Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)
Preise überreichte.
»Die Leute in Minnesota sind wesentlich freundlicher als euer Volk«, sagte er. »Aber wir wollen euch nicht euren Wettbewerb versauen. Gebt Charlie einfach seinen Preis und dann gehen wir.«
Der Offizielle übergab Charlie mit einer gestammelten Entschuldigung seine Medaille.
Ein anderer Preisträger kam zu uns.
»Wisst ihr, das Musical The Music Man zeichnet ein anderes Bild von Iowa. Das Bild gefällt mir, aber nicht das, was ich hier erlebe. Ich schäme mich dafür. Charlie, Tim, ihr seid hier willkommen. Bitte gebt uns eine zweite Chance.«
Damit umarmte er Charlie und die dicke Luft verflüchtigte sich ein bisschen.
Einer von Charlie‘s Freunden aus Des Moines meldete sich als nächstes zu Wort.
»Das ist nicht Iowa, das ist Ignoranz. Die findet man leider überall. Charlie, Tim, ich hoffe ihr nehmt die Entschuldigung an.«
»Natürlich«, sagte Charlie und löste damit die Anspannung endgültig auf.
Andere kamen zu uns, um mit uns zu reden und Charlie zu gratulieren. Der Vorfall zeigte uns jedoch, das Hass und Vorurteile überall lauern können. Als ich mich umsah, bemerkte ich, dass die Ereignisse Charlie‘s Eltern am meisten getroffen hatten. Ich glaube, es war das erste Mal, dass sie eine solche Situation erlebt hatten und sie waren schockiert. Und sie hatten Angst um ihren Sohn. Sie gaben sich aber große Mühe, eine gute Miene zu wahren.
Charlie‘s Dad lud die ganze Gang und die Leute aus Des Moines zum Mittagessen ein. Alle nahmen dankbar an.
Während wir beim Essen zusammensaßen, freute ich mich wie ein kleines Kind, dass ich es geschafft hatte, diese Überraschung zu organisieren, ohne dass Charlie auch nur den Hauch eines Verdachtes gehabt hatte.
Ich freute mich, dass wirklich so viele Leute aus Des Moines gekommen waren und ich sah in Charlie‘s Augen, dass es ihm wirklich viel bedeutete. Ich sah auch, wie sich Hal angeregt mit Tom und dann mit Franklin unterhielt. Ich fragte mich, worum es in ihrer Unterhaltung ging, aber ich geduldete mich. Ich würde es schon noch erfahren.
Es dauerte keine 10 Minuten, bis Hal mit einem Messer an sein Glas schlug, um die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zu ziehen. Ich musste an den kleinen, schüchternen Jungen denken, der damals ins Camp gekommen war. Dieser Hal hätte sich so etwas niemals getraut. Ich war stolz auf ihn — vermutlich wie wir alle.
»Das war heute eine wundervolle Gelegenheit, um die Gang wieder zusammen zu bringen«, begann Hal. »Und ich freue mich darauf, viele von euch in Boston wieder zu sehen. In 2 Wochen werde ich meinen ersten großen Wettbewerb laufen, und zwar den Northern Illinois Marathon in Elgin. Es gibt vier Leute, die für mich etwas ganz besonderes sind. Ohne diese Menschen gäbe es keinen Marathon-Hal. Tom und Tim, zusammen mit Franklin und Charlie haben einen neuen Menschen erschaffen, einen Läufer und ein glückliches menschliches Wesen. Ich kann euch nicht genug dafür danken. Ich habe diese vier gebeten, bei mir zu sein, wenn ich in Elgin meine Marathon-Karriere starte. Ich möchte euch bitten, uns viel Glück zu wünschen, aber nicht nach Elgin zu kommen. Das ist etwas ganz besonders für uns fünf.«
Phil stand als erster auf, um zu applaudieren. Er ging zu Hal und umarmte ihn.
»Franklin wird mir an diesem Wochenende wirklich fehlen«, sagte er. »Aber du hast es verdient. Viel Glück bei deinem Rennen.«
Alle anderen schlossen sich den Glückwünschen an und respektierten Hal‘s Wunsch.
Wir würden uns alle in Boston zusammen wiedersehen.
Die nächsten beiden Wochen verliefen in unserem normalen, stressigen Rhythmus. Morgens Training, danach für mich Schule, für Charlie ging es auf die Bogenschießanlage. Nach der Schule hatte ich wieder Training, zu dem mich Charlie oft begleitete. Nach dem gemeinsamen Abendessen mit meinen Eltern zog ich mich in unser Zimmer zurück, um Hausaufgaben zu machen. Charlie nutzte diese Zeit meistens, um in seinem Zimmer im Keller mit den Gewichten zu arbeiten. Anschließend gingen wir ins Bett, liebten uns und genossen die gemeinsame Zeit, die wir hatten.
Wir sprachen über den Tag, was uns durch den Kopf ging und erzählten uns unzählige Male, wie sehr wir uns liebten. In der Regel schliefen wir in unserer Lieblingsposition ein. Ich genoss es, für Charlie mit dem Hintern zu wackeln und seine Hände zu spüren, die mich überall zärtlich streichelten. Ich fühlte mich wohl und geborgen. Ich war glücklich.
Charlie und ich hatten
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