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Titan 04

Titan 04

Titel: Titan 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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eine Münze. Offensichtlich wird eine Zeitung gekauft.«
    Bergenholm nickte. »Soweit bin ich auch gekommen.«
    Aber warum wurde es getan? Warum machten sich de la Metre und seinesgleichen diese Tatsache zunutze?
    »Genau. Sie sind darauf gekommen. An dem Tag, nachdem Sie die erste Andeutung erfuhren, hatten Sie schon genug gelernt, um meine Handlungsweise nachzuahmen und den Bus zu besteigen. In Wirklichkeit geben unsere Schaffner den Fahrgästen natürlich kein Geld – aber Sie mußten zu dem Glauben gebracht werden, daß sie es täten, und so kamen Sie zu einer neuen Sicht, die Sie Ihrer Meinung nach befähigte, außerhalb der Gestaltqualitäten der Stufe eins zu leben. Für uns war dies der Beweis, daß Sie imstande sind, die schützende Mimikry anzunehmen, die uns in die Lage versetzt, so zu leben, wie wir es tun. Sie bestätigten unsere frühere Entscheidung, an Sie heranzutreten.«
    »Warum traten Sie an mich heran?« fragte Bergenholm. Er hatte seine Apathie überwunden und beobachtete sein Gegenüber aufmerksam, um Anzeichen einer Lüge zu entdecken.
    »Sie haben unter Fehlern in der gestalthaften Organisation ›gelitten‹ – aber das ist das falsche Wort«, erwiderte de la Metre. »Erinnern Sie sich, wie Sie im falschen Stockwerk Ihres Hauses aus dem Aufzug stiegen? In Wirklichkeit war es nicht das falsche Stockwerk. Sie verließen den Aufzug im zehnten Stock, wo Sie Ihre Wohnung haben. Aber diesmal hatten Sie beim Hinauffahren die Stockwerke gezählt, statt einfach zu warten, bis die richtige Nummer über der Tür aufleuchtete. Als der Aufzug zufällig im zehnten Stock hielt – dem echten zehnten Stock –, stiegen Sie aus.«
    »Ja, ich erinnere mich daran«, sagte Dexter. »Ich stieg gleich wieder in den Aufzug, als ich die Zahl an der Aufzugtür sah, es war die Neun.«
    De la Metre lächelte. »Genau. In dem Gebäude gibt es zwei neunte Stockwerke.«
    Bergenholm war über das Stadium hinaus, wo solche Enthüllungen ihn beeindruckt hätten.
    »Warum?« fragte er. »Was haben Sie und Ihresgleichen vor? Ist Ihre eigene Welt nicht besser als die unsrige?«
    »Aber mein lieber Freund, dies ist unsere Welt. Wir sind völlig menschlich. Wir machen uns einfach einen menschlichen Wesenszug zunutze. Neben der Gesellschaft der Stufe eins haben wir eine zweite, heitere und ungestörte Gesellschaft errichtet, das ist alles. Es mag ein menschliches Vorrecht sein, ein entnervendes Leben zu führen und herumgestoßen zu werden, aber es ist ebenso ein menschliches Vorrecht, etwas dagegen zu tun. Und das haben wir getan, schon vor einigen Generationen. Wenn die Menschen der Stufe eins ihre Ärgernisse haben wollen, dann sollen sie sie haben. Uns braucht das nicht zu kümmern.«
    Bergenholm – der auch Dexter Bergenholm oder Dexter oder einfach ›er‹ genannt werden konnte, ohne damit zu unterstellen, daß jedes Etikett eine andere Person bedeutete – hatte seinen Cocktail ausgetrunken, der in Wirklichkeit nicht seiner, sondern de la Metres war, da dieser dafür bezahlt hatte. Er dachte daran und an die Myriaden von Gestaltformen, die Summe und Substanz des Lebens, der Erfahrung und der Kommunikation ausmachen, und in diesem Augenblick war das Leben nicht ein glatt fortschreitendes, im wesentlichen unveränderliches Ganzes, sondern ein Zuwachs von Teilen, die im allgemeinen – aber nicht immer – die gleichen Muster bildeten. Sogar die Gesellschaft in der Gesellschaft – de la Metres und seine Gesellschaft – war ein aus Gestalten zusammengesetzter Gestaltzusammenhang.
    »Warum sich also an eine nervenzermürbende und undankbare Existenz binden lassen?« sagte de la Metre. »Wir haben jetzt unsere eigene Technologie, unsere eigenen Traditionen und Gewohnheiten. Sie werden unser Leben heiter und unendlich weniger beschwerlich finden.« Er lächelte wieder. »Wir brauchen Ihre Antwort nicht sofort. Denken Sie ein paar Tage darüber nach. Nun, ich könnte mir denken, daß Ihre Frau Sie gern zu Haus haben möchte.«
    Also hatte de la Metre mit der Abwesenheit seiner Frau nichts zu tun. Dann war sie wahrscheinlich Einkaufen gegangen.
    Bergenholm fiel ein Stein vom Herzen, und er erkannte, daß der größte Teil seiner Unruhe einfach auf Sorge um sie beruht hatte. Schließlich war sie seine Frau.
    »Ja, ich werde darüber nachdenken«, sagte er. »Und danke – vielen Dank. Ich werde übermorgen vorbeikommen. Meinen Sie nicht, daß wir im Hinblick auf meine Frau eine Lösung finden können?«
    »Oh, gewiß. Das

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