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Teufelsmond

Teufelsmond

Titel: Teufelsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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September, wurde Rosemarie geboren. Es gibt kein Kind, das mehr geliebt wird als die Kleine. Sofies Wunden sind verheilt, dem Kind geht es so gut, wie es einem Kind nur gehen kann.»
    «Und dir?», fragte Karla. «Wie geht es dir?»
    Der schwarze Jo schüttelte den Kopf. «Ich kann nicht vergessen. Und vergeben kann ich auch nicht. Und wenn das das Böse in mir sein sollte, so will und werde ich es nicht ausmerzen.»
    Sein Gesicht war schmerzvoll verzogen. Karla hob die Hand, strich ihm sanft über die Wangen, über die Stirn, als wolle sie alle Sorgen wegstreicheln. Sie sah ihm dabei in die Augen und erkannte wieder am tiefsten Grund seiner Seele eine Verwundbarkeit, die sie sich allmählich zu erklären vermochte. Als sie seine Lippen auf ihrem Mund spürte, war sie es, die alle Sorgen, alle Ängste vergaß. Mit einem Mal gab es nur noch sie beide. Seine Haut, seinen Geruch, seine Wärme. Und ihre Haut, die dort, wo er sie berührte, zu kribbeln begann. Ihr beider Atem vermischte sich, ihre Leiber drängten sich aneinander. Es war die Angst der Kinder vor dem Bösen und die Leidenschaft der Erwachsenen, die sich hier vermischte und Karla vom Boden hob.

[zur Inhaltsübersicht]
    Sechsundzwanzigstes Kapitel
    Es war dunkel, als Karla den Platz bei der Hütte verließ. Der schwarze Jo begleitete sie, leuchtete mit einer Fackel den Weg ab. Am Ende des Pfades, als die Lichter des Dorfes jenseits der Handelsstraße schon zu erkennen waren, hielt er inne: «Ab jetzt musst du allein gehen. Es ist zu gefährlich für mich.»
    Karla nickte, schmiegte sich für einen Augenblick an seine breite Brust, sog ein letztes Mal seinen Geruch ein. «Kommst du wieder?», fragte sie leise.
    Er nickte. «Ich komme immer wieder zu dir. Wenn nicht in der Wirklichkeit, so in deinen Träumen. Immer, Karla, hörst du?»
    Ein glückliches Gefühl durchströmte sie. «Ja, ich glaube dir.»
    «Ich werde ab jetzt, so oft es geht, in der Mühle sein», erklärte der junge Michelsmüller. «Ich muss wissen, was im Dorf passiert, muss mein Eigentum schützen.»
    Karla verstand. «Sei vorsichtig. Versprich es mir.»
    Der schwarze Jo lächelte. «Ich habe jetzt auch die Verantwortung für dich», sagte er leise. «Und ich werde dieser Verantwortung gerecht werden. Die Frau, die ich liebe, soll frei sein von Angst und Kummer.» Er nahm ihr Gesicht in beide Hände, küsste sie lange, dann riss er sich los und verschwand in der Dunkelheit wie ein Schatten im Mittagslicht.
    Einen Augenblick noch stand Karla da, schmeckte seinem Kuss nach. Dann eilte sie die letzten Meter des Pfades zur Handelsstraße, rannte über die Äcker und bog beim Schorbachbrückchen in den stillen Pfad am Bach ein.
    «Metze!»
    Die Beschimpfung kam laut und unerwartet, schwang sich hoch in die Bäume und ließ die Wipfel tanzen.
    «Metze!»
    Karla verharrte mitten im Schritt. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. «Wer ist da?» Ihre Stimme klang klein und blass.
    «Metze!»
    Zum dritten Mal spuckte ihr jemand diesen Begriff vor die Füße. Und dieses Mal erkannte Karla die Stimme. Angst kroch in ihr hoch, klemmte sich in die Kehle. Einen Augenblick lang erwog sie, um Hilfe zu rufen. Doch dann ließ sie es bleiben. Sie hätte kein Wort aus ihrer Kehle gebracht; und überdies war sie sich fast sicher, dass niemand ihr Rufen gehört hätte. Der Schorbach schmiegte sich an die Talsohle. Die nächsten Häuser standen oben an der Straße. Hier unten gab es nur die Rückwände von Scheunen und Ställen.
    Ein Schatten löste sich von einer alten Weide, trat auf den Pfad.
    «Leberecht!», krächzte Karla. «Was machst du hier?»
    Sein schrilles Lachen schallte durch den Wald, klang schauriger noch als der Ruf des Käuzchens. «Dich holen, was sonst?»
    Er trat einen Schritt auf sie zu, und Karla wich zurück. «Warum willst du mich holen?», fragte sie, um Zeit zu gewinnen. «Hast du mich nicht gerade selbst als eine Metze, eine Hure, beschimpft?»
    «Pah!» Leberecht warf sich in die Brust. «Wenn du denkst, dass ich dich noch immer heiraten will, so hast du dich geschnitten. Keine Frau meiner Familie hat jemals den Ihren verlassen, keine jemals mit einem Fremden gehurt, so wie du. Ich habe genau gesehen, wie du dem schwarzen Jo schöne Augen gemacht hast. Aber ich bin Leberecht, der Schmied, und ich lasse mir von einem Weib nicht auf der Nase herumtanzen. Bezahlen wirst du dafür, dass du mich dem Gespött im Weiler ausgesetzt hast. Bezahlen wirst du für alles, was du getan hast.»
    Seine

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