Texas
an der Universität - er übte sich nun abschließend in Disputation und Predigtlehre -, erhielt er den
Besuch eines Mannes, den er nicht wiederzusehen erwartet hatte: Ninian Gow war an die Universität zurückberufen worden, um ein Lehramt zu übernehmen. »Was wirst du jetzt tun, Finlay, nachdem du ein geprüfter Scholar geworden bist?«
»Ich habe noch nicht darüber nachgedacht.«
»Aber ich habe es mir überlegt. Junge Männer wie du werden dringend in Irland gebraucht.«
»Um was zu tun?«
»Du mußt noch drei Jahre hier in St. Andrews bleiben, Prediger werden und dann nach Irland gehen.«
»Das kann ich nicht.« Mit achtzehn Jahren war Finlay ein selbstbewußter, ausgeglichener, beharrlicher junger Mann mit festen Grundsätzen. Er war fromm, überzeugt, daß John Knox den richtigen Weg zum Protestantismus gewiesen hatte, und zweifelte keinen Augenblick daran, daß der Presbyterianismus Gottes Werkzeug zur Rettung der Menschen, insbesondere der Schotten, war. Aber er wollte kein Prediger werden. »Dazu braucht man eine Berufung, und die fühle ich nicht.«
»Wozu fühlst du dich denn berufen?« fragte Gow. Aber noch bevor sein früherer Schützling antworten konnte, forderte Gow ihn auf, mitzukommen.
Sie gingen zu der geheiligten Stelle, wo die Katholiken Patrick Hamilton - als Katholik geboren, aber von den Reformlehren John Knox’ tief beeindruckt - auf dem Scheiterhaufen verbrannt hatten. »Er weigerte sich bis zuletzt, abzuschwören. Er war ein Feind der Papisterei, und das mußt du auch sein.«
»Ich fühle aber keine Berufung zum Priesteramt.«
»Das protestantische Irland braucht jeden guten Mann, den wir schicken können. In den nördlichen Grafschaften haben wir schon eine kräftige Saat gepflanzt. Bewährte schottische Männer überqueren die Irische See zu Dutzenden, um das Gebiet zu verteidigen, das wir für unsere Sache gewonnen haben, und um sich dem Ansturm der Papisten entgegenzustellen.«
Finlay strebte nun einmal kein geistliches Amt an, aber er begann sich jetzt auf eine mögliche Auswanderung in die nördlichen Grafschaften Irlands einzustellen, um wenigstens einen bescheidenen Beitrag im Kampf gegen die Papisten zu leisten. Und als Ninian Gow, jetzt Griechischprofessor an den Universitäten von St. Andrews und Cambridge, mit der Nachricht zu ihm kam, daß ein reicher Gutsbesitzer in Nordirland, ein zuverlässiger Protestant, einen Mann suchte, der etwas von Pferden und Rindern verstand und als Verwalter auf seinen Gütern arbeiten sollte, zeigte Finlay großes Interesse. Dank glühender Empfehlungsschreiben Gows, seines langjährigen Mentors McRae und des Direktors des Leonardine College erhielt er von jenseits der Irischen See schon nach kurzer Zeit die Mitteilung, daß man ihm die Stelle übertragen hatte.
Ohne allzu großes Bedauern legte er für immer die rote Robe von St. Andrews ab und machte sich, wie viele andere junge Schotten, auf den Weg nach Irland. Vorher wollte er sich aber noch von seiner Familie in Glen Lyon verabschieden. Dort lebte jetzt jedoch eine andere Sippe der Macnabs. Finlays Großeltern waren vor kurzem gestorben, und auch Rob war nicht mehr da.
Traurig stand der junge Macnab eine Weile vor dem Haus seines Großvaters. Dann streifte er seinen Kilt glatt und machte sich auf den Weg durch die romantischen Glens des Westens nach Glasgow, wo er ein Schiff nach Irland besteigen wollte. Er trat damit eine Reise an, die ihn dereinst nach Texas führen sollte.
Finlays Arbeitgeber in Irland war ein bulliger Mann, der den beruhigend schottischen Namen Angus MacGregor trug. Seine Vorfahren hatten mit Unterstützung der englischen Krone südwestlich von Belfast ein riesiges Pachtgut erworben, das bis zum Loch Neagh hinunterreichte. Auf diesem Besitz sollte Finlay arbeiten. »Junger Mann, Ihr sollt dafür sorgen, daß es meinen Herden an nichts fehlt. Ihr sollt meine Pferde gewinnbringend züchten, und Ihr sollt die verdammten Papisten in Schach halten.«
Als der erste MacGregor als Fremder ins Land gekommen war, hatte die Bevölkerung noch zu zweiundneunzig Prozent aus Katholiken bestanden; zur Zeit seines Todes war es nur mehr die Hälfte gewesen. Als der jetzige MacGregor sein Erbe antrat, waren seine Pächter etwa zu vierzig Prozent katholisch; jetzt bekannten sich nicht mehr als achtzehn Prozent zum Papsttum. Unaufhaltsam und systematisch wurden die saftigen grünen Wiesen Nordirlands den Papisten entrissen. Schon nach kurzer Zeit konnte der Gutsverwalter
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