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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Bogenschützen waren höchst diszipliniert, und sie übten jeden Tag.
    »Diese Männer sind die neue militärische Macht«, sagte Marek. »Sie entscheiden jetzt die Schlachten. Schau sie dir an.«
    Chris stützte sich auf den Ellbogen. »Du machst Witze«, sagte er. Die Bogenschützen waren jetzt mehr als zweihundert Meter von ihren Zielscheiben entfernt – die Länge von zwei Fußballfeldern. Auf diese Distanz waren sie nur winzige Gestalten — und doch richteten sie zuversichtlich ihre Bogen gen Himmel. »Meinen die das ernst?«
    Der Himmel war schwarz vor surrenden Pfeilen. Kurz darauf trafen sie die Zielscheiben oder bohrten sich knapp daneben ins Gras.
    »Die meinen es ernst«, sagte Chris.
    Eine neue Garbe rauschte durch die Luft. Und noch eine und noch eine. Marek zählte. Drei Sekunden zwischen den Garben. Es stimmt also wirklich, dachte er: Englische Bogenschützen konnten zwanzig Schuß pro Minute abgeben.
    »Heranstürmende Ritter halten einem solchen Angriff nicht stand«, sagte er. »Die Pfeile töten Reiter und Pferde. Das ist der Grund, warum die englischen Ritter absteigen, um zu kämpfen. Die Franzosen greifen immer noch auf traditionelle Art an, und deshalb werden sie einfach niedergemetzelt, bevor sie überhaupt in die Nähe der Engländer kommen. Viertausend tote Ritter bei Crecy, noch mehr bei Poitiers. Eine hohe Zahl für diese Zeit.«
    »Warum ändern die Franzosen nicht ihre Taktik? Sehen Sie denn nicht, was passiert?«
    »Sie sehen es, aber es bedeutet das Ende eines ganzen Lebensstils, eigentlich einer ganzen Kultur«, sagte Marek.
    »Ritter sind alle von Adel; ihre Art zu leben ist zu teuer für das gemeine Volk. Ein Ritter muß sich seine Rüstung und mindestens drei Schlachtrosse kaufen, und er muß für den Unterhalt seines Gefolges aus Knappen und Bediensteten sorgen. Und diese edlen Ritter waren bis jetzt der entscheidende Faktor in der Kriegsführung. Doch das ist jetzt vorbei.« Er deutete zu den Bogenschützen auf der Wiese. »Diese Männer kommen aus dem einfachen Volk. Sie gewinnen durch Koordination und Disziplin. Für sie geht es nicht um Heldenmut und Tapferkeit. Sie erhalten einen Lohn und tun ihre Arbeit. Aber sie sind die Zukunft der Kriegsführung – bezahlte, disziplinierte, gesichtslose Truppen. Die Ritter sind am Ende.«
    »Außer bei den Turnieren«, entgegnete Chris mürrisch.
    »Das ist so ziemlich das einzige, was ihnen bleibt. Aber sogar dort macht sich der Wandel bemerkbar. All diese Plattenpanzer über den Kettenhemden – das ist alles wegen der Pfeile. Durch einen ungeschützten Mann geht ein Pfeil glatt durch, und er durchdringt auch ein Kettenhemd. Also brauchen die Männer Plattenpanzer. Und die Pferde ebenfalls. Aber bei einer solchen Garbe…« Marek deutete zu dem surrenden Regen aus Pfeilen. »Da ist es vorbei.«
    Chris warf einen Blick zurück zum Turnierplatz. Und dann sagte er: »Na, wird aber auch langsam Zeit!«
    Marek drehte sich um und sah fünf livrierte Pagen, die in Begleitung zweier Wachen in roten und schwarzen Überwürfen auf sie zukamen. »Jetzt komme ich endlich aus diesem verdammten Metall heraus.«
    Chris und Marek standen auf, als die Männer sie erreicht hatten. »Ihr habt die Regeln des Turniers verletzt, den edlen Ritter Guy Malegant entehrt und das Wohlwollen Lord Olivers  mißbraucht. Ihr seid verhaftet und habt mit uns zu kommen.«
    »Moment mal«, sagte Chris. »Wir haben ihn entehrt?«
    »Ihr habt mit uns zu kommen.«
    »Moment mal.«
    Der Soldat schlug ihm kräftig auf den Kopf und stieß ihn vorwärts. Marek folgte. Flankiert von den Wachen gingen sie zur Burg.
    Kate war noch immer auf dem Turnier und suchte nach Chris und André. Zuerst dachte sie daran, in den Zelten auf der anderen Seite des Turnierplatzes nachzuschauen, aber dort waren nur Männer — Ritter und Knappen und Pferdeknechte — , und deshalb ließ sie es sein. Das hier war eine fremde Welt, Gewalt lag in der Luft, und sie hatte beständig das Gefühl, in Gefahr zu sein. Fast jeder in dieser Welt war jung: Die Ritter, die über den Platz stolzierten, waren Mitte Zwanzig oder Anfang Dreißig, und die Knappen und Burschen waren noch Knaben. Kate war gewöhnlich angezogen und offensichtlich keine Adlige. Wenn man sie einfach davonschleppen und vergewaltigen würde, dachte sie, würde keiner davon Notiz nehmen.
    Obwohl es Mittag war, merkte sie, daß sie sich verhielt, wie sie es in New Haven bei Nacht tat. Sie versuchte, nie allem zu sein, sondern sich immer

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