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Texas

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Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Parmenteers wie Blätter im Herbst, aber die meisten loten trugen ganz andere Namen; das typische Opfer war irgendein unwichtiger Mann, wie etwa ein Ashton, der in Jack County eine Farm betrieb, oder ein Lawson in Young, der aus einem unerfindlichen Grund mit der einen oder anderen Partei sympathisiert hatte. Ende 1882 waren der Bates-Parmenteer-Fehde bereits siebzehn Menschen zum Opfer gefallen, aber die Bates’ schworen, der Kampf werde nicht aufhören, »bis dieser sündige Bastard Daniel Parmenteer vom Kopf bis zu den Zehen durchlöchert daliegt und Staub frißt«.
    Im Dezember 1882 erfuhren die Zeitungen im Osten des Landes von der Fehde in Larkin County, und nun sah selbst der Gouverneur des Staates ein, daß er etwas unternehmen mußte. Er ließ einen kleinen, drahtigen, zweiundsechzigjährigen Mann in sein Büro in Austin kommen und sagte zu ihm: »Das ist vielleicht der letzte Auftrag, den zu übernehmen ich Sie bitten werde, Otto. Sie haben Ihre Pensionierung verdient, aber Sie sind doch immer noch der beste Mann für solche Angelegenheiten, den wir haben. Reiten Sie da hinauf und bringen Sie diese verdammten Narren zur Besinnung.«
    Also kehrte Otto Macnab auf seine Ranch bei Fredericksburg zurück, sattelte sein bestes Pferd, belud ein Maultier mit einem Zelt, Proviant und einem Kästchen Munition und begann nach Larkin County zu reiten. Seine fünfundfünfzig Jahre alte Frau Franziska verabschiedete sich von ihm mit den Worten: »Gib acht auf dich, Otto, bitte gib acht!« Er nahm ihr den weißen Staubmantel aus der Hand, den fünften, den sie ihm in seinen Jahren als Ranger genäht hatte, und küßte sie zum Abschied: »Paß auf die Ranch auf. Die Jungen sollen sich um alles kümmern.«
    Er ritt nicht über die Hauptstraßen, sondern benutzte Seitenpfade und Nebenwege durch die einsame Wildnis von Llano, San Saba, Comanche und Palo Pinto bis nach Jack County, wo er Erkundigungen über den Stand der Dinge in der Larkin-County-Fehde einzog. In einem Gasthof hörte er ein Gespräch, das ein Farmer mit seinen Freunden führte: »Ich habe erfahren, daß einer von den Bates’, ein gewisser Vidal, nach New Mexico geritten ist, um Klapperschlange Peavine anzuheuern. Er soll kommen und Rechtsanwalt Parmenteer erledigen.«
    Er richtete das Wort an Macnab: »Sind Sie schon mal Peavine begegnet? Den linken Arm hat er verkrüppelt, aber ihm reicht der rechte.«
    »Noch nie von ihm gehört. Aber wenn er ein Bandit aus New Mexico ist.«
    »Er ist ein texanischer Bandit. Hat sich über die Grenze verdrückt, weil man ihn sonst gehängt hätte.«
    »Gefährlich?«
    »Der Gefährlichste, den Sie sich vorstellen können. Die Bates’ tun Texas nichts Gutes, wenn sie ihn zurückkommen lassen. Und den Parmenteers schon gar nicht!«
    An einem Spätnachmittag erreichte Otto Fort Garner. Er kam auf der Straße von Jacksborough daher, ritt langsam die Hauptstraße hinunter und band seine Tiere vor dem Saloon fest. Keiner konnte ahnen, daß er ein Ranger war, denn weder sein Aussehen noch seine Kleidung wiesen darauf hin.
    Auch im Saloon erregte er kein Aufsehen, und als er fragte: »Wo kann man denn hier übernachten?« nannte man ihm bereitwillig eine Farmerswitwe, die Zimmer an Reisende vermietete.
    So stieg er also bei der Witwe Holley ab, der er sich mit dem Namen Jallow vorstellte. Die nächsten fünf Tage verbrachte er damit, sich über die Verhältnisse im County zu informieren. Während er so umherstreifte, wurden ihm zwei Dinge klar: Die Bates’ waren ein hinterhältiger Haufen, sie hatten tatsächlich einen der Ihren nach New Mexico geschickt, um einen notorischen Killer kommen zu lassen; und Rechtsanwalt Daniel Parmenteer war einer der unangenehmsten Männer, denen er je begegnet war.
    »Wenn mir je ein Mensch untergekommen ist, der geradezu danach verlangt, umgebracht zu werden«, sagte er sich, »dann ist es Daniel Parmenteer.«
    Am sechsten Tag stand Otto zur gewohnten Stunde auf, frühstückte mit den anderen Gästen, steckte zwei Pistolen ein, bestieg sein Pferd und ritt zum östlichen Rand der Stadt, wo die Brüder Bates wohnten. Er schwang sich vom Pferd, zog seine Pistolen und betrat ruhig, aber rasch das Haus der Bates’ und erklärte: »Sam und Ed, ihr seid verhaftet. Ich bin Otto Macnab von den Texas Rangers.«
    Noch bevor die überraschten Männer reagieren konnten, hatte er ihnen Handschellen verpaßt und sie mit einem Strick aneinandergefesselt. Dann marschierte er mit ihnen zu einem Baum hinaus und

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