The Walking Dead 2: Roman
deine .44er immer griffbereit.«
»Okay.«
»Und wir sollten uns alle stets vergegenwärtigen, wo der Truck steht – nur für den Fall, dass …«
Alle stimmen zu und einigen sich dann, das Städtchen in Trupps auszukundschaften, um am helllichten Tag einen Eindruck zu gewinnen. Nachmittags treffen sie sich dann wieder und beraten darüber, was als Nächstes geschehen soll.
Die harsche Sonne scheint Lilly und Josh ins Gesicht, als sie die Sporthalle verlassen. Sie schlagen die Kragen gegen die Kälte hoch. Der Schneesturm hat aufgehört, aber es ist noch immer sehr windig. Lillys Magen beginnt zu knurren. »Was dagegen, wenn wir etwas frühstücken?«, fragt sie Josh.
»Wir können uns etwas von den Sachen aus dem Walmart im Truck machen. Aber nur wenn du nichts dagegen hast, zum hundertsten Mal getrocknetes Rindfleisch und Dosenspaghetti zu essen.«
Lilly zuckt bei dem Gedanken zusammen. »Ich glaube, ich kann diese Dosenpasta nicht mehr sehen.«
»Ich habe eine Idee.« Josh tastet die Brusttasche seines Flanellhemds ab. »Komm mit … Ich lade dich ein.«
Sie biegen nach Westen ab und gehen die Hauptstraße entlang. Das bittere graue Tageslicht eröffnet ihnen einen ganz anderen Blick auf die Stadt. Die meisten Läden stehen entweder leer oder sind verbarrikadiert oder mit Gittern versehen, die Bürgersteige voller Bremsspuren und Ölflecken. Fenster und Schilder weisen Einschusslöcher auf. Passanten grüßen kaum. Hier und da ist der dreckige weiße Sand entblößt – es scheint, als ob das ganze Städtchen auf Sand gebaut ist.
Auch als Lilly und Josh in die sichere Zone gelangen, werden sie nicht gegrüßt. Die meisten Menschen, die um diese Uhrzeit im Freien sind, tragen Baumaterialien oder Proviant und scheinen es extrem eilig zu haben. Überall herrscht eine düstere Atmosphäre, ähnlich wie in einem Gefängnis. Ganze Häuserblöcke sind mit riesigen, behelfsmäßigen Maschendrahtzäunen abgetrennt. Das Brummen von Bulldozern ist überall und jederzeit zu hören. Am östlichen Horizont sitzt ein Mann mit einem Maschinengewehr und patrouilliert auf dem Dach des Stadions, das um den inneren Teil der Rennstrecke gebaut ist.
»Guten Morgen, meine Herren«, grüßt Josh drei alte Männer, die auf Tonnen vor dem Lebensmittellager sitzen und Josh und Lilly neugierig beäugen.
Einer der Alten, ein runzeliger, bärtiger Troll in einem zerfetzten Mantel und Schlapphut, wirft ihnen ein Lächeln zu und entblößt dabei seine verfaulten Zähne. »Morgen, junger Mann. Ihr gehört doch zu den Neuankömmlingen, oder?«
»Gestern Nacht eingetroffen«, erwidert Josh.
»Ihr Glücklichen.«
Die drei Kauze glucksen vor sich hin, als ob es das Lustigste wäre, das seit Jahren passiert ist.
Josh lächelt zurück und wartet, bis sie sich wieder beruhigen. »Das hier ist das Lebensmittellager, oder?«
»Könnte man so nennen.« Mehr Schmunzeln. »Behalte deine Frau im Auge.«
»Danke, das werde ich«, erwidert Josh und nimmt Lillys Hand. Sie klettern die Stufen und gehen hinein.
Der lange, schmale Laden erstreckt sich vor ihnen und ist in ein düsteres, undurchdringliches Licht getaucht. Er riecht nach Terpentin und Schimmel. Die Regale sind herausgerissen und mit Schachteln, Boxen und Kisten voll Trockengut, Kurzwaren, Toilettenpapier, großen Flaschen mit Trinkwasser, Bettwäsche und sonstigen, nicht identifizierbaren Sachen ersetzt, die bis zur Decke aufgestapelt sind. Die einzige Kundin, eine ältere Frau, dick in Jacken und Schalen eingepackt, sieht Josh, drängt sich rasch an ihm vorbei und eilt dann aus der Tür ins Freie. Sie vermeidet jeglichen Augenkontakt. Die kühle Luft und die künstliche Wärme des Heizofens knistern förmlich vor Anspannung.
In der hinteren Ecke des Ladens, zwischen Säcken voller Samengut, das bis zu den Dachsparren gestapelt ist, gibt es einen behelfsmäßigen Tresen. Ein Mann in einem Rollstuhl sitzt dahinter, flankiert von zwei bewaffneten Männern.
Josh geht zu ihm. »Und? Wie läuft es denn so heute Morgen?«
Der Mann im Rollstuhl mustert ihn mit halb geöffneten Augen. »Ach du grüne Neune, das ist aber ein Riese«, entfährt es ihm, und sein langer, strähniger Bart wackelt mit jedem Wort. Er trägt eine ausgebleichte Armee-Latzhose, ein Haarband hält seinen fettigen Pferdeschwanz zusammen. Sein Gesicht ist Zeuge jahrelanger Missachtung jeglicher gesundheitlicher Ratschläge – angefangen mit den rot umrandeten, wässrigen Augen bis hin zu seinem pickligen,
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