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Terakon

Terakon

Titel: Terakon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Klima
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wieder an die toten Männer und spürte, wie ich bleich wurde.
Jeremeia war der Farbwechsel nicht entgangen. Er reichte mir einen weiteren
Tequila. "Wenn du in unserer Welt bestehen willst, solltest du etwas
weniger sensibel werden. Nach dem, was ich gehört habe, wäre es mir eine Ehre
gewesen, die Angelegenheit für dich zu regeln."
    Hatte mir Jeremeia wirklich gerade gesagt, dass es ihm eine Ehre gewesen wäre,
die Männer zu töten? Daraufhin brauchte ich einen weiteren Tequila und die
anderen folgten meinem Beispiel. In was war ich da hineingeraten? Als ich
langsam anfing den durch die Schmerzmittel verstärkten Effekt des Alkohols zu
spüren, wurde ich locker und unvorsichtig. Ich entschuldigte mich, um die
Toilette aufzusuchen. Iveria bot an, mich zu begleiten, aber ich war mir
sicher, dass ich die Strecke vom Rollstuhl bis zum WC auch mit Gipsfuß meistern
würde. Um dorthin zu gelangen, musste ich den Saal durchqueren und ans Ende
eines langen Flurs. Als ich die Toilette verließ, wartete Jeremeia im Gang auf
mich. Mit einer übermenschlich schnellen Bewegung stand er vor mir. Ich hätte
wahrscheinlich erschrecken sollen, aber ich tat es nicht. Er wirkte etwas
enttäuscht. Also sagte ich: "Wenn du willst, wiederholen wir die Szene und
ich spiele die Erschrockene. Was willst du hier?"
    "Ich wollte nur sicher gehen, dass du problemlos zurückkommst. Daniel
sagte, er könnte dich nicht manipulieren."
    "Ja, ja, sei mir nicht böse, aber dass man mich nicht verzaubern kann ist
ein alter Hut."
    "Wir benützen keine Magie, sondern eine Art Hypnose. Wenn du nichts
dagegen hast, würde ich es gerne versuchen."
    Jetzt war ich überrascht. "Seit wann fragt ein Vampir um Erlaubnis?"
    "Ich respektiere dich."
    Es tat gut, dass mich wenigstens ein übernatürliches Wesen respektierte oder es
zumindest behauptete, also nickte ich und hob meinen Kopf, um ihm in die Augen
zu sehen. Ich war von seinen schönen braunen Augen derart fasziniert, dass ich
am liebsten in ihnen versunken wäre. In seinen Augen blitzte ein kurzer
Hoffnungsschimmer auf, also riss ich mich aus meiner Faszination. "Können
wir nun zurückgehen oder wolltest du noch etwas anderes von mir?"
    "Ich wollte dir anbieten, deine Wunden zu heilen."
    "Du könntest das?"
    "Natürlich, du brauchst nur etwas von meinem Blut zu trinken."
    "Nein danke, wir brauchen deine Hilfe nicht", sagte Michael, der
gerade um die Ecke bog. Es lag deutlich etwas Drohendes in seiner Stimme. Er
wendete sich mir zu und fauchte: "Bist du wahnsinnig ohne Iveria aus dem
Saal zu gehen? Warum kann man sich nie auf dich verlassen?"
    Jeremeia versuchte mich sofort zu verteidigen: "Michael, komm schon",
aber weiter kam er nicht. Michael, der mehr als sauer war unterbrach ihn
gereizt: "Jeremeia, das geht dich nichts an. Halt dich da raus!"
    Genervt von seiner ständigen Bevormundung schnauzte ich zurück. "Mir
reicht’s! Du hast nicht gesagt, dass ich ohne Iveria den Saal nicht verlassen
darf. Du hast Nerven zu behaupten, du könntest dich nicht auf mich verlassen.
Ich habe heute alles riskiert, um dir den Arsch zu retten. Nachdem ich das
Gespräch gehört hatte, hätte ich mir auch ein Auto schnappen können und dich
verrecken lassen. Und komm mir ja nicht mit, ich wäre nicht weit gekommen, denn
egal, welche Zauber ihr auf dem Haus habt, ich bin mir sicher, ich hätte sie
nicht einmal bemerkt."
    Als ich fertig war, starrte ich ihn wutentbrannt an. Er sagte mit einer etwas
besonneneren Stimme: "Komm schon, so habe ich das nicht gemeint."
    Ich drehte den Kopf beleidigt zur Seite. "Ich gehe jetzt schlafen.
Jeremeia, war nett, dich kennengelernt zu haben und ich bin froh, dass mich
wenigstens einer respektiert."
    "Es war ein Vergnügen mit dir zu sprechen", sagte Jeremeia und warf
Michael ein triumphierendes Grinsen zu. Ich verließ die beiden ohne Michael
auch nur eines Blickes zu würdigen.
    Im Zimmer angekommen nahm ich mein Pyjamaoberteil, ging ins Badezimmer, putzte
mir die Zähne, zog mein Kleid aus und das Pyjamaoberteil an. Ich hatte unter
dem Kleid einen Tanga getragen, da Panties durch den feinen Stoff sichtbar
gewesen wären. Vom Alkohol leicht schwindlig machte ich mich, mit Tanga und
Pyjamahemd bekleidet, auf den Weg ins Schlafzimmer. Dort wartete Michael
bereits auf mich. Er hob mich ohne ein Wort vom Rollstuhl ins Bett und setzte
sich mir gegenüber hin. Ich sah ihn fragend an und als er nichts sagte, ergriff
ich das Wort. "Michael, es war ein langer Tag und ich bin nur

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