Texas
Tier davongaloppierte. Aber er fühlte auch, wie R. J. Poteet ihn auffing; dann verlor er das Bewußtsein.
»Emma«, sagte Poteet zu seiner Freundin, »das war mein letzter Viehtrieb. Ihr Scheck ist höher ausgefallen als je zuvor.«
»Und Floyd?«
»Er taugt nichts, Emma. Wenn er so weitermacht wie bisher, werden Sie es noch erleben, daß man ihn hängt.« Sie brach in Tränen aus. Er versuchte nicht, sie zu trösten. »Früher oder später würden Sie es sowieso erfahren: In Dodge City hat er zwei Männer ermordet. Er hat sie mit einem Revolver erschossen, den er sich irgendwie verschafft hat.«
»O mein Gott!«
»Zwei meiner Männer haben ihm das Leben gerettet. Auf dem Rückweg haben wir ein Gerichtsverfahren in Szene gesetzt, um dem Jungen zu zeigen, was ihm blüht.« Er erzählte ihr von der gestellten Hinrichtung durch den Strick und erklärte ihr, daß man auf diese Art schon so manchen angehenden Banditen zur Vernunft gebracht habe. »Wie hat Floyd es aufgenommen?« fragte Emma.
»Als er wieder zu sich kam und erkannte, daß wir ihm etwas vorgemacht hatten, spuckte er mir ins Gesicht und schrie: >Zum Teufel mit dir, du verdammter Hurensohn!<«
Als Emmas Tränen getrocknet waren, überreichte Poteet ihr den letzten Scheck, verabschiedete sich von dieser tapferen Frau, der er sich so verbunden gefühlt hatte, und machte sich auf den Weg nach San Antonio. Nie wieder würde man auf dem offenen Weideland ihn und seinesgleichen antreffen.
An einem kalten, stürmischen Märzmorgen beauftragte Bankier Weatherby einen seiner Angestellten, Rusk zu holen. Als Earnshaw Weatherbys Büro betrat, erwarteten ihn dort schon Krämer Simpson, der Zeitungsmann Fordson, der Inhaber des Saloons und drei andere Herren. Nachdem alle Platz genommen hatten, legte der Bankier ihnen eine Landkarte vor und rief: »Wir haben es geschafft! Ich habe Ihnen eine Eisenbahn versprochen, und jetzt bekommen wir sie!«
Die Einzelheiten, auf die er nun einging, waren so kompliziert, daß sie das Begriffsvermögen gewöhnlicher Menschen überstiegen, und sowohl Rusk als auch Simpson verloren bald den Faden. »Mehrere Eisenbahnlinien sind beteiligt. Von der F. W. & D. C. im Norden kommt eine Stichbahn nach Süden, die von einer neuen Gesellschaft, der Wichita Standard, gebaut wird. Von Abilene nach Norden herauf werden Schienen für eine zweite Stichbahn verlaufen, auch sie von einer neuen Gesellschaft, der Abilene Major, gelegt. Und was verbindet die beiden? Eine dritte Nebenlinie, gebaut von uns, der Fort Garner United Railway. Der Präsident? Meine Wenigkeit. Der Direktor? Earnshaw Rusk.«
Die Herren klatschten Beifall, jubelten und tanzten durch das Zimmer. Die einen weinten, die anderen ließen Bier und Champagner kommen. Die fünf Bankangestellten wurden hereingerufen, um die gute Nachricht zu hören, und bald tanzten auch sie. Rusk schickte nach seiner Frau, die anderen taten es ihm gleich, und bald tanzte und schrie die ganze Stadt und feierte ihre Rettung. »Die Eisenbahn kommt!« brüllten die Männer, und einige bestiegen ihre Pferde, um die Rancher zu informieren, deren finanzielle Unterstützung mitgeholfen hatte, das Wunder geschehen zu lassen.
Emma hatte gehofft, daß ihr Mann, da er nun endlich seine Eisenbahn hatte, ein wenig ruhiger werden würde, aber als Quäker brauchte er stets eine große Aufgabe. Er trat jetzt energisch dafür ein, daß Fort Garner als Kreishauptstadt von Larkin County ein repräsentatives Verwaltungs- und Gerichtsgebäude erhalten sollte; um dieses Ziel zu erreichen, bot er alle seine Kräfte auf.
Als Direktor einer prosperierenden Eisenbahngesellschaft besaß Earnshaw Rusk einen Ausweis, der ihn dazu berechtigte, kostenlos in ganz Texas herumzufahren, und es bereitete ihm ein kindliches Vergnügen, von einem County in das andere zu reisen, um Gerichtsgebäude zu inspizieren. Dabei fielen ihm im Lauf der Zeit einige besonders schöne Gebäude auf, offenbar das Werk ein und desselben kühnen Architekten.
In der Stadt Waxahachie, wo man gerade das schönste Gerichtsgebäude von ganz Texas baute, ein mittelalterliches Gedicht in Stein und lebhaften Farben, erfuhr er, daß der Architekt James Riely Gordon hieß und sich momentan in Victoria im Süden aufhielt. Kurz entschlossen unternahm Earnshaw die weite Reise, um mit dem großen Mann zu sprechen. Zu seiner Überraschung war Gordon erst einunddreißig Jahre alt.
Ja, sagte er, er sei daran interessiert, sein nächstes Verwaltungs- und
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