zu einem neuen Tiger verholfen, der aus dem Besitz eines frisch verknackten Drogenbarons stammte.
Mit den Geschäften mache ich Geld, aber die Macht verleihen mir die Menschen. Die meisten Gringos denken, Mexikaner wären zu blöd, um mit einem Computer umzugehen, aber es gibt eine ganz neue Generation. Es gibt massenweise Kids, die Ahnung von Computern haben, Webseiten und den ganzen Mist machen können. Die können deinen Kopf auf den Körper von einem Bodybuilder kleben, und du siehst aus wie ein Muskelmann. Echt!
Computer und das Internet scheinen nur für eines erfunden worden zu sein: Porno. Auf einmal kann man Pornos aus der ganzen Welt überall auf der Welt verkaufen. Keine Videokassetten mehr, nichts mehr kopieren, keine Lager, kein Transport. Und wie Religion und Drogen ist auch das Pornogeschäft krisensicher. Keine Grenzen mehr. Es ist alles nur Informatik. Und keine Steuern für Onkel Sam, wenn die Produktion in Mexiko stattfindet. La mordida ist ein Pappenstiel im Vergleich zu den Steuern für freie Unternehmer. Wenige Unkosten, hohe Gewinne. Und in Mexicali finde ich all die jungen Talente, die ich brauche. Es kommen täglich neue an.
Wie Ana, die Señorita, die neben dir saß. Sie spricht kein Wort Englisch. Ein süßes kleines Ding. Immer die gleiche Geschichte. Sie ist
Weitere Kostenlose Bücher