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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Mississippi runterfährst, und das wirst du ja bestimmt eines Tages machen, dann sei nicht auf New Orleans neugierig, sondern auf Natchez-under-the-Hill. Da ist was los! Wenn dort einer nicht aufpaßt, wird er erstochen. Wenn du nachts Schreie hörst, wird jemand ermordet. Hörst du was ins Wasser plumpsen? Eine Leiche wird in den Mississippi geworfen. Ein Mann geht vornübergebeugt? Das ist ein Schmuggler. In den
    Saloons bekommst du Whiskey aus Tennessee, der dir den Magen zerfrißt, oder eine Kugel, und dann ist Schluß mit dir. Und Mädchen gibt es da, die tanzen die ganze Nacht durch!«
    Dem Kleinen entging kein Wort dieses Berichts. In den folgenden Tagen hörte Otto noch mehr über Under-the-Hill und kam zu dem Schluß, daß das untere Natchez ein übler Ort sein müsse, den nur Männer und Frauen von niederem Stand besuchten. Er entwickelte sich zu einem jugendlichen Konservativen im besten Sinn des Wortes, der all diese Dinge ablehnte: Glücksspiele, Messerstechereien, Mädchen, die die ganze Nacht tanzten. Mit all dem wollte er nichts zu tun haben.
    Weil man in Cincinnati aufs Schweineschlachten spezialisiert war, hatte man der Stadt den Beinamen Porkopolis gegeben. Zu Finlays Pflichten gehörte es, die Flußdampfer mit Schinken, Speck und Wurst zu beliefern. Als er eines Tages Pökelfleisch auf ein Schiff lieferte, das nach New Orleans auslaufen sollte, bezahlte ihn der Kapitän und nannte dann einen Namen, den Finlay noch nie gehört hatte: »Hören Sie, Macnab. Wir haben noch etwas Frachtraum übrig. Würden Sie sich mal schnell umsehen, ob Sie ein paar Ballen Tuch für uns auftreiben könnten? Braucht nichts Elegantes zu sein. Das Zeug geht nach Texas weiter.«
    »Wo ist das denn?«
    »Sie kennen Texas nicht? Es gehört noch zu Mexiko, aber nicht mehr lange.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Texas liegt am Arsch von Mexiko, und Mexiko kümmert sich überhaupt nicht um Texas. Bei jeder Fahrt den Mississippi hinunter nehme ich Leute aus Kentucky und Tennessee mit, die nach Texas wollen. Wenn man ihre langen Flinten sieht, kann man sicher sein, daß sie nicht lange Mexikaner bleiben werden. Sie werden Texas in die Union einbringen, und je früher, desto besser, wenn Sie meine Meinung hören wollen.«
    »Und warum gehen die Leute da hin?« fragte Finlay.
    »Um reich zu werden natürlich. Man pflanzt Baumwolle, und die Kapseln springen einem ins Gesicht. Man pflanzt Mais und kann zweimal im Jahr ernten. Die Kühe kalben in Texas zur Zwillinge. Und man bekommt Freiland.«
    »Freiland? Das glaube ich nicht.«
    »Sie bekommen das Land in dem Moment, wo Sie die Grenze überschreiten und sagen: >Hier bin ich, Finlay Macnabc. Dann bekommen Sie ein Stück besten Landes in Mexiko.«
    Macnab stellte im Lauf der nächsten Tage allen möglichen Leuten so viele Fragen, daß man ihn im ganzen Hafenviertel schon als zukünftigen Siedler ansah. Eines Tages sprach ihn ein gewisser Mr. Clendenning an und lud ihn ein, mit ihm an Bord eines der Dampfschiffe, die am Kai angelegt hatten, zu essen. »Kann ich meinen Sohn mitbringen? Er ist begeistert von Raddampfern.«
    »Aber gewiß«, antwortete Clendenning in Gönnerlaune.
    Als sie in dem geräumigen, verschwenderisch ausgestatteten Speisesaal saßen, teilte Mr. Clendenning den Macnabs mit, daß er der Vertreter der in Boston beheimateten Texas Land and Improvement Company war. Seine angenehme Aufgabe sei es, zukünftigen Einwanderern nach Texas das beste Geschäft anzubieten, das es auf dieser Welt je gegeben habe. Er schob das Geschirr beiseite und breitete eine Reihe von Dokumenten auf dem Tisch aus. »Das sind Scrips«, erklärte er, »von der mexikanischen Regierung ausgegebene und von der Texas Land and Improvement Company in Boston indossierte Anrechtscheine auf das beste Land in Nordamerika. Kaufen Sie sich drei- oder viertausend Scrips, und Sie haben ausgesorgt.«
    »Haben Sie kaufen gesagt? Man hat mir erzählt, ich würde in Texas Freiland bekommen.«
    »Nein, nein, nein! Sie haben ein Anrecht auf Freiland - es liegt da und wartet auf Sie. Aber Sie müssen die Scrips haben, um Ihre Legalität nachzuweisen. Meine Firma verbürgt sich für Sie - und daraufhin bekommen Sie dann das Land.«
    Macnab war enttäuscht. »Wieviel kosten denn diese Scrips?«
    »Zwölf Cents für den Hektar.« Die Erleichterung, die sich auf Macnabs Gesicht zeigte, entging Clendenning nicht, und aufmunternd fügte er hinzu: »Die solventeren unter unseren Kunden zahlen tausendzweihundert

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