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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Laufe des Gesprächs hörte der Mann heraus, wie erfahren Finlay auf diesem Gebiet war, und drängte ihn, eine Stelle bei ihm anzunehmen. »Arbeiten Sie für mich, und ich verdopple den Preis, den wir für die Schlachttiere ausgemacht haben.«
    Ein Händler wie Macnab konnte ein so verlockendes Angebot nicht ablehnen. Seinem Weggefährten Campbell erklärte er: »Mit den Tieren erzielen wir einen hübschen Gewinn, und wenn wir arbeiten, können wir Geld für Texas sparen.« Er ging zu dem Mann zurück und sagte: »Ich nehme das Angebot an, aber Sie müssen auch meinen Freund Campbell einstellen. Er ist ein fleißiger Arbeiter.«
    »Ich kenne Campbell von früher. Er ißt viel und arbeitet wenig.« Er wollte den großen Kaintuck nicht haben. Macnab fand für Zave einen Putzjob in einem Saloon. So ließen sich die drei in Natchez nieder, und allmählich rückte Texas für sie in weite Ferne.
    Das einzige Problem war Otto. Er war jetzt acht Jahre alt, und Finlay wollte, daß er zur Schule ging. Doch Under-the-Hill hatte auf diesem Gebiet wenig aufzuweisen. Es gab Schulen in der Oberstadt. Als Finlay dort Erkundigungen anstellte, sagte man ihm jedoch ohne Umschweife: »Wir nehmen keine Kinder aus dem unteren Teil der Stadt bei uns auf.«
    Finlay hatte eine in der Unterstadt lebende Frau kennengelernt, die früher einmal Lehrerin in Paducah gewesen war, und sie machte sich erbötig, Otto im Lesen, Schreiben und im Rechnen bis zum Dreisatz zu unterrichten. Sie faßte eine echte Zuneigung zu dem Jungen und brachte ihm vielleicht mehr bei, als er in den eleganten Klassenzimmern der Oberstadt gelernt hätte.
    Das Jahr 1830 ging vorüber. Finlay verdiente gutes Geld im Hafen, und Zave Campbell stieg zum Schankkellner auf - eine Stellung, die es ihm erlaubte, sowohl seinen Boß als auch die Gäste zu betrügen. Finanziell hatten sie Erfolg, aber Otto kam nicht recht weiter. Er hatte inzwischen alles gelernt, was die Frau aus Paducah ihm vermitteln konnte, und verlor allmählich das Interesse an ihrem Unterricht.
    Eines Abends hörte er zu seiner Überraschung, wie sein Vater einem Neuankömmling aus Pennsylvania seine Texas-Scrips zum Kauf anbot. »Ich verkaufe Sie Ihnen für die Hälfte von dem, was ich gezahlt habe. Sie sehen ja selbst: zehntausend Hektar, tausendzweihundert gute amerikanische Dollar.« Er wolle es sich überlegen, sagte der Pennsylvanier, denn er wollte unbedingt nach Texas, und wahrscheinlich würde er nie wieder die Chance haben, ein so gutes Geschäft zu machen.
    »Warum willst du denn die Scrips verkaufen?« fragte Otto seinen Vater.
    »Ich will nicht länger in diesem Rattenloch hausen. Noch ein Jahr, Otto, dann haben wir genug Geld und können umziehen.« Sie wohnten in einem Zimmer über dem Saloon, in dem Zave arbeitete. »Vielleicht in ein nettes Haus oben am Berg. Dann richten wir uns ein Eisenwarengeschäft oder eine Gemischtwarenhandlung ein oder eine Bäckerei, wie wir sie in Baltimore hatten.«
    »Die Leute in der Oberstadt sind auch nicht immer glücklich«, entgegnete Otto. »Ich möchte nicht dorthin ziehen.«
    »Was würdest du denn gern tun?«
    Der Junge zog Betsy an sich und legte ihren Kopf in seinen Schoß. Er scheute sich, seine wahren Sehnsüchte offenzulegen, aber schließlich gab er dem Drängen seines Vaters nach. »Ich möchte an Bord eines Schiffes gehen und dort bleiben, wenn die Pfeife ertönt, und immer nur fahren und fahren, und dann vielleicht ein Pferd auf einer großen Farm haben, wo ich und Betsy laufen können, immer nur laufen.«
    Am nächsten Morgen kam der Mann aus Pennsylvania und sagte, er wolle Finlay die Scrips abkaufen. »Gestern wollte ich sie noch verkaufen«, sagte Finlay, »aber heute nicht mehr.« Er kündigte seinem Arbeitgeber, der ihm eine unerwartete Gratifikation überreichte, wies Campbell an, den Job im Saloon aufzugeben, zahlte der Lehrerin mehr, als sie zu bekommen hatte, und kaufte drei Passagen auf dem Dampfer Clara Murphy, der am Donnerstag, dem 25. August 1831, aus St. Louis kommend, in Natchez anlegen würde.
    Otto war außer sich vor Freude darüber, daß sein schon so lange gehegter Wunsch, den Fluß hinunterzufahren, endlich wahr wurde. Während Finlay und Campbell auf dem Frachtdeck schliefen, wanderte er mit Betsy von einer Seite des Schiffes zur anderen, um sich alles ganz genau anzusehen. Er wurde nicht müde, alles, was sich an den Ufern abspielte, zu beobachten:    Sklaven, die Baumwollballen schleppten,
    Maultiere, die ein

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