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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J.Bick
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hervortretenden Augen und den nach Luft schnappenden Mund des alten Mannes kaum noch erkennen, war sich nicht einmal mehr der Finger bewusst, die kraftlos an seinen Händen zerrten. Er tobte vor Wut und war entschlossen, diesen Ritter zu töten, ihm das Leben aus dem Leib zu quetschen! Er fühlte Erikssons brüchigen
    Adamsapfel, und ihm kam der Gedanke, ihn zu zertrümmern. Ja, das würde höchst amüsant werden. Denn dann konnte er sich zurücklehnen und zuschauen, wie der alte Mann wie ein Fisch auf dem Trockenen verendete ... »Alter Mann«, fauchte er mit geballten Fäusten. »Alter Mann!«
    Es war kein plötzlicher Gewissensbiss, der Eriksson das Leben rettete, und auch nicht seine Zähigkeit. Es war die Wache, die den Tumult in der Kabine des Tai-shu hörte und nachzuschauen wagte, was da vor sich gehen mochte. Sakamoto hörte ein Klicken, sah, wie die Luke sich mit einem Seufzen öffnete - und dann das bleiche, konsternierte Gesicht des Postens.
    »Was glotzt du so?!« Keuchend vor Wut schleuderte Sakamoto Eriksson beiseite und stand auf, während sich der Ritter mit um den Hals geklammerten Händen am Boden wand. »Habe ich dich gerufen? Nein? Dann verschwinde!« Nachdem sich der Wachposten hastig zurückgezogen hatte, warf der Tai-shu dem am Boden liegenden Ritter, der immer noch nach Luft schnappte, einen düsteren Blick zu. »Pah!« Er spuckte aus. Sein Speichel flog durch die Luft und zerplatze auf Erikssons Wange. »Sie sind die Anstrengung nicht wert.«
    Er stieg über Eriksson, griff nach seiner Karaffe, schüttete mit einer heftigen Bewegung Wein in einen leeren Kelch und kippte ihn mit der Zufriedenheit eines Mannes nach getaner Arbeit hinunter. »Stehen Sie auf«, herrschte er seinen Gefangenen an. »Bevor ich es mir anders überlege.« Die Worte
    gingen halb unter, während er weiter trank.
    Langsam - schmerzhaft langsam - kam Eriksson zentimeterweise hoch. Seine Worte waren nur ein gequältes Flüstern. »Sie ... werden sich ... noch ... wünschen ... Sie hätten ... mich ... getötet.« Ein Hustenanfall schüttelte seinen hageren Körper, und er klappte verkrampft vornüber.
    Sakamotos Augen wurden so schmal wie die einer wachsamen Echse. »Glauben Sie? Ich nicht... nicht auf absehbare Zeit. Sie sind ein erstklassiger Köder, Eriksson, eine unwiderstehliche Fliege.«
    »Für Katana?« Der alte Mann schüttelte schwach den Kopf. »Sie ist zu ... zu schlau für Sie. Sie wird nie ... niemals ...«
    »Kommen?« Sakamotos Wut war schon verraucht. Er ließ sich in seinen Sessel fallen. »Warten wir es ab, alter Mann. Sie wird kommen.« Plötzlich atmete Sakamoto kräftig auf, klatschte in die Hände und rieb sie sich kräftig. Er griff nach einem zierlichen Stück Blätterteigkonfekt und bemerkte in lockerem Gesprächston: »Ich habe einen neuen Koch, Shujin Na-nashi. Er hat wirklich Talent. Wissen Sie, wie er das hier nennt? Inzanamis Wonne. Wissen Sie, wer Inza-nami ist, Eriksson?«
    »Hölle«, keuchte der Ritter. »Sie ist die Wächterin der Hölle.«
    »Ja genau, der Hölle.« Und dann setzte er ein träges Lächeln auf, das man hätte selig nennen können, wäre es nicht so grauenhaft gewesen. »Und ich heiße Sie willkommen«, sagte er und aß.
    Landungsschiff Schwarzer Wind, im Anflug auf Saffel Präfektur II, Republik der Sphäre
    4. September 3135
    »Was?« Noch halb im Schlaf kniff der MechKrieger, ein schlaksiger Bursche namens Evans, die Augen zusammen. Der braune Fleck wurde zu einem MechTech, etwa von seiner Statur und Masse. Er stand halb im Schatten und war kaum zu erkennen. Andererseits war es Nachtzeit an Bord. Seine Gedanken waren träge und sein Mund schmeckte nach dem Boden eines Schwebers.
    »Ich bitte um Verzeihung, Chu-i«, erklärte der Tech, »aber Jingo-san bittet, dass Sie sich sofort im Mechhangar melden.«
    »Jingo?« Gähnend kratzte sich Evans die Bartstoppeln an der rechten Kinnlade. »Er arbeitet doch in der Tagschicht. Was, zum Teufel, macht er um diese Zeit da unten?«
    »Uns die Hölle heiß. Er springt im Fünfeck, weil der Tai-shu den Abwurf leiten wird.« Der Tonfall des Techs wirkte leicht bettelnd. »Bitte,
    wenn Sie nicht kommen, lässt er es an mir aus.«
    »Hmmm.« Evans rieb sich den Hinterkopf. Er gehörte zu der Sorte Mensch, die mindestens drei große Tassen heißen, schwarzen Kaffee benötigte, um überhaupt ansprechbar zu sein. Und wenn er wirklich wach sein wollte, fünf. Außerdem hatte er seinen Panther über ein Dutzend Mal überprüft, und alles

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