Texas
leisten? Aber da gibt es einen unglaublichen Laden in einer kleinen Stadt in Spanien. Die machen tolle Kopien. Aguirre y Arranzabal. Die haben mir eine Purdy gemacht, Spezialausführung, mein Name eingraviert. alles zusammen für 4600!«
»Soviel haben Sie für eine Flinte bezahlt?« wunderte sich Todd.
»Nicht für eine Flinte. Für eine A.Y.A.«
Der Zahnarzt nahm kein Gewehr auf die Jagd mit; er liebte Hunde und hatte im hinteren Teil seines Chevrolet-Jagdwagens sechs Drahtkäfige in zwei Reihen übereinander aufgestellt, in denen er sechs preisgekrönte Hunde mitführte: zwei englische Pointer, zwei englische Setter und ein Paar bretonische Spaniels. Wenn sie das Jagdgebiet erreicht hatten, stiegen seine Freunde in seinen Wagen ein. Roy Bub fuhr, bis Todd, der von einem auf dem Wagendach festgeschraubten Stuhl aus
Ausschau hielt, Wachteln entdeckte und die Richtung angab, in der sich der Schwarm befand.
Sobald der Wagen hielt, stürzte der Zahnarzt hinaus, ließ den Hund frei, den er für diese Jagd ausgewählt hatte, und schickte ihn in die von Todd angegebene Richtung. Inzwischen waren die drei Männer mit ihren Gewehren ausgestiegen - Todd war von seinem Ausguck heruntergeklettert, und Roy Bub hatte sich hinter dem Lenkrad hervorgezwängt. Alle vier folgten zu Fuß dem Hund, der die Wachteln aufstöberte und sie geschickt verfolgte.
Eines Tages teilte Roy Bub seinen Jagdgefährten mit, daß sie und ihre Frauen zu seiner Hochzeit eingeladen seien, die am folgenden Dienstag um Mitternacht im »Davy Crockett«, einem sehr bekannten Houstoner Nachtlokal, stattfinden sollte.
»Sollen wir wirklich bei einem so wilden Fest mitmachen?« fragte Maggie, doch Todd erklärte: »Nicht nur wir, auch die Kinder!«
Maggie gefiel das ganz und gar nicht. Sie gingen zu Roy Bub. »Ich halte es nicht für richtig, daß Sie im Crockett heiraten wollen. Schließlich sind Sie ja im Ölgeschäft und so.«
Er sah sie komisch an und widersprach: »Ich bin nicht im Ölgeschäft.«
»Na hören Sie«, sagte Maggie. »Ich erinnere mich doch an Ihren weißen Lieferwagen: Roy Bub Hooker, Bohrtechnik!«
»Das stimmt schon, nur bohre ich nicht nach Öl. Ich habe die Aufschrift angebracht, damit die Leute glauben, daß ich es tue.«
»Und was bohren Sie wirklich?«
»Senkgruben. Wenn Ihre Toilette einmal verstopft sein sollte, holen Sie mich. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, daß ich woanders als im >Crockett< heirate.«
Also fuhren um zehn Uhr abends die sechs Erwachsenen und sieben Kinder zu dem riesigen, ungepflasterten Parkplatz hinaus.
Der Ölspekulant, der schon einmal dort gewesen war, versammelte seine Familie vor der Tür um sich und ermahnte sie: »Ganz gleich, was geschieht, keiner schlägt zu.« Dann führte er sie in das einstöckige Gebäude hinein.
Drinnen ging es ungeheuer laut zu. Über tausend Möchtegern-Cowboys mit Stiefeln und Stetsons, die sie um keinen Preis abnahmen, tanzten mit großer Hingabe. Es gab zahlreiche Bars, Tanzkapellen, die kamen und gingen, und überall herrschte ausgelassenes Treiben.
Die Morrisons waren noch nicht einmal zehn Minuten dort, als ein Cowboy auf Beth zutrat, sich höflich verbeugte und sie zum Tanz aufforderte. Maggie versuchte Einwände zu erheben, aber Beth war schon fort, und sobald sie sich auf dem Tanzparkett befand, hatte sie keine Lust mehr, zu ihrer Familie zurückzukehren, denn ein gutaussehender junger Mann nach dem anderen wirbelte mit ihr davon.
Der selig angeheiterte Roy Bub begrüßte alle begeistert. Die Braut tauchte gegen Viertel nach elf auf: zweiundzwanzig Jahre alt, wasserstoffblondes Haar, sehr hohe Absätze, tief ausgeschnittene Seidenbluse, sehr enge Jeans und ein Lächeln, das Eisberge schmelzen konnte. Als Roy Bub sie erblickte, stürzte er auf sie zu, ergriff ihre Hand und verkündete aus voller Kehle: »Karleen Wyspianski. Aber lassen Sie sich durch den Namen nicht erschrecken. Sie bekommt noch heute einen schöneren!« Er erklärte, daß sie in einem erstklassigen Lokal als Kellnerin arbeitete.
Sie war in einer der kleinen Ausländerenklaven aufgewachsen, von denen es in Texas so viele gibt und die außerhalb des Staates so wenig bekannt sind. In ihrem Fall handelte es sich um Panna Maria, eine polnische Siedlung, die 1850 gegründet worden war und deren Bewohner immer noch ihre Muttersprache beherrschten. Sie hatte die Schule nach der elften Klasse verlassen und war sofort nach Houston gefahren, wo sie sich von einer Stellung zur
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