Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
Narbe befand sich unter der behaarten linken Brusthälfte. „Vielleicht ist auch das der Grund, warum ich noch am Leben bin.“ Er knöpfte sein Hemd wieder zu und atmete mehrmals tief durch. „Seit über zwanzig Jahren lebe ich in Angst“, sprach er weiter. „Mit jedem Tod meiner Freunde wurde meine Angst größer. Mit dem Tod meiner – Liebe – starb ein Teil in mir.“
„Ihrer Liebe?“ Helen sah ihn sehr intensiv an.
„Sie wissen viel, das gebe ich zu“, erwiderte er. „Aber nachdem, was alles passiert ist, müsste ich mich vor Theodor fürchten. Ich müsste alles daran setzen, dass er niemals das Licht des Lebens erblicken wird und glauben Sie mir, bis vor wenigen Wochen war das mein Bestreben.“
„Wollen Sie darüber reden?“, fragte Helen sofort. „Wollen Sie uns sagen, was passiert ist und was Sie dazu bewegt hat, sich um 180 Grad zu drehen.“
Kowalskis Augen flatterten, als er Helen anschaute. „Wenn Sie das Tagebuch haben, dann wissen Sie, was passiert ist“, sagte er. „Ich kenne es, wusste aber nicht, dass es noch existiert.“
„Was ist Ihnen vor wenigen Wochen widerfahren?“, hakte Bill nach.
Kowalski atmete tief durch. „Jesus“, flüsterte er. Ein Schauer nach dem anderen überfiel ihn, denn sichtbar stäubten sich seine Härchen. „Ich begegnete Jesus.“
Für lange Zeit war es still.
Annemarie trat erneut vor ihn und legte ihm ihre Hände auf die seinige. „Bitte“, sprach sie ihn leise an, „erzählen Sie es uns.“
Kowalski zitterte am gesamten Körper. Helen fasste sich immer wieder an ihren hochschwangeren Bauch.
„Jedes Jahr reise ich über den Winter nach Thailand“, begann er dann zu erzählen. „Nicht aber, um mich zu vergnügen, auch nicht wegen der schönen Landschaft. Tom und seine Freundin liegen dort begraben und ich fühle mich verantwortlich für ihren Tod. So wie ich mich auch für den Tod von Christoph verantwortlich fühle.“ Schweißtropfen nässten seine Stirn. „Von Beginn an war Pater Adriano mit mir. Lucia, seine Schwester, war meine große Liebe. Der Pater und ich, wir sprachen sehr viel miteinander und hatten wöchentlichen Kontakt. Pater Adriano verlangte von mir, ihn niemals irgendwo zu erwähnen oder auch nur seine Person anzudeuten. Stets trafen wir uns im Verborgenen und ich erfuhr dadurch von den vier Säulen der Erde und ich erfuhr von geheimen Schriften, die sich unbeachtet in einer der Bibliotheken des Vatikans befinden. Pater Adriano war auch in einem engen Kontakt mit Pater Athelwolds aus Harbourn. Nur ich wusste davon – und das macht mich schuldig. So lebte ich in ständigem Zwiespalt. Von Pater Adriano erhielt ich tiefen Einblick in das Weltgeschehen. Durch die Sitzungen, die meine Freunde und ich ständig abhielten, erfuhr ich von einem sehr machvollen Wesen, das zu allem fähig sein konnte. Pater Adriano wurde von mir über alles unterrichtet, jedoch hat er sich nie darüber geäußert. Eines Tages gab er mir etwas, das mich sehr beunruhigte.“ Aus seinem Geldbeutel nahm er ein Kettchen hervor. Dasselbe Kettchen, wie Annemarie und Henriece von Pater Adriano Centini erhalten hatten. „Sollte je die Kraft dieser drei Symbole, die des Feuers, der Ewigkeit und des Geistes dir versagen, so siehe der Zukunft mit allem Möglichen ins Auge“, sprach er mit vibrierender Stimme dieselben Worte, wie sie Annemarie und auch Henriece erfahren hatten. „Zweifle doch niemals an ihrer Wirkung, denn das wird der Untergang sein, vor diesem dich diese drei kleinen Amulette zu schützen wissen.“
Annemarie entfuhr ein unterdrückter Schrei, Henriece trat an Kowalski heran und fasste vorsichtig nach dem Kettchen.
„Das Feuer, die Ewigkeit, der Geist“, flüsterte er. „Mich beschützte dieses Amulett vor den Mächten Theodors. Ich habe es Chrissie gegeben.“
„Mich führte das Amulett“, sagte Annemarie und holte ihres hervor. „Ich erhielt es im Oktober 1962.“ Sie hielt es Kowalski entgegen, der es zittrig an sich nahm. „Wann haben Sie es erhalten?“
„Auch Oktober 1962“, erwiderte Kowalski. „Mich mahnte es zur Vorsicht und öffnete mir einen Zugang in mir selbst, das ich als meine innere Stimme bezeichnete. Vor wenigen Wochen jedoch erfuhr ich am Grabe von Tom und Monika eine Erscheinung, die sich mir eindeutig als Jesus offenbarte. Meine innere Stimme konnte ich von überall vernehmen, ein grelles Licht blendete mich und ich sah vor mir, über dem Grab meiner Freunde, eine Gestalt schweben, die zu mir sprach.
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