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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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»Iß sparsam davon, Junge. Er soll dich bis St. Andrews bei Kräften erhalten.«
    »Bleib gesund, mein Kind!« sagte die Großmutter.
    »Denk immer daran, mein Sohn!« rief der Großvater und klopfte sich auf die Leibesmitte, wo er seine Dolche stecken hatte.
    »Bleib anständig«, bat der Pfarrer.
    Finlay Macnab machte sich auf den Weg.
    Macnab von Corrie und Finlay zogen nach Osten, das LyonTal hinunter. Nach kurzer Zeit kreuzte ein rauher Mann von der Insel Skye, der aus dem dunklen Moor von Rannoch über die Berge gekommen war, ihren Weg. Finlay befürchtete, daß es Verdruß geben könnte, und hielt sich deshalb dicht bei Macnab aus Corrie. »Das sind die Rinder der Macnabs von Dunessan!« sagte er stolz. Als der Mann mit seinem Vieh weiterzog, ließ er, ohne es zu wissen, ein schönes Tier zurück, das Finlay in seine »Obhut« genommen hatte. Seine Herde zählte jetzt fünfundachtzig Stück.
    Nachdem sie die Mitte des Glens erreicht hatten, durchwateten die beiden Macnabs den kleinen Bach, der dem Tal seinen Namen gab, und begannen dann einen steilen Hang hinaufzusteigen. Corrie warnte seinen jungen Freund: »Das ist Campbell-Land, und wer sein Vieh über dieses Land treibt, tut es auf eigene Gefahr. Jeden Augenblick können Campbells heruntergesaust kommen und die halbe Herde stehlen.«
    Dieser gegenseitige Viehdieb stahl, den die Clans im Hochland betrieben, wurde nicht so hart geahndet wie etwa in England, wo die unrechtmäßige Aneignung eines Pferdes oder einer Kuh den Kopf kosten konnte. Es war eine Art Spiel, eine Intelligenz- und Geschicklichkeitsprobe, wobei allerdings die Möglichkeit bestand, daß ein Clan sich verzweifelt wehrte und dadurch ein Gemetzel anrichtete. Niemand verfuhr bei diesem Wettkampf grausamer als die Campbeils, und keiner listiger und mehr auf die eigene Sicherheit bedacht als die Macnabs.
    Finlay und sein Begleiter erreichten den schönen Loch Tay, zogen an seinem nördlichen Ufer entlang und betraten dann ziemlich ängstlich die engen Glens der Campbells. Als es an der Zeit war, die Tiere für die Nacht zusammenzutreiben, befiel Finlay und seinen Begleiter ein wachsendes Unbehagen. Sie schliefen unruhig, während die Hunde die Herde bewachten, und tatsächlich: bei Tagesanbruch wurden sie von einem grimmig dreinblickenden Mann angesprochen.
    »Das hier ist Campbell-Land. Wer seid ihr, daß ihr euch untersteht, es zu betreten?«
    Finlay wollte schon voller Stolz verkünden, dies seien die Rinder der Macnabs von Dunessan, aber Corrie kam ihm zuvor: »Wir treiben für Menzies von Ilk.«
    »Ein guter Mann. Aber die Gebühr für die Passage beträgt zwei eurer Rinder.«
    Corrie, der verzweifelt bemüht war, keinen Streit aufkommen zu lassen, sagte hastig: »Ich suche Euch zwei Tiere aus.«
    »Ich treffe hier die Auswahl!« Und schon hatte der Campbell-Mann zwei der besten Rinder von der Herde abgesondert und entfernte sich mit ihnen.
    Die beiden Macnabs verließen den Glen, kehrten jedoch in der Nacht ohne ihre Herde zurück und näherten sich vorsichtig dem Weideplatz der Campbell-Rinder. »Sag deinem Hund, er soll drei Stück holen. Aber leise!« flüsterte Corrie seinem jungen Weggefährten zu.
    Rob wußte genau, was er zu tun hatte. Unhörbar leise rannte er auf die Herde zu, trennte drei der Tiere von den übrigen und trieb sie geschickt zu seinem Herrn.
    Das mußte gefeiert werden. Finlay schnitt den Serviettenkloß an. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie etwas so Köstliches gegessen wie diese körnige Mischung aus Weizen, Früchten, Gewürzen und Honig. Zufrieden breitete er seinen Tartan auf dem Erdboden aus und legte sich hin. Die drei Hunde umkreisten das Vieh. Jetzt fühlte er sich wirklich bereit für den großen Viehmarkt in Falkirk. Er war unterwegs ein perfekter Treiber geworden, und er würde ein ebenso perfekter Händler sein.
    Aber er konnte nicht schlafen. Zu aufregend war der Tag gewesen. Rob spürte, daß sein Herr beunruhigt war. Er überließ die Herde den zwei anderen Hunden und legte sich neben Finlay. Als es dämmerte, lagen sie immer noch so da, beide schlafend, von den Erlebnissen des vorangegangenen Tages erschöpft.
    Artisten aus dem schottischen Tiefland, Zauberkünstler aus England, Schauspieler und Sänger aus Edinburgh waren nach Falkirk gekommen. Unter freiem Himmel bereiteten Frauen köstliche warme Speisen zu, während ihre Männer unter den Bäumen Whisky verkauften. Es war eine Art Wanderzirkus, überwacht von mürrischen Konstablern,

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