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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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zu dicht an der Wand. Unter den Tischen? Nein, dort würden sie zuerst nachsehen. Wo? Wo? Plötzlich sah sie den riesigen Kamin, das Feuer loderte immer noch hoch. Gab es nicht einen Geheimgang, der aus dem Saal hinausführte? War der hier oder war der in La Roque? Sie wußte es nicht mehr.
    Sie sah sich selbst in Khaki-Shorts, Polohemd und Nike-Turnschuhen, wie sie träge durch die Ruinen schlenderte und sich Notizen machte. Ihre einzige Sorge – falls sie damals überhaupt eine gehabt hatte — war es gewesen, ihre Kollegen zufriedenzustellen.
    Sie hätte besser aufpassen sollen.
    Die Männer kamen näher. Es blieb keine Zeit mehr. Sie rannte zu dem fast drei Meter hohen Kamin und schlüpfte hinter den großen, halbrunden vergoldeten Schirm. Das Feuer war glühend heiß, Hitzewellen brandeten gegen ihren Körper. Sie hörte die Männer in den Saal kommen, schreiend und suchend  liefen sie umher. Sie drückte sich hinter den Schirm, hielt den Atem an und wartete.
    Tritte und Stöße, das Scheppern von Geschirr. Die Stimmen der Männer konnte Kate nicht verstehen, sie verschmolzen mit dem Prasseln der Flammen hinter ihr. Ein metallisches Klappern war zu hören, als irgend etwas umfiel, es klang wie ein Fackelständer, etwas Großes.
    Sie wartete.
    Ein Mann bellte eine Frage, aber sie hörte keine Antwort. Ein anderer rief eine zweite Frage, und diesmal hörte sie eine leise Antwort. Es klang nicht wie ein Mann. Mit wem sprachen sie? Etwa eine Frau? Kate horchte: Ja, es war eine Frauenstimme. Sie war sich ganz sicher.
    Noch ein Wortwechsel, und dann das Klirren von Rüstungen, als die Männer aus dem Saal liefen. Kate spähte hinter dem vergoldeten Schirm hervor und sah sie durch die Tür verschwinden.
    Sie wartete noch einen Augenblick und kam hinter dem Schirm hervor.
    Im Saal stand ein junges Mädchen von zehn oder elf Jahren. Sie hatte ein weißes Tuch um den Kopf gewickelt, so daß nur ihr Gesicht zu sehen war. Sie trug ein locker fallendes, rosafarbenes Kleid, das fast bis zum Boden reichte. Im Arm trug sie einen goldenen Krug, aus dem sie Wasser in die Kelche auf dem Tisch  goß.
    Das Mädchen begegnete ihrem Blick und starrte sie nur an.
    Kate befürchtete, daß sie aufschreien würde, aber sie tat es  nicht. Sie sah sie nur einen Augenblick lang neugierig an und sagte dann: »Sie sind nach oben gelaufen.«
    Kate drehte sich um und rannte davon.
    Durch die hohen Fenster drangen das Schmettern der Trompeten und das Geschrei der Turnierzuschauer in die Zelle  zu Marek und Chris. Der Wachsoldat machte ein unglückliches Gesicht, beschimpfte Marek und den Professor und kehrte dann zu seinem Hocker zurück.
    Der Professor fragte leise: »Hast du noch einen Marker?«
    »Ja«, sagte Marek. »Hast du deinen noch?«
    »Nein, ich habe ihn verloren. Ungefähr drei Minuten,  nachdem ich hier ankam.«
    Der Professor berichtete, er sei in der bewaldeten Ebene in der Nähe des Flusses und des Klosters gelandet. ITC hatte ihm versichert, daß dies ein menschenleerer Fleck sei, aber ideal gelegen. Ohne sich weit von der Maschine zu entfernen, könne er alle wichtigen Orte seiner Ausgrabung sehen.
    Was dann passiert war, war reines Pech: Der Professor war genau in dem Augenblick gelandet, als eine Gruppe Holzfäller mit geschulterten Äxten zur Arbeit in den Wald ging.
    »Sie sahen die Lichtblitze, und dann sahen sie mich und fielen betend auf die Knie. Erst glaubten sie, sie hätten ein Wunder gesehen. Dann überlegten sie es sich anders, und die Äxte kamen von den Schultern«, sagte der Professor. »Ich dachte, sie würden mich töten, aber zum Glück kann ich Provenzalisch. Ich überzeugte sie, mich zum Kloster zu bringen und die Mönche entscheiden zu lassen, was ich bin.«
    Die Mönche nahmen ihn den Holzfällern ab, zogen ihn aus und untersuchten seinen Körper nach Stigmata. »Sie suchten an ziemlich ungewöhnlichen Stellen«, sagte der Professor. »Und deshalb verlangte ich, den Abt zu sehen. Der Abt wollte wissen, wo sich der Geheimgang in La Roque befindet. Ich glaube, er hat ihn Arnaut versprochen. Wie auch immer, ich vermutete, daß er in den Dokumenten des Klosters zu finden sein müsse.« Der Professor grinste. »Ich erklärte mich bereit, seine Pergamente für ihn durchzugehen.«
    »Ja?«
    »Und ich glaube, ich habe ihn gefunden.«
    »Den Geheimgang?«
    »Ich glaube schon. Er folgt einem unterirdischen Fluß, das heißt, er muß ziemlich lang sein. Er fängt an einem Ort an, der die grüne Kapelle heißt.

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