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The Cutting

The Cutting

Titel: The Cutting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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nickte und schenkte ihm sein strahlendstes Lächeln.
    »Ja, ganz genau. Meine Karre ist einfach stehen geblieben. Ungefähr anderthalb Kilometer von hier.«
    »Haben Sie kein Handy?«, wollte der Junge wissen.
    »Nee. Akku ist alle.«
    »Na ja, hier. Sie können meins haben. Sind Sie Mitglied im AAA?« Der Junge streckte ihm durch das geöffnete Fenster sein Handy hin. Der Schütze kam näher, als wollte er nach dem Telefon greifen, doch dann war er in einer einzigen geschmeidigen Bewegung an der Tür, riss sie mit der linken Hand auf, packte den Jungen mit der rechten am Hinterkopf und rammte ihm die Stirn mit voller Wucht auf das Lenkrad. Und noch einmal. Blut spritzte aus der Nase des Jungen. Er brüllte los. »Du hast mir die Nase gebrochen, verdammte Scheiße! Du hast mir die Nase gebrochen!« Ohne loszulassen, machte der Schütze mit der linken Hand den Sicherheitsgurt auf und zerrte den jungen Mann unsanft aus dem Truck. Er warf ihn auf die Straße. »Du hast mir die Nase gebrochen!«, kreischte der Junge erneut.
    »Halt’s Maul, verdammt!«, sagte der Schütze. Er verpasste dem Jungen einen kräftigen Tritt ins Gesicht. »Halt einfach nur das Maul!« Dann trat er zur Sicherheit noch einmal zu, diesmal in den Magen. Der Junge krümmte sich. Er schluchzte und rang keuchend nach Luft, aber, verdammte Scheiße nochmal, das war ja kein Grund, sich nicht noch ein bisschen Spaß zu gönnen.
    Der Schütze kniete nieder, knöpfte die Jeans des Jungen auf und zog sie herunter. Seine rosafarbenen Boxershorts waren mit kleinen Reihen aus roten Herzchen verziert, und der Schütze musste lächeln. Süß, dachte er. Vielleicht würde er sich auch so eine besorgen.
    Der Schütze ging zum Pick-up und machte den Motor und die Scheinwerfer aus. In der Ferne war eine Sirene zu hören. Mehr als eine, um genau zu sein, und sie kamen näher. Verdammte Scheiße. Er musste zusehen, dass er hier wegkam. Er ging zu der Stelle, wo er die Waffe versteckt hatte, und hob sie auf. Der Junge lag leise schluchzend auf der Seite. Zu schade, so einen gut aussehenden jungen Menschen einfach auszulöschen, aber das Bürschchen hatte sein Gesicht gesehen, und überall in der Gegend wimmelte es von Polizisten. Der Schütze platzierte die Mündung ungefähr zweieinhalb Zentimeter über dem Ohr des Jungen. Dann drückte er ab.

32
    Mittwoch, 02.00 Uhr
     
    McCabe starrte geradeaus und ließ seine Gedanken schweifen. Ihm fiel wieder ein, wie sehr er Krankenhäuser verabscheute. Es waren seltsame, anonyme Stätten, wo Menschen starben, die er liebte. Er kämpfte gerade gegen das Bedürfnis einzudösen an, als er draußen die Stimme eines Mannes vernahm. Schlagartig war er hellwach. Die Stimme kam von außerhalb seines Sichtfeldes, aus der rechten Hälfte des Flurs. Die Hand an die Fünfundvierziger gelegt stand McCabe auf, ging zur Tür und sah vorsichtig um die Ecke.
    »Dreckige Hurensöhne, dreckige Hurensöhne.« Ein schmutziger Mann mit einem dick bandagierten Kopf kam auf McCabe zugehumpelt und brabbelte immer wieder dieselben Worte vor sich hin. Er war kräftig und besaß breite Schultern. Sein Alter war nur schwer zu schätzen. Die vielen Prellungen in seinem Gesicht legten den Schluss nahe, dass er bei einer Kneipenschlägerei den Kürzeren gezogen hatte. Er schien so gar nicht in dieses Krankenhaus und erst recht nicht auf eine Intensivstation zu passen, aber vielleicht lag hier ja ein Freund von ihm, den es noch schlimmer erwischt hatte. Auf seinem schmutzigen blauen T-Shirt waren ein Leuchtturm und der Satz »MAINE, WO DAS LEBEN IST, WIE ES SEIN SOLL« zu erkennen. Der Mann warf einen Blick auf die Dienstmarke an McCabes OP-Hemd. Sie schien ihn nicht weiter zu beeindrucken. Er beugte sich noch ein Stück weiter vor. »Hast du vielleicht was zu rauchen da?«, fragte er. McCabe registrierte einen leichten Südstaaten-Akzent in der rauen Stimme. Er gab keine Antwort.
    »Ich hab gesagt, hast du was zu rauchen da?«, wiederholte der Mann. Sein Atem roch eindeutig nach Altoids Pfefferminz-Pastillen. McCabe hasste Altoids. Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Kumpel. Selbst, wenn ich ’nen Glimmstängel hätte, dürftest du hier nicht rauchen. Und jetzt zieh Leine. Hau ab, bevor ich dich rausbringen lasse.«
    Für einen kurzen Moment sah es so aus, als wollte der Mann Streit anfangen, doch dann besann er sich eines Besseren. »Ach, Scheiß drauf.« Er drehte sich um und hinkte in die Richtung davon, aus der er gekommen war, vermutlich auf der

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