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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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aus Texas fügte hinzu: »Die Scrips regeln alles. Und an dem Tag, an dem Sie Ihr Land bekommen, kehren Sie zum Baptismus zurück. Ich habe es auch so gemacht.«
    »Ich bin Presbyterianer.«
    »Meine Mutter war auch Presbyterianerin!« rief Wellington begeistert, und sie machten den Handel perfekt. Macnab und sein Sohn Otto hatten Anspruch auf zehntausend Hektar besten texanischen Landes erworben - zum lächerlichen Preis von zwölf Cents pro Hektar.
    Otto war außer sich vor Freude, als er erfuhr, daß sein Vater endlich eine Entscheidung getroffen hatte, und Finlay begann mit den Reisevorbereitungen. Er kaufte je eine Wollhose für sich und den Jungen, einige Längen des gleichen Stoffes, wie er für die Hosen verwendet worden war; Hüte für beide und ein paar lange, schwarze Nadeln. Dann holte er seine gesamten Ersparnisse hervor, die er von Papiergeld und kleinen Münzen in Goldstücke gewechselt hatte.
    Nachdem er das alles in den Gasthof geschmuggelt hatte, stellte Finlay seinen Sohn vor die Tür, um unerwünschte Besucher fernzuhalten, und begann zu nähen. In das Futter der Hüte und in die Hosensäume nähte er den neuen Stoff und schloß darin, eines nach dem anderen, die Goldstücke ein.
    Sie setzten mit der Fähre nach Kentucky über und begannen den Fünfhundert-Kilometer-Marsch nach Nashville, der jetzt siebenunddreißigjährige Finlay Macnab und sein sieben Jahre alter Sohn.
    Als die geschäftige Stadt Nashville in Sicht kam, reifte in Finlay ein kühner Plan: »Weißt du, was wir machen, Otto? Wir kaufen uns Rinder und treiben sie nach Natchez, befördern sie mit dem Schiff nach New Orleans und verkaufen sie dann mit großem Gewinn, wenn wir nach Texas kommen!«
    Dazu brauchten sie einen Hund. Finlay übertrug diese Aufgabe seinem Sohn, und der Junge machte tatsächlich ein collieähnliches Weibchen ausfindig, das er für nur fünf Cents von einer Familie mit drei Söhnen kaufte, von denen jeder schon mehr als genug verhätschelte Tiere besaß. Betsy hatte ein rötliches Fell, eine spitze Nase und die schnellsten Beine in ganz Tennessee, aber auch ein spitzbübisches, berechnendes Wesen. Wurde ihr ein Befehl erteilt, blieb sie stehen und überlegte, ob Finlay es ernst meinte oder nicht. Wenn sie auch nur das leiseste Zögern an ihm entdeckte, ignorierte sie ihn und ging ihrer Wege, aber wenn er »Verdammt noch mal, Betsy!« brüllte, lief sie sofort los. Manchmal schien sie schlauer zu sein als beide Macnabs zusammen und beabsichtigte offenbar, sie abzurichten, statt sich von ihnen abrichten zu lassen.
    Sie liebte Otto, denn er spielte viel mit ihr, Heß sie in seiner Nähe schlafen, wenn sie sich abends auf der Erde zu Ruhe legten, und fütterte sie auch. Zu dritt nahmen sie nun den beschwerlicheren Teil des Trampelpfads in Angriff: ein Mann, ein Junge und ein kluger Hund, der dreißig Rinder nach Süden treiben sollte. Mit ihren Tieren konnten sie nur zwölf bis vierzehn Kilometer am Tag zurücklegen, aber sie brauchten sich wenigstens nicht um Weideland für die Herde zu sorgen, denn entlang des Trampelpfads wuchs reichlich Gras. Langsam, sehr langsam näherten sie sich Texas.
    Es war nicht leicht, auf dem Trampelpfad voranzukommen. Wenn es längere Zeit regnete, blieb das Wasser auf dem Boden stehen, und sonst leicht zu bewältigende Wasserläufe wurden zu reißenden Wildbächen.
    Dann mußten die Wanderer drei oder vier Tage kampieren, bis die Regenfälle aufhörten und das Hochwasser zurückging. Da warteten dann oft ein paar Männer, die nach Nashville wollten, am südlichen und einige, deren Ziel Natchez war, am nördlichen Ufer. Sie redeten miteinander, konnten aber nicht hinüber. Jedes Jahr versuchten es einige Ungeduldige, die es nicht erwarten konnten. Ihre Leichen wurden, wenn überhaupt, weit stromabwärts geborgen.
    Es war im Spätsommer 1829, und die Macnabs mit ihren dreißig Rindern und dem Hund Betsy saßen auf dem Weg nach Natchez fest. Sie kampierten zwischen zwei etwa vierhundert Meter voneinander entfernten reißenden Bächen, und hier, in dieser ärgerlichen, aber nicht gefährlichen Lage, begegneten sie einem Kaintuck. Er war sehr groß, hatte feuerrotes Haar und breite Schultern; er war allein unterwegs und schien keine Gefahr zu fürchten. Es war zwar offensichtlich, daß er den auf seiner Reise gemachten Gewinn bei sich trug, aber die
    Banditen hatten gelernt, die Kaintucks in Frieden zu lassen, denn die hielten sich an eine einfache Regel: »Wenn er auch nur eine

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