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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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sein?«
    Die Frau zuckte die Achseln. »Nur der Ungewitzte, Mylord, sieht Witz, wo keiner ist.«
    Der dunkle Ritter schnaubte. »Schnelle Worte, um schnell zu verschleiern, was dahintersteckt.« Malegant rückte noch näher an Chris heran, bis die beiden sich, nur Zentimeter voneinander entfernt, Auge in Auge gegenüberstanden. Er starrte Chris unverwandt an, während er la ngsam und bedächtig anfing, seine Kettenhandschuhe auszuziehen. »Squire Christopher, nennt man Euch so?« Chris sagte nichts, sondern nickte nur.
    Chris hatte eine Heidenangst. Gefangen in einer Situation, die er nicht verstand, in einem Saal voller blutrünstiger Soldaten, die kaum besser waren als Straßenräuber, und Auge in Auge mit diesem dunklen, wütenden Mann, dessen Atem nach faulen Zähnen, Knoblauch und Wein stank – er mußte sich sehr zusammennehmen, um keine weichen Knie zu bekommen.
    In seinem Ohrstöpsel hörte er Marek sagen: »Sag nichts — egal, was passiert.«
    Sir Guy blickte ihn argwöhnisch an. »Ich habe Euch eine Frage gestellt, Squire. Wollt Ihr mir antworten?« Er zog noch immer seinen Handschuh aus, und Chris war überzeugt, daß er ihn gleich mit der bloßen Faust schlagen würde.
    »Sag nichts«, schärfte ihm Marek ein.

Chris befolgte diesen Rat nur zu gern. Er atmete tief ein und nahm seinen ganzen Mut zusammen. Seine Beine zitterten und fühlten sich an wie Gummi. Schon glaubte er, vor diesem Mann gleich zusammenzubrechen, aber er konnte sich gerade noch beherrschen. Noch ein tiefer Atemzug.
    Sir Guy wandte sich an die Frau. »Madame, spricht er auch, Euer Retter? Oder seufzt er nur?«
    »Wenn es Euch beliebt, Sir Guy, er kommt aus fernen Ländern und versteht oft unsere Sprache nicht.«
    »Die mihi nomen tuum, scutari.« Nennt mir Euren Namen.
    »Ich fürchte, er spricht auch kein Latein, Sir Guy.«
    Malegant machte ein angewidertes Gesicht. »Commodissime. Höchst passend, dieser stumme Squire, denn wir können ihn nicht fragen, wie er hierherkommt und zu welchem Zweck. Dieser irische Squire ist weit weg von zu Hause. Und doch ist er kein Pilger. Er steht in niemandes Diensten. Was ist er? Warum ist er hier? Seht Ihr, wie er zittert? Was hat er zu fürchten? Von uns nichts.
    Mylord — außer er ist eine Kreatur dieses Arnaut, die hier ist, um zu kundschaften. Dies würde ihn wahrlich stumm machen. Ein Feigling wagt nicht zu sprechen.«
    Marek flüsterte: »Nicht antworten…«
    Malegant stieß Chris hart vor die Brust. »Nun, feiger Squire, ich nenne Euch Spitzel und Halunke und nicht Manns genug,  Eure wahren Absichten zu erklären. Ich hätte Verachtung für Euch, wäre das nicht unter meiner Würde.«
    Der Ritter zog seinen Handschuh nun ganz aus und warf ihn mit angewidertem Kopfschütteln zu Boden. Der Kettenhandschuh landete klirrend auf Chris' Zehen. Sir Guy wandte sich mit stolz erhobenem Kopf ab und kehrte zum Tisch zurück.
    Jeder im Saal starrte Chris an.
    Claire, die hinter ihm stand, flüsterte: »Der Handschuh…«
    Er warf ihr einen Seitenblick zu.
    »Der Handschuh!«
    Was ist mit dem Handschuh? fragte er sich, bückte sich aber und hob ihn auf. Er lag schwer in seiner Hand. Chris hielt ihn Claire hin, aber die hatte sich bereits abgewandt und sagte: »Ritter, der Squire hat Eure Herausforderung ange nommen.«
    Was für eine Herausforderung, dachte Chris.
    Unverzüglich erwiderte Sir Guy: »Drei Lanzen ohne Schutz, à outrance.«
    Marek sagte: »Du armer Trottel. Weißt du, was du eben getan hast?«
    Sir Guy wandte sich an Lord Oliver am Fürstentisch: »Mylord, ich bitte Euch, laßt das heutige Turnier mit unserem  Duell beginnen.«
    »So sei es«, sagte Oliver.
    Sir Daniel zwängte sich durch die Menge nach vorne und verbeugte sich. »Mylord Oliver, meine Nichte treibt diesen Scherz zu weit und zu einem unwürdigen Ausgang. Es mag sie belustigen, daß Sir Guy, ein Ritter besten Leumunds, sich zu einem Duell mit einem Gegner hinreißen läßt, der nichts ist als ein Squire. Aber Sir Guy erweist sich selbst und seiner Ehre einen schlechten Dienst, wenn er sich auf ihre Ränke einläßt.«
    »Ist das so?« fragte Lord Oliver und sah den dunklen Ritter an.
    Sir Guy Malegant spuckte auf den Boden. »Ein Squire? Fürwahr, das ist kein Squire, das ist ein Ritter in Verkleidung, ein Schurke und ein Spitzel. Er wird den Lohn für seinen Betrug bekommen. Ich werde noch heute gegen ihn antreten.«
    Sir Daniel sagte: »Wenn es Mylord beliebt, ich glaube, das geziemt sich nicht. Denn er ist wahrlich

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