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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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laß dich aus dem Sattel heben. Das sollte nicht schwierig sein. Laß dich auf die Erde fallen und rühre dich nicht, damit es so aussieht, als wärst du bewußtlos.  Was du durchaus sein kannst. Steh unter keinen Umständen auf. Verstanden?«
    »Nicht aufstehen.«
    »Genau. Egal, was passiert, bleib einfach liegen. Wenn Sir Guy dich aus dem Sattel geholt hat und du bewußtlos bist, ist der Kampf vorüber. Aber wenn du aufstehst, ruft er nach einer zweiten Lanze oder geht zu Fuß mit seinem Breitschwert auf dich los und tötet dich.«
    »Nicht aufstehen«, wiederholte Chris.
    »Genau«, sagte Marek. »Egal, was passiert. Steh nicht auf.« Er klopfte Chris auf die Schulter. »Mit ein wenig Glück kommst  du heil aus der Sache wieder raus.«
    »O Gott«, sagte Chris.
    Wieder galoppierten Pferde vorbei, und die Erde erzitterte.
    Sie verließen die Wiese und gingen zwischen den vielen Zelten hindurch, die am Rand des Turnierplatzes aufgestellt waren. Die Zelte waren klein und rund und bunt gemustert mit Streifen und Zickzacklinien. Über jedem Zelt flatterte ein Wimpel. Davor waren Pferde angebunden. Knappen und Knechte eilten hin und her und schleppten Rüstungen, Sättel, Heu und Wasser. Einige Knappen rollten Fässer über die Erde. Die Fässer machten ein leises rieselndes Geräusch.
    »Da ist Sand drin«, erklärte Marek. »Man rollt die Kettenpanzer in Sand, um den Rost zu entfernen.«
    »Aha.« Chris versuchte, sich auf solche Details zu konzentrieren, um sich von dem abzulenken, was ihm bevorstand. Aber er kam sich vor, als ginge er zu seiner eigenen Hinrichtung.
    Sie betraten ein Zelt, in dem drei Knappen warteten. In einem Winkel brannte ein wärmendes Feuer, auf einer Decke auf dem Boden war eine Rüstung ausgebreitet. Marek untersuchte sie  kurz und sagte dann: »Die ist in Ordnung.« Dann wandte er sich zum Gehen.
    »Wo gehst du hin?«
    »In ein anderes Zelt, um meine Rüstung anzuziehen.«
    »Aber ich weiß nicht, wie —«
    »Die Knappen legen sie dir an«, sagte Marek und verließ das Zelt.
    Chris musterte die Rüstung auf dem Boden, vor allem den Helm, der einen dieser spitzen Schnäbel hatte, so daß er aussah wie eine große Ente. Darüber befand sich nur ein kleiner Schlitz für die Augen. Aber neben diesem Helm lag noch ein anderer, der etwas gewöhnlicher aussah, und Chris dachte, daß —
    »Mein guter Squire, wenn es Euch beliebt.« Der Oberknappe, der ein wenig älter und besser gekleidet war als die anderen, redete mit ihm. »Ich bitte Euch, stellt Euch hierher.« Er deutete in die Mitte des Zelts.
    Chris stellte sich dorthin und spürte, wie viele Hände über seinen Körper huschten. Die Knappen zogen ihn schnell bis zur leinenen Unterwäsche aus, und als sie seinen Körper sahen, erhob sich ein besorgtes Murmeln.
    »Wart Ihr krank, Squire?« fragte einer.
    »Äh, nein…«
    »Ein Fieber oder ein Leiden, das Euch so geschwächt hat,  wie wir Euch jetzt sehen?«
    »Nein«, erwiderte Chris und runzelte die Stirn.
    Schweigend begannen sie nun, ihm die Rüstung anzulegen. Zuerst dicke Filzbeinlinge und ein gepolstertes, langärmeliges und vorne zu knöpfendes Untergewand. Sie baten ihn, die Arme zu beugen. Er schaffte es kaum, so dick war das Tuch.
    »Es ist noch steif vom Waschen, aber das gibt sich«, sagte einer.
    Chris glaubte nicht so recht daran. O Gott, dachte er, ich kann mich kaum rühren, und sie haben mir noch nicht einmal die Rüstung angelegt. Jetzt schnallten sie ihm Metallplatten auf Oberschenkel, Schienbeine und Knie. Dann kamen die Arme dran. Nach jedem Stück baten sie ihn, das entsprechende Glied zu bewegen, um zu kontrollieren, ob die Riemen nicht zu fest saßen.
    Als nächstes wurde ihm ein Kettenhemd über den Kopf gestreift. Es lag ihm schwer auf den Schultern. Während der Brustpanzer umgelegt wurde, stellte ihm der Oberknappe eine Reihe Fragen, die er alle nicht beantworten konnte.
    »Sitzt Ihr aufrecht oder an den Hinterzwiesel gelehnt?«
    »Legt Ihr die Lanze ein oder stützt Ihr sie auf?«
    »Laßt Ihr Euch am Knauf einhängen oder sitzt Ihr frei?«
    »Die Steigbügel tief oder na ch vorne?«
    Chris murmelte nur unverbindlich. Unterdessen wurden ihm  weitere Rüstungsteile angelegt und weitere Fragen gestellt.
    »Beweglicher Bärlatsch oder fester?«
    »Unterarmschiene oder Seitenplatte?«
    »Breitschwert links oder rechts?«
    »Stahlhaube unter dem Helm oder nicht?«
    Mit jedem Stück kam er sich schwerfälliger vor, und jedes Gelenk, das mit Metall umhüllt

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