Teuflische Versprechen
gehabt, aber erst seit er mit ihr zusammen war, wusste er, was wirklich im Leben zählte. Vor Doris hätte er es sich nicht vorstellen können, es länger als ein paar Wochen mit einer Frau auszuhalten, jetzt sah er andere kaum einmal mehr an.
»Jetzt komm schon«, mischte sich nun auch der Mann, ein Schwergewicht mit einem gewaltigen Bierbauch, ein. »Wenn du willst, leg ich auch ein paar Scheine drauf.«
Kullmer wandte den Kopf und sagte leise, doch scharf: »Tut mir einen Gefallen und lasst mich in Ruhe, ich hab keinen Bock auf einen Dreier oder was immer ihr auch vorhabt. Und du bist einfach nicht mein Typ«, sagte er zu der Frau, die sich mit Rosi vorgestellt hatte. »Sorry, ist nicht gegen dich persönlich gerichtet, aber ihr müsst euch schon jemand anders suchen, sind doch genug Männer hier.«
»Du bist zum ersten Mal in einem solchen Club, oder?«, fragte Rosi.
»Und wenn? So, und jetzt lasst mich bitte allein, okay?!«, sagte er keinen Widerspruch duldend und mit einem Blick, der das scheinbar ewig anzügliche Lächeln in Rosis Gesicht gefrieren ließ. Auch ihr Mann sah das und zog seine Frau fort.
Kullmer war erleichtert. Cora, die hinter der Bar stand und einen Cocktail mixte, schaute ihn sichtlich amüsiert an.
»Bist du immer so?«, fragte sie leise, so dass keiner der anderen Gäste es mitbekam.
»Wie bin ich denn?«
»Du wirkst nervös.«
»Das täuscht, aber um ehrlich zu sein, ich such mir meine Gesellschaft gerne selber aus.«
»Keiner zwingt dich zu irgendwas. Wenn du das nächste Mal kommst, bist du garantiert lockerer. Noch’n Bier?«
Er trank sein Glas leer und nickte. Cora schenkte das Bier ein und stellte es mit einem unergründlichen Lächeln vor Kullmer. Es klingelte, was bei der Musik kaum zu hören war, und gleichzeitig leuchtete eine rote Lampe über der Zwischentür auf. Cora kam hinter dem Tresen hervor und ließ ein noch recht junges Paar (Kullmer glaubte nicht, dass sie die dreißig schon überschritten hatten) eintreten. Sie unterhielt sich kurz mit ihnen an der Tür, ohne dass der Mann bezahlen musste. Sie warfen Kullmer einen Blick zu, was er aus dem Augenwinkel registrierte. Willy, der während der letzten Minuten in ein Gespräch mit einer Frau vertieft war, schaute auf und machte eine eindeutige Bewegung mit dem Kopf. Das Paar kam näher, Willy begrüßte sie ebenfalls und tippte Kullmer auf die Schulter.
»Darf ich dir jemanden vorstellen? Das ist Nadja, die messerscharfe Nadja, wie sie sich selbst gerne nennt. Und dieser nette junge Herr ist Charly. Wie wäre es, wenn ihr euch mal bekannt machen würdet?«
Kullmer drehte sich um und reichte erst Nadja, dann Charly die Hand. »Angenehm, Peter.« Beide hatten einen festen Händedruck.
»Was kann ich euch zu trinken anbieten? Das Übliche?«
»Gin Tonic«, sagte Nadja mit leicht slawischem Akzent (könnte Russisch sein, dachte Kullmer), »mit viel Gin. Und für Charly wie immer einen O-Saft.«
Willy füllte die Gläser und meinte: »Hier vorne ist es etwas unruhig, wollen wir nicht rüber in mein Büro gehen?«
Das ist also der Moment, dachte Kullmer, der Mühe hatte, seine allmählich aufkommende Nervosität zu unterdrücken, und rutschte von seinem Barhocker. Nadja war mittelgroß und sehr schlank und hatte kurze blonde Haare und kleine feste Brüste, was unter ihrem hautengen weißen Lederanzug unschwer zu erkennen war. Sie wirkte trotz ihrer äußerlichen Zerbrechlichkeit durchtrainiert. Charly, der Kullmer noch um einige Zentimeter überragte, hatte Schultern wie ein Bodybuilder und einen entsprechenden Brustkorb. Den Rest konnte er nicht sehen, da er einen dunklen Anzug trug, der auf der linken Seite leicht ausgebeult war. Du hast also eine Waffe bei dir, dachte Kullmer, der jedoch tat, als hätte er es nicht bemerkt.
Im Büro sagte Willy: »Kommen wir gleich zur Sache. Charly und Nadja sind hier, um mit dir zu reden. Ich rate dir nur eins, tisch ihnen keine Lügengeschichten auf, das mögen die gar nicht. Ich verzieh mich wieder nach draußen.«
Nadja setzte sich auf den Tisch, die schlanken Beine übereinandergeschlagen, die Hände auf der Tischplatte abgestützt, und sah Kullmer an. »Du suchst also Frauen«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Warum? Und woher wusstest du, wo du suchen sollst?«
»Das hab ich Willy schon erzählt …«
»Erzähl’s noch mal«, forderte sie ihn auf.
»Ich hab mich in mehreren Bars umgehört, bis mir jemand Willys Adresse gab. Und nein, ich kannte seinen Namen bis
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