The Cutting
einmal gesehen?«
Sie deutete auf ein Bild des Schützen, aufgenommen nach seinem Tod. »Ja. Der da war der Fahrer, der mich immer im Hotel abgeholt und zu den Operationen gefahren hat. Ist das der Mann, der mich umbringen wollte?«
McCabe nickte. »Sind Sie jedes Mal von ihm abgeholt worden?«
»Ja.«
»War er während der Herztransplantationen mit im OP?«
»Nein.«
Als McCabe Sophies Zimmer verließ, wurde er bereits von Tom Tasco und Eddie Fraser erwartet. Fraser redete sofort los: »Wir haben den Schützen identifiziert, Mike. Jacobi hat in dem SUV ein paar brauchbare Fingerabdrücke gefunden, und das FBI hat uns einen Treffer gemeldet.«
McCabe unterbrach ihn. »Gehen wir einen Kaffee trinken«, sagte er. »Hier oben ist es mir zu voll.«
Sie nahmen den Fahrstuhl bis ins Erdgeschoss und setzten sich dort in die große Cafeteria. Es war 14.30 Uhr, und der Raum war immer noch ziemlich voll mit Gästen, die ein verspätetes Mittagessen zu sich nahmen. Sie besorgten sich drei Tassen Kaffee und suchten sich einen ruhigen Tisch im Freien. Zum ersten Mal an diesem Tag registrierte McCabe das herrliche Wetter. Sie setzten sich so hin, dass niemand sie belauschen konnte.
»Wer ist er?«, fragte McCabe.
»Sein Name ist Darryl Pollock«, sagte Tasco. »Ein Ex-Marinesoldat. Hat im Ersten Golfkrieg als Scharfschütze gedient und eine Auszeichnung für besondere Tapferkeit im Kampfeinsatz erhalten. Ist nach dem Krieg bei den Marines geblieben und der Force Recon beigetreten, der Spezialeinheit des Marine-Corps. Anscheinend hat er dort nur gekündigt, weil ein paar schwulenfeindliche Kameraden ihm das Leben schwer gemacht haben.«
»Was hat er nach dem Militärdienst gemacht?«
»Da wird der Bericht ein bisschen dünner.« Tasco las von ein paar ausgedruckten Blättern ab. »Hat als Türsteher in ein paar Schwulen-Clubs in New York gearbeitet. Etliche Festnahmen wegen Körperverletzung, weil er irgendwelche Besoffenen zu hart angepackt hat. Keine Verurteilung. Dann taucht er plötzlich in Florida wieder auf. In South Beach.«
Tasco ging seine Zettel durch. »In Florida sitzt er ’ne Weile im Gefängnis, weil er bei einer Kneipenschlägerei ein paar College-Sportler krankenhausreif geprügelt hat. Er war sauer, weil sie irgend so eine ältere Tunte, die Pollock nicht mal persönlich gekannt hat, mit schwulenfeindlichen Sprüchen angemacht haben. Er hat ihnen befohlen, damit aufzuhören. Da sind sie auf ihn losgegangen. Football-Spieler«, fügte Tasco schnaubend hinzu. »Ich schätze mal, die haben gedacht, sie seien harte Burschen. Hätte nicht viel gefehlt, und Pollock hätte einen von ihnen umgebracht. Das war 1996. 1998 ist er entlassen worden und seitdem nicht wieder aufgetaucht. Ende.«
Darryl Pollock. Duane Pollard. Die gleichen Initialen. South Beach. Lucas Kanes Geliebter? McCabe wäre jede Wette eingegangen. 1998 ändert Pollock seinen Namen und tut sich mit Kane zusammen. Er fragte sich, was Detective Sessions wohl darüber wusste. Oder was er ihm verraten würde.
»Mike, bist du noch da?« Tasco blickte ihn an. »Hallo? Gibt es vielleicht irgendwas, was ich wissen müsste?«
McCabe schüttelte den Kopf. »Nein. Tut mir leid, Tom. Gibt es Hinweise darauf, dass Pollock gelegentlich einen falschen Namen benutzt hat? Entweder vor oder womöglich auch nach seiner Zeit im Gefängnis?«
»Nach unseren Erkenntnissen nicht.«
»Tu mir einen Gefallen. Grab mal noch ein bisschen tiefer. Versuch rauszukriegen, ob Pollock jemals unter dem Namen Duane Pollard irgendwo aufgetreten ist.«
»Wer ist denn Pollard?«
»Ein kleiner Geldeintreiber aus Miami. Laut meinen Informationen soll er im März 2001 in South Beach gewohnt haben. Damals war er der Lebensgefährte eines Luxus-Zuhälters und Drogendealers namens Lucas Kane, der ganz zufällig ein lieber, alter Freund eines gewissen Dr. Philip Spencer gewesen ist.«
»Sieh an, sieh an. Wusste gar nicht, dass Spencer so nette Freunde hatte«, sagte Fraser. »Wo ist Kane jetzt?«
»Tot. Er ist 2001 ermordet worden.«
»Tatsächlich? Hat Pollock/Pollard zum Kreis der Tatverdächtigen gehört?«
»Nein. Die Kollegen in Miami Beach sagen, dass sein Alibi absolut wasserdicht war.«
»Gibt es einen konkreten Hinweis darauf, dass Spencer Pollard gekannt hat?«, wollte Tasco wissen.
»Sie könnten sich bei Kanes Beerdigung kennengelernt haben«, meinte McCabe. Dann bemerkte er in der Nähe einen Mann, der zu ihnen herübersah. Er senkte seine Stimme zu einem
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